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Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Die Zukunft liegt im ländlichen Raum

Elisabeth Faller geht neue Wege in der Unterstützung ländlicher Regionen

Zentralisierung lautet ein aktueller Trend. Auf der Suche nach Einsparungen trifft es meist die ländlichen Regionen. Elisabeth Faller geht als Prokuristin der neuen „Dolomitenbank“ den entgegengesetzten Weg und ist überzeugt, dass dieser erfolgreicher ist. von Gerald Heschl

Elisabeth Faller, Prokuristin der neuen Dolomiten-Bank (© Foto: privat)
Elisabeth Faller, Prokuristin der neuen Dolomiten-Bank (© Foto: privat)

Oberkärnten gehört zu jenen Regionen Österreichs, die am stärksten von der Abwanderung betroffen sind. Ob Post oder Polizei, viele Einrichtungen gibt es nicht mehr oder nur noch rudimentär. „Gerade hier ist eine Regionalbank von besonderer Bedeutung“, setzt Elisabeth Faller auf eine Art Gegenstrategie. Die ehemalige Volksbank Gmünd, deren Vorstandsdirektorin sie war, hat sich nun mit der Volksbank Osttirol zur „Dolomitenbank“ zusammengeschlossen. Diese neue Genossenschaftsbank dient vor allem dem Erhalt der regionalen Strukturen, die aufgrund der österreichweiten Banken-Situation gefährdet war.
„Die österreichische Wirtschaft hängt generell an einem gesunden Regionalbanken-System“, ist Faller überzeugt. Sie belegt dies mit Zahlen: 98 Prozent der österreichischen Unternehmen haben weniger als 20 Mitarbeiter. Für sie ist die Hausbank der erste Ansprechpartner, wenn es um Investitionen geht. „Auch wenn man heute vieles online abwickeln kann, das persönliche Gespräch kann nicht ersetzt werden“, weiß Faller.
Den Trend zur Zentralisierung, wie ihn manche Mitbewerber gehen, kann sie nicht nachvollziehen: „Wenn man sich auf die Region und ihre Bedürfnisse einlässt, verdienen auch kleine Banken genug“, ist sie überzeugt. Aber natürlich brauchen individuelle Lösungen mehr Zeit und kosten dadurch mehr Geld, als eine zentrale Abwicklung.
„Doch gerade der ländliche Raum kommt dabei oft in die Zwickmühle“, befürchtet die Gmünderin. Auch das Argument, Österreich habe zu viele Bankfilialen, lässt sie nicht gelten: „Die Bankenstruktur in Österreich ist unserer kleinräumigen Wirtschaftsstruktur angepasst.“ Im Vergleich mit Nachbarländern befürchtet sie sogar: „Wenn wir immer mehr zentralisieren und die Großbanken den Kontakt zu den Kunden verlieren, sehe ich die wirtschaftliche Entwicklung negativ. In Italien ist das passiert, und die Folge war eine dramatische Wirtschaftskrise.“
Mit diesem nicht einfachen Schritt, den die Gmünder gemeinsam mit den Kollegen aus Lienz gegangen sind, will Faller auch ein Zeichen für die Region setzen. „Der ländliche Raum hat generell eine leise Stimme“, so ihre Erfahrung. Wenn Politiker meinen, dort müsse man nicht mehr investieren, „fühle ich mich provoziert“.
Aus ihrer Bank-Erfahrung weiß Faller, „dass sich immer mehr Menschen für ein Leben in der Region entscheiden“. Denn mit der entsprechenden Infrastruktur sei es heute gleichgültig, wo man wohnt.
„Ich glaube, dass unsere lebenswerten ländlichen Räume für viele Menschen attraktiver werden. Vor allem auch, weil in den Städten die Unsicherheit wächst.“
Um dem ländlichen Raum eine starke Stimme zu geben, engagiert sich Faller auch in der Bundes-Wirtschaftskammer. Sie vertritt dort das Thema „Finanzielle Nahversorgung in Österreich“.
Als finanziellen Nahversorger sieht sie auch ihre Rolle in der Region. Umso mehr ärgern sie Entwicklungen auf dem internationalen Bankensektor. So ist es seit Basel-III Vorschrift, dass private Kredite von der Bank bis zu 100 Prozent mit Eigenkapital abgesichert sind. Bei Unternehmenskrediten sind es bis zu 75 Prozent. Das ist auch ein Grund dafür, dass es immer schwieriger wird, Kredite zu bekommen. Dagegen brauchen Banken für den Ankauf von Staatsanleihen gar keine Besicherung, für Aktien gerade einmal 20 bis 30 Prozent. „Das schadet unserer kleinteiligen Wirtschaft und bevorzugt Großkonzerne und Staaten“, ärgert sich Faller.
Im Grunde ist es das Gegenteil von dem, was nach der Bankenkrise 2008 versprochen wurde. Damals wollte man Spekulationen verteuern und das Geld für die Klein- und Mittelbetriebe sichern. Auch hier sieht Faller Vorteile in der regionalen Beheimatung: „Wir kennen unsere Partner und tun uns daher mit der Risikoeinschätzung viel leichter, als wenn diese irgendwo in einer Zentrale am Grünen Tisch erfolgt.“
Weil ihr Regionalität so wichtig ist, engagiert sich Faller auch im kirchlichen und kulturellen Bereich. Sie ist überzeugt: „In einer Welt, die immer unsicherer und unübersichtlicher wird, ziehen sich die Leute dorthin zurück, wo sie ihre Wurzeln haben und wo die Situation noch überschaubar ist.“ Daher ist gerade der ländliche Raum so wichtig und gehört entsprechend gefördert. Faller: „Das sind Räume, wo auch noch ein Zusammenhalt besteht. Dieses Vertrauen untereinander, diese Kreisläufe, die da entstehen, sind für jeden Menschen ganz wichtig. Das wollen wir mit unserer Bank fördern.“