Organisation

Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Aus dem Glauben heraus mit den Jugendlichen Räume gestalten

Der neue Diözesanjugendseelsorger, Diakon Jakob Mokoru, über die Rolle der "jungenKirche", Jugendarbeit als Ankerpunkt und die Kraftquelle Jugendsynode

Foto: Haab
Foto: Haab

Sie waren zehn Jahre lang Jugendleiter in Wolfsberg und in der Region Lavanttal. Wie ist es für Sie, jetzt Diözesan-Jugendseelsorger und Leiter der „jungenKirche“ zu sein?
Mokoru: Zehn Jahre minus ein Jahr Karenz. Einerseits bin ich hoffentlich weiterhin ein begeisterter Praktiker: Ich bin gern bei den Jugendlichen. Aber ich kann nun in mehr Bereiche mit hineindenken und mitgestalten. Eigentlich habe ich Vorerfahrungen in allen Bereichen der „jungenKirche“ gemacht: Ministrantinnenarbeit, Jugendzentrum, regionale Jugendarbeit, pastorale Projekte ... Jetzt komme ich in die Situation, das weiterzudenken und weiterzuentwickeln: Das ist eine spannende Herausforderung.

Was alles verbirgt sich hinter der Bezeichnung „jungeKirche“?
Mokoru: In der „jungenKirche“ werden die Verantwortlichkeiten für Kinderpastoral und Jugendpastoral gebündelt: das Referat für Kinderpastoral, wo auch die Katholische Jungschar angesiedelt ist, Ministrantinnenpastoral und mit der Jungschar die Dreikönigsaktion – wo eben geschaut wird, Kirche für Kinder liebenswert und lebenswert zu gestalten. Dann gibt es das Referat für Jugendpastoral; darin ist die Katholische Jugend mit ihrer bundesweiten Zusammenarbeit ein großer Teil, auch die Regionaljugendleiter und -innen gehören dazu, die in den Bezirken Netzwerkarbeit machen und die vielen Haupt- und Ehrenamtlichen unterstützen; die sechs Jugendzentren; das Büro-Team, das die Projekte und Reisen organisiert, das auch die Jugendpfarrgemeinderäte begleitet und zusammenführt – das alles gehört zur „jungenKirche“.

Was sind solche Projekte?
Mokoru: Ein großer Schwerpunkt ist die Firmpastoral mit Schulungen auf regionaler und diözesaner Ebene. Ein Leuchtturmprojekt dort sind die SpiriNights, die die ganze Fastenzeit hindurch laufen und die immer ab dem ersten Tag ausgebucht sind. Ein großer Brocken sind auch die schulpastoralen Projekte wie Peace-Days und Orientierungstage. Das sind gezielte Angebote für Kinder und Jugendliche in den Schulen über einen, anderthalb Tage. Oft geht es um das Thema „Zukunft – wie entscheide ich mich?“, oder auch um das Thema Klassengemeinschaft. Wenn es da Probleme gibt, können wir das erlebnispädagogisch bearbeiten.

Wie haben sich die Jugendzentren in den letzten Jahren entwickelt, wo soll es in den nächsten Jahren hingehen?
Mokoru: Jugendzentren sehe ich als Ort der offenen Tür, wo jeder und jede mit offenen Armen empfangen wird, in die man hereinkommen und Freizeit verbringen kann. Dazu gibt es ganz verschiedene Angebote, Kurse und Bildungsarbeit, man kocht auch gemeinsam. Man darf als Jugendlicher einfach sein, wie man ist. In den letzten Jahren hat sich in meinem Jugendzentrum in Wolfsberg schon etwas bewegt: Früher waren dort mehr Schülerinnen und Schüler der Oberstufe. Mittlerweile sind diese mit Freizeitangeboten wie Musikschulen, Sport usw. so eingedeckt, dass sie nicht mehr kommen. Heute kommen vor allem die, die sich schwer tun, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, die in der Schule Schwierigkeiten haben und unser Lernhilfeangebot in Anspruch genommen haben. Generell kommen eher die, die mit Problemen und Sorgen alleine dastehen und jemanden suchen, der ihnen zuhört. Für sie ist das Jugendzentrum nach wie vor ein Ankerpunkt.

Was unterscheidet katholische von anderen Jugendzentren?
Mokoru: Wir versuchen einerseits, den Menschen den Stempel nicht ins Gesicht zu drücken, aber sie dürfen merken, dass es über das Niederschwellige hinaus noch mehr Angebote gibt. Wenn wir gemeinsam kochen, gibt es ein Tischgebet, und es gibt Einladungen, z. B. zu Jugendgebeten. So kann spürbar werden, weshalb wir das tun und was unsere Motivation ist: Aus dem Glauben heraus mit den Jugendlichen Räume gestalten.

Wie sieht die regionale Jugendarbeit aus?
Mokoru: Überregional setzen wir regelmäßige Angebote wie Jugendgebete, Gottesdienste, aber auch soziale Aktionen wie die Nikolaus-Aktion im Krankenhaus. Die wichtigste Arbeit ist vielleicht, die Haupt- und Ehrenamtlichen zu begleiten, ihnen Mut zuzusprechen, sie sensibel zu machen und zu halten für die Anliegen der Jugend, Verständnis zu schaffen dafür, Verständnis zu schaffen für Anliegen der Jugendlichen. Sie sind eine Altersgruppe, bei der die Biologie es vorgesehen hat, dass sie sich auch gegen Autoritäten auflehnen. Das dürfen und müssen sie in dem Alter auch machen; das müssen wir aushalten, auch die Firmbegleiter. Und wir geben ihnen dafür Rüstzeug in die Hand, unterstützen sie dabei. Der Regionalbezug ist wichtig, auch wenn Menschen heute sehr mobil sind. Aber gerade Glaubensräume sind sehr regional, man hat Gott sei Dank eine Beziehung zu seinem Kirchturm, zum Ort, wo man zur Schule geht, wo man Lehre macht, das kann man nicht beliebig durch zentrale Veranstaltungen wettmachen.

Welche Früchte der Jugendsynode möchten Sie in Ihrer Arbeit umsetzen?
Mokoru: Wir sind gerade dabei, die Früchte zu pflücken: Der ganze Vorgang, der mit der Synode gestartet worden ist, ist in sich etwas Tolles. Nämlich, dass die Kirche auf höchster Ebene nicht mehr nur über die Jugend reden, sondern mit ihnen ins Gespräch kommen wollte. Auch kritische Anmerkungen haben ihren Platz gefunden. Wir sind jetzt dabei, im Team das Abschlussdokument „Christus vivit“ zu lesen. Es ist eine große Bestärkung, weil z. B. die Jugendzentren als offene Räume dezidiert genannt werden als wichtige Orte der Jugendpastoral und der Verkündigung. Und wir fühlen uns bestärkt, die Jugendlichen in ihrer Vielschichtigkeit ernst zu nehmen. Jede und jeder ist anders, und jede und jeder verdient es, angesprochen zu werden.

Das Schreiben ruft an zahlreichen Stellen dazu auf, die Jugend wertzuschätzen.
Mokoru: Wir dürfen uns nicht mehr herausreden, dass Jugend sich nicht mehr engagiert. Gerade die „Fridays for Future“-Bewegung, wo Jugendliche zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, zeigt, dass Jugendliche sich sehr wohl ansprechen lassen und bereit sind, sich zu engagieren, wenn man sie ernst nimmt und ihnen wirkliche Beteiligung auf Augenhöhe zutraut. Dann werden sie auch – wie der Papst sie ermuntert – selbst mit „Kreativität und Kühnheit immer neue Wege suchen“.

Sie waren als Jugendlicher im Landesjugendchor, leiten selbst einen Chor – auch ein Anknüpfungspunkt für Jugendliche?
Mokoru: Musik ist für Jugendliche ganz wichtig. Man braucht nur auf eine Bushaltestelle zu schauen und wird viele mit Stöpseln im Ohr sehen: Ihnen ist Musik ein wichtiger Lebensbegleiter. Deshalb ist es auch uns wichtig, mit unserer „jungeKirche-Combo“ Gottesdienste mit Beteiligung der Jugendlichen zu gestalten; Musik so zu machen, dass sie ihre Herzen berührt. Musik ist Leben, und gerade katholische Gottesdienste sind dann am besten, wenn man sie mit den Sinnen spüren kann, vom Weihrauch bis zur Musik – ohne dass man aus dem Gottesdienst eine Show macht.

Interview: Georg Haab

Zur Person: Jakob Marinus Mokoru, BEd, geboren 1984 im Lavanttal, ist Absolvent der Kirchlich-Pädagogischen Hochschule in Graz. Seit 2009 ist er für die kirchliche Jugendpastoral im Lavanttal verantwortlich. Verheiratet, Vater von zwei Töchtern, wurde Mokoru 2018 durch Erzbischof Franz Lackner zum Ständigen Diakon geweiht. Seit 1. September ist er Diözesanjugendseelsorger sowie Leiter der Abteilung „jungeKirche“.