Organisation

Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

„Ich bringe Offenheit, meinen Glauben und meinen Humor mit“

Abt Gerhard Hafner im Gespräch mit Dagmar Kleewein

Abtpräses Johannes Perkmann von der österreichischen Benediktinerkongregation beauftragte Abt Gerhard Hafner zur Administration des Stiftes St. Paul im Lavanttal.

Anfang Mai hat Abtpräses Johannes Perkmann Sie gebeten, Administrator in St. Paul zu werden. Sind Sie in St. Paul angekommen?

HAFNER: Abtpräses Johannes Perkmann hat mich gebeten, die Administration hier in St. Paul zu übernehmen, weil P. Marian Kollmann zurückgetreten ist und viele Austritte stattgefunden haben. Ich danke meinem Prior von Admont P. Maximilian Schiefermüller, dass wir hier gemeinsam Stabilität zeigen. Es geht nicht nur um eine „Nabelschau“ des Klosters. Viele Angestellte, die mit dem Kloster verbunden sind, fragen sich: „Wie geht es weiter?“ Beim Wort Ankommen ist es so, dass einmal in der Woche P. Prior Maximilian Schiefermüller oder ich zu Beginn in St. Paul sein werden, um ein Gesprächsklima zu schaffen, damit wir gemeinsam die Situation betrachten und gut in eine Zukunft hineingehen. Es wird eine Umstellung erforderlich sein. Ab Herbst werden vier Mitbrüder das Kloster beleben. Diese werden auch das Gebet im Haus tragen. Wir achten darauf, dass das Gebet auf einem guten Fundament steht. Denn ohne Gebet gibt es kein Kloster. Das heißt, ein Teil dieser Zeit wird dem Kloster gewidmet, auch wenn die Mitbrüder sehr bewährt in der Seelsorge sind. Angekommen bin ich in dem Sinn, indem ich mich den Mitarbeiter:innen des Stiftes und dem Lehrkörper des Stiftsgymnasium mit Direktorin Ines Leschirnig-Reichel vorgestellt habe. Ich bin sehr herzlich empfangen worden. Wichtig ist, dass es zu einer Gesprächsgruppe mit den Mitbrüdern kommt, die zu St. Paul dazugehören.

Was verbindet Sie mit St. Paul?

HAFNER: Ich habe auch wahrgenommen, dass es in Kärnten nicht so bekannt ist, dass Admont die heilige Hemma gestiftet hat. Hätte sie die Stiftung nicht gemacht, hätte es Admont nicht gegeben. Bei uns in Admont gibt es sogar einen Hemma-Park.

Welche Talente bringen Sie für diese Herausforderung mit? Geht es ums Zuhören und Miteinanderreden?

HAFNER: Ich bringe Offenheit mit, ich bringe meinen Glauben mit, meine mönchische Prägung, meinen Humor und meine siebenjährige Erfahrung als Abt des Benediktinerstiftes Admont. Kommunikation ist wichtig, damit vielleicht Irritationen durch das Gespräch ausgebessert werden oder dass keiner einen Informationsvorsprung hat. Das ist in einer Familie gut, auch in einer klösterlichen Gemeinschaft. Miteinander reden, miteinander nachdenken und Irritationen, die im Raum stehen, durch gemeinsames Reden abzubauen, zähle ich zu meinen Aufgaben. Wir als Christinnen und Christen halten auch Kommunikation mit Gott, umschreiben es mit Gebet und Gottesdienst.

Sie leben also nicht in der Gemeinschaft, sondern haben eher die Funktion eines „Coach“?

HAFNER: In der Welt würde man es vielleicht so umschreiben. Ich bin Abt von Admont. Gerade heuer ist ein wichtiges Jahr für Admont. Wir feiern unser 950-Jahr-Bestehen. Zu diesem Fest laufen lange Vorbereitungen für Konzerte, Gottesdienste und Symposien. Ich bin in diesen Aktivitäten eingebunden. Außerdem bin ich Pfarrer von Admont. Von uns und auch vom Abtpräses wäre eine Umsiedlung nicht gewollt.

Es ist so, dass wir, ich oder Prior Maximilian Schiefermüller, einmal in der Woche diese Brücke nach St. Paul bauen, indem wir unsere Gedanken austauschen und gemeinsam in die Zukunft schauen. Wir hoffen, einen Weg zu finden, der gut ist für das Kloster, für die inkorporierten (angegliederten) Pfarren und gut ist für die Ausstrahlung von St. Paul, die auch für die Diözese wichtig ist.

Man hat sich den Zeitraum von eineinhalb Jahren freigehalten.

Wie geht es dann weiter?

HAFNER: Danach wird gemeinsam mit dem Abtpräses beraten, wie es stabil weitergeht. Ich wage zu sagen, dass es wieder einen ständigen Administrator geben wird, der auch hier lebt. Das ist die Zukunft. In dieser Überbrückungszeit sind wir beauftragt, die ständige Administration zu übernehmen.

Gibt es ein Dilemma, eine Zerrissenheit der Patres, wie sie mit ihren Ressourcen und mit ihrem Zeitmanagement umgehen werden?

HAFNER: Es ist eine Besonderheit in Österreich, dass inkorporierte Pfarren zum Kloster dazugehören. In Admont gehören 26 Pfarren zum Kloster dazu. Das ist keine Last sondern eine Freude, diese Aufgabe zu erfüllen. Wenn es in einem Kloster viele Mitbrüder gibt, wie in Admont 26, dann sind immer Mitbrüder da, die im Kloster wohnen. Wenn die Zahl aber wie jetzt in St. Paul klein wird, dann bedarf es einer Umstellung. Jetzt wird auch mehr Zeit für das Kloster bereitgestellt. Da gibt es eine Spannung. Es ist herausfordender, wenn vier Patres das Kloster beleben.

In St. Paul wird es ab Herbst vier Patres geben, in Admont sind es 26. Hat Admont etwas richtig gemacht?

HAFNER: Die Frage, ob richtig oder falsch, kann ich gar nicht beantworten. In St. Paul ist viel Gelungenes da. Sei es das „Schatzhaus Kärntens“, wie es genannt wird. St. Paul hat eine große spirituelle Strahlkraft, die geistlich-mönchisch gelebte Gemeinschaft auch. Wenn es ein Rezept dafür geben würde, würde es jede klösterliche Gemeinschaft befolgen. Ich bin dankbar als Abt, dass wir in Admont in einer guten Situation sind. Ich weiß aber nicht, warum das so ist. Es ist ein Geschenk. Es gibt kein Rezept dafür. Man kann nur um klösterliche Berufungen beten. Jede klösterliche Gemeinschaft betet um Berufungen und tut es auf ihre Weise. Das machen wir in Admont und geben diesem Anliegen viel Raum. Berufungsgottesdienste, Berufungsgottesdienste in Frauenberg (Wallfahrtskirche). Man spürt, dass es der Bevölkerung ein großes Anliegen ist, und ich hoffe, dass es den Kärntnerinnen und Kärnter sicherlich auch ein großes Anliegen ist. Es bedarf der Gläubigen, die auch offen sind für Berufungen. Ich nehme gerne das Beispiel einer Familie. Es geht einmal besser, dann sind wieder Risse vorhanden. Wenn man die Krise als Chance sieht, geht man daraus wieder gestärkt hervor. Ich sehe mich nicht als „Wunderwuzzi“. Ich würde mich total überfordert fühlen. In einem guten, konstruktiven Geist zusammenzusitzen und zu sagen, wie probieren wir das, wie kann es gehen, das ist eher die richtige Richtung.

Sie haben mit Bischof Josef Marketz und Generalvikar Johann Sedlmaier ein Gespräch geführt. Nehmen Sie etwas daraus mit?

HAFNER: Resultat gibt es noch keines.Wir sind im Gesprächsprozess mit den Mitbrüdern. Es ist klar, dass sie sich der inkorporierten Pfarren annehmen. Wie das genau aufgeteilt wird, kann ich noch nicht sagen. P. Marian Kollmann und P. Petrus Tschreppitsch werden ab Herbst beurlaubt. Das wird klar sein.

Haben Sie noch einen Wunsch?

HAFNER: Wir sind sehr dankbar und froh über alle geistlichen Gemeinschaften. Ich bitte alle Leser:innen des „Sonntags“, alle Frauen und Männer, die den geistlichen Weg gehen, im Gebet zu unterstützen, und dass Gott in Zukunft viele beruft. Ich freue mich, wenn ein Gebetssturm zum Himmel stattfindet.

ZUR PERSON:

Abt Gerhard Hafner wurde 1964 im steirischen Trieben geboren. Er studierte Theologie in Graz, war Mitglied des Grazer Priesterseminars und wurde 1990 von Bischof Josef Weber im Grazer Dom zum Priester geweiht. Danach war er als Weltpriester und Kaplan in der Pfarre Schladming tätig. 1994 trat er in das Benediktinerstift Admont ein und legte 1999 seine Feierliche Profess ab. Er wurde am 17. März 2017 zum 68. Abt des Klosters Admont gewählt. Seine Benediktion fand am 23. April 2017 in der Stiftskirche Admont statt. Am 6. Mai übernahm er die interimistische Administration des Stiftes St. Paul. Diese Funktion wird er voraussichtlich bis 2026 innehaben.