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Internetredaktion der Diözese Gurk

Weil Gott Liebe ist …

Für eine Welt – in der die Menschen füreinander da sind - Entwurf der Grundorientierung der Katholischen Kirche Kärnten

Foto: Gollner - Montage: Internetredaktion
Foto: Gollner - Montage: Internetredaktion

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„MACH DEN RAUM DEINES ZELTES WEIT“ (Jes 54,2) -
Arbeitsdokument für die kontinentale Etappe der Synode

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LEITFADEN für die Bearbeitung des Entwurfs der Grundorientierung
Arbeitsbehelf als PDF-Broschüre

Vorwort

Menschen schätzen an der Katholischen Kirche, dass sie ihr Leben in freudigen und traurigen Momenten mit dem Segen Gottes begleitet. Positiv ist für sie, dass „ihre“ Kirche gut erreichbar ist. Sie verweilen dort gerne in Stille, zünden eine Kerze an und fühlen sich geborgen und aufgehoben. In Zeiten der Krankheit und Trauer sind sie dankbar, wenn sie von einem Seelsorger oder einer Seelsorgerin aufmerksam begleitet werden. Bei den Festen des Jahreskreises wie Weihnachten, Ostern, Erntedank und Allerheiligen ist der sorgsam gestaltete Gottesdienst für sie ein Fixpunkt, der dem Leben Tiefe gibt und die Familien zusammenführt. Die Musik im Gottesdienst oder bei geistlichen Konzerten erhebt ihre Seele zu Gott. Die gelebte Gemeinschaft vor Ort und der Einsatz für Menschen in Not ist für sie Ausdruck dafür, dass es der Kirche wirklich um das Evangelium geht und der Mensch der Weg der Kirche ist. Zugleich nehmen sie die vielfältigen Umbrüche und Krisen der letzten Jahre wahr, diese betreffen auch die Kirche. Viele Menschen wünschen sich, dass der Glaube auch weiterhin Halt und Sicherheit vermittelt und erwarten sich daher von der Kirche Bereitschaft zu Veränderung und Wandel.

Ein synodaler Vorgang

Im Rahmen des Synodalen Prozesses, den Papst Franziskus im Herbst 2021 begonnen hat, haben viele Menschen ihre Wahrnehmungen der Kirche Kärntens rückgemeldet. Wir haben diese Aussagen gesammelt und möchten sie in einem Kirchenentwicklungsprozess nutzen, um die Kirche in unserem Land in diesem Sinne weiterzuentwickeln. Darin wird auch das diözesane Anliegen „Mit Jesus Christus den Menschen nahe sein“ aufgenommen. Dieser Prozess steht auf dem Boden des Kirchenrechts. Er eröffnet in diesem Rahmen Räume für Innovation und Experimente. So wurde in den letzten Monaten von einem Projektteam m Auftrag der Projektleitung unter dem Vorsitz von Diözesanbischof Dr. Josef Marketz und Generalvikar Dr. Johann Sedlmaier der Entwurf einer Grundorientierung erarbeitet. Darin wurden die Rückmeldungen des Synodalen Prozesses und diözesane Vorüberlegungen aufgenommen. Dabei kristallisierten sich vierzehn zentrale Themenfelder heraus, die mit einem biblischen Text in Verbindung gebracht wurden. Daraus entwickelten sich je ein Grundsatz und vier bis sieben exemplarische Konkretisierungen.

Bei diesen vierzehn Themenfeldern kommt dem ersten Thema „Aus dem Glauben leben“ eine besondere Bedeutung zu. Denn der Glaube stellt die Grundlage unseres christlichen Lebens, Redens und Tuns dar. Wenn wir uns mit ihm befassen, uns über ihn austauschen und mit anderen Menschen ins Gespräch kommen, so weist uns dies den Weg, wie wir heute die Botschaft des Evangeliums leben und weitergeben können.

Das verbindende Ziel dieser vierzehn Themenfelder ist, dass die Katholische Kirche Kärntens durch diesen Prozess glaubensstärker und missionarischer, diakonischer und nachhaltiger, synodaler und partizipativer wird.

Anmerkungen zum Text

Die vorliegende Grundorientierung beschreibt in der Zeitform der Gegenwart den gewünschten Zustand, der im Regelfall erst zu erreichen ist. Wenn im Text ein „Wir“ verwendet wird, ist damit die Kirche als Institution auf diözesaner, regionaler und pfarrlicher Ebene mit ihren haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen gemeint. Die Maßnahmen, die sich an die vierzehn Grundsätze anschließen, sind exemplarische Konkretisierungen und machen deutlich, wie diese Grundsätze kirchliches Leben gestalten und verändern. In zweisprachigen Pfarren gilt dies im Blick auf beide Landessprachen. Die Zuordnung dieser Maßnahmen zu den dafür zuständigen Personen und Einrichtungen erfolgt nach Beschlussfassung des Textes.

Damit sich möglichst viele Menschen mit diesem Entwurf der Grundorientierung auseinandersetzen können, wurden in Zusammenarbeit mit Barbara Velik-Frank, Roland Stadler, Anton Rosenzopf-Jank und Gerald Heschl Methoden und begleitenden Maßnahmen entwickelt.

Beschlossen werden soll die vorliegende Grundorientierung nach erfolgter Diskussion und unter Berücksichtigung von nötigen Korrekturen durch den Diözesanrat im Juni 2023.

Wir laden dazu ein, sich mit der vorliegenden Grundorientierung zu beschäftigen und Ergänzungen und Veränderungswünsche einzubringen.

Gisela Baumann, Klaus Einspieler, Michael Hallegger,
Manuela Hasenbichler, Michael Kapeller (Koordinator), Viola Weiß
(Projektteam für die Erarbeitung des Entwurfes der Grundorientierung)

Grafik: Internetredaktion/KHK
Grafik: Internetredaktion/KHK

1. Aus dem Glauben leben

„Auf guten Boden ist das Wort bei denen gesät, die es hören und aufnehmen und Frucht bringen.“ (Mk 4,20)

Im Gleichnis vom Sämann macht uns Jesus zu seinen Mitarbeiter:innen beim Aussäen des Wortes. Zugleich lehrt er uns, dass es nicht in unserem Ermessen ist, wo diese Saat aufgeht. (Mk 4,1-9.13-20 - Link zum Bibeltext)

Die christliche Botschaft ermöglicht den Menschen, ihr Leben zu deuten und Sinn zu erfahren. Alle, die in der Verkündigung stehen, pflegen ihre Gottesbeziehung. Vom Heiligen Geist geleitet begegnen sie Menschen so, dass sie in diesem Dialog die Botschaft des Evangeliums neu entdecken und darin Hoffnung, Orientierung und Lebensfreude erfahrbar werden. Die Inhalte des Glaubens werden erschlossen, vertieft und mit den Erkenntnissen moderner Wissenschaften, Weltanschauungen und mit der Kultur ins Gespräch gebracht.

Beispielhaft bedeutet das:

  • a. Wir bieten Menschen Raum zum persönlichen Glaubenszeugnis und laden sie zur Glaubensvertiefung ein.
  • b. Vertreter:innen der Kirche suchen den regelmäßigen Austausch mit Vertreter:innen der Religionsgemeinschaften, der Bildungseinrichtungen, Kulturschaffenden und Verantwortlichen aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Dafür werden gemeinsam Bildungs- und Begegnungsformate entwickelt.
  • c. Fragen des Glaubens und kirchliche Positionen werden in das Gespräch mit den Menschen und in den öffentlichen Diskurs eingebracht.
  • d. Pfarren, Bewegungen und Religionslehrer:innen tauschen sich untereinander und mit Vertreter:innen anderer christlicher Kirchen über ihren Glauben und ihre Erfahrungen in der Glaubensvermittlung aus, lernen voneinander und setzen Initiativen vor Ort.
  • e. Es werden Konzepte entwickelt, die alle Mitarbeiter:innen in Glaubensthemen in einer zeitgemäßen Sprache auskunftsfähig machen und sie befähigen, das Wort Gottes zu deuten.
  • f. Die Seelsorger:innen pflegen das Gespräch mit Eltern und Großeltern und zeigen ihnen Möglichkeiten auf, mit Kindern und Jugendlichen den Glauben zu leben und sich darüber auszutauschen.
  • g. In Alltagssituationen, am Arbeitsplatz und im öffentlichen Raum sind wir offen für ein Gespräch über das Leben und den Glauben der Menschen.

2. Kirche als Gemeinschaft

„Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.“ (Joh 13,34-35)

Jesus wäscht seinen Jüngern beim Abschiedsmahl die Füße, um ihnen ein Zeichen zu geben, wie sie aneinander handeln sollen. (Joh 13,1-17 - Link zum Bibeltext)

Jeder Mensch ist von Gott bedingungslos angenommen und geliebt. Diese Zusage leitet uns als Kirche in unserem Leben und Handeln, besonders in unserer Bereitschaft zur Vergebung und Versöhnung. Unsere Umgangsformen sowie das Reden miteinander und übereinander sind von Verständnis, Wertschätzung und Respekt geprägt. Kirche wird als Ort der Gastfreundschaft, Offenheit und Begegnung wahrgenommen.

Beispielhaft bedeutet das:

  • a. Wir begegnen allen Menschen mit Achtung und heißen sie in unserer Gemeinschaft willkommen. Niemand wird wegen seiner Herkunft, seines Lebensentwurfs oder seiner sexuellen Orientierung abgewertet oder ausgeschlossen.
  • b. Wir halten unsere Gebäude so weit als möglich offen, laden Menschen zu uns ein, nehmen uns für sie Zeit und stärken sie leiblich und geistlich.
  • c. Wir unterstützen Menschen dabei, miteinander in Kontakt zu kommen, bieten Kindern und Jugendlichen Raum und ermöglichen ihnen christliche Erfahrungen.
  • d. Schutzkonzepte für Kinder, Jugendliche und schutzbedürftige Personen werden in Kraft gesetzt. Betroffenen von sexualisierter Gewalt und geistlichem Machtmissbrauch wird Hilfe und Unterstützung angeboten. Vergehen werden geahndet, straftrechtlich Relevantes wird zur Anzeige gebracht.
  • e. Kirchliche Mitarbeiter:innen pflegen ein Miteinander auf Augenhöhe, das von Wohlwollen und Hilfsbereitschaft geprägt ist. Konflikte werden offen und ehrlich ausgetragen.
  • f. Für Menschen, die sich von uns nicht zuvorkommend behandelt fühlen, wird ein Beschwerdemanagement eingeführt.

3. Im Gespräch miteinander und mit der Welt

„Euer Wort sei immer freundlich, doch mit Salz gewürzt, denn ihr müsst jedem in der rechten Weise antworten können.“ (Kol 4,6)

Das sogenannte Apostelkonzil in Jerusalem zeigt beispielhaft auf, wie schwierige Entscheidungen im Vertrauen auf den Heiligen Geist gemeinsam getroffen werden können. (Apg 15,1-35 - Link zum Bibeltext)

Die Kirche teilt Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute. Sie sucht das Gespräch, lernt von den Erkenntnissen und Erfahrungen ihrer Gesprächspartner:innen und bringt ihrerseits die befreiende Botschaft des Evangeliums ein. Dementsprechend wird sowohl in der Kirche als auch im Dialog mit der Gesellschaft eine synodale und partizipative Form der Kommunikation gepflegt.

Beispielhaft bedeutet das:

  • a. Wir hören den Menschen zu und entwickeln Kommunikationsformen, die es Menschen ermöglichen, an kirchlichen Orientierungs- und Entscheidungsprozessen teilzuhaben.
  • b. Über innerkirchliche Vorgänge wird offen und transparent kommuniziert. Alle Personen, die an einem Vorgang beteiligt sind, werden entsprechend informiert.
  • c. Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter:innen besuchen Bildungsangebote im Bereich Kommunikation und Herzensbildung.
  • d. Wichtige Foren der Kommunikation, auch im Bereich der sozialen Medien, werden mit der nötigen Professionalität und Kompetenz genutzt.
  • e. Es wird eine Kommunikationskultur entwickelt und systematisch daran gearbeitet, dass die Öffentlichkeit authentisch über das kirchliche Leben informiert wird, Vorurteile gegenüber der Kirche abgebaut werden und es zu einem regelmäßigen Austausch mit Medienvertreter:innen und Meinungsbildner:innen kommt.

4. Gottesdienste und Feste im Kirchenjahr

„Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete?“ (Lk 24,32)

Der Auferstandene deutet den Jüngern die Heilige Schrift und bricht ihnen das Brot. (Lk 24,13-35 - Link zum Bibeltext)

Der Gottesdienst und die Feste im Laufe des Jahres prägen das kirchliche Leben, geben den Menschen Halt und Beheimatung und öffnen sie für die Begegnung mit Gott. Zugleich wird ihnen darin die Zuwendung Gottes im Wort und in heiligen Zeichen geschenkt. Dies findet seinen Ausdruck in der sorgsamen Pflege des liturgischen und spirituellen Lebens, in der Vielfalt gottesdienstlicher Formen sowie der aktiven Teilnahme aller Gläubigen.

Beispielhaft bedeutet das:

  • a. Pfarren bzw. Pfarrverbände arbeiten zusammen, um würdige Feiern von hohen Festen und Festzeiten zu ermöglichen und stimmen sich im Blick auf den Anlass und die Mitfeiernden ab.
  • b. Priester sorgen für eine Vertiefung ihrer liturgischen Spiritualität und bilden sich liturgisch und homiletisch weiter.
  • c. Alle in der Liturgie Tätigen einer Pfarre oder Gottesdienstgemeinde – Priester und Laien – reflektieren zumindest einmal im Jahr die liturgische Praxis, pflegen die Vielfalt liturgischer Feiern, bilden sich regelmäßig gemeinsam weiter und gewinnen Gläubige, liturgische Dienste zu übernehmen.
  • d. Gläubige werden für den liturgischen Leitungsdienst ausgebildet und regelmäßig als Wortgottesdienstleiter:innen und als Leiter:innen von Segensfeiern, Begräbnissen und anderer liturgischer Feiern eingesetzt.
  • e. Auf Pfarr- und Diözesanebene wird der Pflege der liturgischen Musik große Aufmerksamkeit geschenkt. Dafür werden die nötigen Ressourcen zur Verfügung gestellt. Es wird darauf geachtet, dass sich durch eine Vielfalt musikalischer Ausdrucksweisen unterschiedliche Altersgruppen, besonders Kinder und Jugendliche, angesprochen fühlen.
  • f. Im Rahmen der liturgischen Ordnung werden theologisch qualifizierte Laien zum Predigtdienst eingesetzt bzw. Gläubige um ein Zeugnis gebeten.
  • g. In den zweisprachigen Pfarren wird im Sinne der Diözesansynode die Liturgie in beiden Landessprachen gefeiert, wie es den örtlichen Gegebenheiten und der Zusammensetzung der Gottesdienstgemeinde entspricht.

5. Spiritualität und Berufungspastoral

„Meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast.“ (Lk 2,30-31)

Mit Simeon und Hanna stellt uns der Evangelist Lukas zwei Menschen vor Augen, die Gottes Heil erwarten und sich dabei vom Geist Gottes leiten lassen. (Lk 2,22-40 - Link zum Bibeltext)

Der christliche Glaube bezieht seine Vitalität aus dem inneren Austausch mit Gott. Christus ruft alle Getauften, den Glauben auf ihre persönliche Weise zu leben. Menschen finden in der Kirche Möglichkeiten, spirituelle Ausdrucksformen zu entdecken und zu praktizieren. An Wendepunkten des Lebens werden ihnen Aufmerksamkeit und Begleitung angeboten. Die Klärung der Berufung zu einem besonderen Dienst erfolgt durch die Teilnahme am geistlichen und caritativen Leben der Kirche.

Beispielhaft bedeutet das:

  • a. Geistliche Initiativen und Gruppen werden gefördert und dabei unterstützt, dass Menschen, besonders Kinder und Jugendliche, durch sie in der Kirche Beheimatung finden.
  • b. Männern und Frauen, die ihre Berufung zum Christsein entdecken oder neu leben möchten, finden spirituelle Angebote vor. Gemeinschaften und geistliche Orte werden eingeladen, sich für Menschen zu öffnen, die an einer Auszeit, Einkehrtagen oder Exerzitien teilnehmen möchten.
  • c. Gläubige, die den Ruf verspüren, Christus als Priester, Diakon, in einem pastoralen Dienst oder als Ordenschrist:in nachzufolgen, finden Raum und Zeit zur Klärung und Entfaltung ihrer Berufung.
  • d. Die Taufbewerber:innen werden in den Regionen gemeinsam auf die Taufe vorbereitet und geistlich begleitet.
  • e. Mitarbeiter:innen in der Seelsorge werden dazu befähigt, Glaubende und Suchende geistlich zu begleiten. In allen Regionen gibt es das Angebot der geistlichen Begleitung.

6. Nächstenliebe und soziales Handeln

„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Kraft und deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten wie dich selbst.” (Lk 10,27)

Im Beispiel vom barmherzigen Samariter macht Jesus deutlich, dass wir jemandem zum Nächsten werden, wenn wir barmherzig an ihm handeln. (Lk 10,25-37 - Link zum Bibeltext)

Gelebte Nächstenliebe macht unser christliches Leben glaubwürdig. Not manifestiert sich auf unterschiedliche Weise. Dazu bedarf es eines achtsamen Blicks auf die Bedürfnisse einzelner Menschen und die Vorgänge in unserer Gesellschaft. Dem Auftrag Jesu entsprechend prägt diakonisches Handeln das Leben der Kirche.

Beispielhaft bedeutet das:

  • a. Gemeinsam mit der Caritas werden auf Pfarr- bzw. Regionalebene soziale Zentren errichtet. In Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft wird nach Möglichkeiten gesucht, Hilfe für die Not vor Ort anzubieten.
  • b. In den Pfarren und diözesanen Einrichtungen wird dafür Sorge getragen, dass alte und einsame Menschen besucht sowie benachteiligte Menschen wahrgenommen und unterstützt werden.
  • c. Im Sinne der globalen Verantwortung werden gezielt Projekte in Regionen unterstützt, in denen Menschen Mangel leiden; Geflüchtete und Vertriebene finden Hilfe.
  • d. Wir machen auf Nöte der Menschen aufmerksam und setzen uns auf politischer Ebene für sie ein.
  • Alle diözesanen Einrichtungen und Pfarren nehmen ihre soziale Verantwortung wahr.

7. Friede, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung

„Euer Licht soll vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Mt 5,16)

Jesus nennt jene Menschen selig, die sich die Botschaft vom anbrechenden Reich Gottes zu Herzen nehmen und ihr Handeln danach ausrichten. (Mt 5,1-16 - Link zum Bibeltext)

Im Sinne einer globalen Verantwortung prägen der Einsatz für Friede, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung das kirchliche Handeln. Als Kirche bringen wir die biblischen Perspektiven in den gesellschaftlichen Austausch ein und engagieren uns gemeinsam mit Initiativen und NGOs für eine faire, friedvolle und gerechte Welt.

Beispielhaft bedeutet das:

  • a. Wir vermitteln den biblischen Schöpfungsgedanken als Quelle der Inspiration und Motivation, um Verantwortung für die Zukunft der Erde zu übernehmen und alle Geschöpfe zu achten.
  • b. Im Spannungsfeld von Bewahrung der Schöpfung und der Nutzung von Ressourcen wählen wir im Dialog mit Expert:innen und Betroffenen möglichst umweltschonende Lösungen.
  • c. Als kirchliche Einrichtungen pflegen wir einen sorgsamen und nachhaltigen Umgang mit Energie und anderen Ressourcen. Dies geschieht im Rahmen eines Programms, das alle kirchlichen Einrichtungen einschließt.
  • d. Um Transportwege zu verkürzen, kooperieren wir vorzugsweise mit heimischen Unternehmen und beziehen unsere Lebensmittel aus nachhaltiger, ökologischer und regionaler Landwirtschaft.
  • e. Wir beteiligen uns in Zusammenarbeit mit der Caritas, kirchlichen Hilfsprojekten und NGOs am Aufbau einer gerechten Wirtschafts-, Gesellschafts- und Friedensordnung.
  • Wir setzen uns für die Einhaltung der Menschenrechte ein und erheben unsere Stimme für Menschen, die Unrecht erleiden.

8. Kirchliches Leben in Pfarren und Regionen

„Wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle Glieder mit.“ (1 Kor 12,26)

Der Apostel Paulus vergleicht die Kirche mit einem Leib. Alle Glieder sind aufeinander bezogen und brauchen einander. (1 Kor 12,4-31 - Link zum Bibeltext)

Der Glaube führt Menschen zusammen, schenkt Beheimatung und eröffnet Raum, das Leben auf vielfältige Weise zu deuten. Dafür stehen Kirchen, Pfarrhöfe und Pastoralzentren zur Verfügung. Der Pfarre kommt als Ort des Glaubens und der Begegnung im Nahraum der Menschen eine zentrale Bedeutung zu. Ergänzend dazu bieten regionale Zentren die Möglichkeit zur Weiterbildung, zur Mitarbeit bei Projekten und zum Mitleben in einer geistlichen Gemeinschaft.

Beispielhaft bedeutet das:

  • a. Das kirchliche Leben in den Pfarrgemeinden wird gefördert. Die bisherige Praxis wird geprüft und darf auch verändert oder nicht mehr weitergeführt werden.
  • b. In den Pfarren und regionalen Zentren werden Seelsorgeteams aus Priestern, Diakonen und pastoralen Mitarbeiter:innen eingesetzt, die ihren Dienst synodal, kollegial und partizipativ wahrnehmen.
  • c. Pfarrgemeinderät:innen und ehrenamtliche Mitarbeiter:innen werden gemäß der Grundaufträge beauftragt, Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen.
  • d. Die regionalen Strukturen werden den Bedürfnissen der Menschen und den veränderten Gegebenheiten angepasst. In der gesamten Diözese werden unter besonderer Berücksichtigung des ländlichen Raums regionale Zentren errichtet.
  • e. Die Pfarrverwaltung wird in den regionalen Zentren gebündelt.
  • f. Mitarbeiter:innen der Zentralstellen bringen sich aktiv beim Aufbau der Pfarrgemeinden, der regionalen Zentren und in der Begleitung von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen ein.
  • g. Neue pastorale Dienste werden aufgenommen und eingeführt.

9. Frauen in der Kirche

„Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.“ (Joh 20,18)

Jesus beauftragt Maria von Magdala, den Jüngern die Botschaft von seiner Erhöhung zu verkünden. Dadurch wird sie von der Kirche als Apostelin für die Apostel verehrt. (Joh 20,1-18 - Link zum Bibeltext)

Seit der Zeit Jesu prägen Frauen das Leben der Kirche und verkünden das Evangelium. Frauen finden den nötigen Raum vor, um entsprechend ihres Auftrags, ihrer Fähigkeiten und Kompetenzen als Christinnen leben und wirken zu können. Gemäß dem Evangelium und dem Verkündigungsauftrag der Kirche werden traditionelle Rollenbilder überwunden, sodass sich Frauen in verantwortungsvollen Bereichen der Kirche gleichberechtigt einbringen können.

Beispielhaft bedeutet das:

  • a. Das Bestreben der Gleichstellung der Frau wird von der Kirche unterstützt und mitgetragen. Es wird auf eine geschlechtergerechte Sprache geachtet.
  • b. Die Diözesanleitung schafft Voraussetzungen, damit Frauen ihre Charismen einbringen können und gewährleistet, dass sie sich in den unterschiedlichen Bereichen für Leitungsaufgaben qualifizieren.
  • c. Frauen werden diözesane Leitungsaufgaben übertragen. Zudem erhalten sie die Möglichkeit, verantwortlich in Pfarren und regionalen Zentren zu wirken.
  • d. Frauen wird ermöglicht, nach entsprechender Qualifikation und den liturgischen Leitungs- und Predigtdienst zu übernehmen.
  • e. Frauen entfalten und leben ihre Spiritualität in der Kirche.
  • f. Frauen und Männer beteiligen sich gemeinsam an alltäglichen Dienstleistungen.
  • g. Es wird eine Frauenkommission eingesetzt.

10. Leitung und Verantwortung

„Der Größte unter euch soll werden wie der Jüngste und der Führende soll werden wie der Dienende.“ (Lk 22,26)

In der Lebenshingabe Jesu, die beim Letzten Abendmahl zeichenhaft vorweggenommen wird, kommt zum Ausdruck, dass kirchliche Vollmacht der Gemeinschaft der Getauften dienen muss. (Lk 22,24-30 - Link zum Bibeltext)

In der Kirche braucht es Leitung und Vollmacht. Diese wird auf der Grundlage von fachlicher und geistlicher Kompetenz als Dienst ausgeübt. Leitung wird auf allen Ebenen synodal und partizipativ wahrgenommen. Dabei kommt den Leiter:innen von regionalen und diözesanen Einrichtungen, den Pfarrvorstehern und der Diözesanleitung eine besondere Verantwortung und Vorbildfunktion zu. Pfarrliche, dekanatliche und diözesane Gremien werden in die Gestaltung der Kirche und in Entscheidungsprozesse aktiv eingebunden.

Beispielhaft bedeutet das:

  • a. Bei Entscheidungen werden Betroffene in die Suche nach Lösungen eingebunden sowie die Eigenverantwortung von Mitarbeiter:innen und deren Bereitschaft zum Miteinander gestärkt.
  • b. Die Gremien werden mit der nötigen Kompetenz ausgestattet, um beratend und gestaltend wirken zu können.
  • c. Die Gestaltung des Lebens in Pfarren, Regionen und diözesanen Einrichtungen wird unter Wahrung der Verantwortung des Einzelnen im Sinne der Synodalität und Partizipation wahrgenommen.
  • d. Die regionalen und diözesanen Organisationsstrukturen werden an die Vorgaben der vorliegenden Grundorientierung angepasst.
  • e. Diese tiefgehenden Haltungsänderungen begleitend, wird das kirchliche Tun auf allen Ebenen fortwährend reflektiert.
  • f. Die Maßnahmen der vorliegenden Grundorientierung werden regelmäßig bei Teambesprechungen, Dekanatskonferenzen, pfarrlichen Visitationen usw. evaluiert.

11. Ehrenamtliches Engagement

„Lasst nicht nach in eurem Eifer, lasst euch vom Geist entflammen und dient dem Herrn!“ (Röm 12,11)

Als Getaufte sind wir von Gott mit unterschiedlichen Gaben beschenkt worden, um in allen Belangen christlichen Lebens füreinander da sein zu können. (Röm 12,3-21 - Link zum Bibeltext)

Der Heilige Geist befähigt die Gläubigen, auf ihre Weise und mit ihren Fähigkeiten als Kirche zu leben. Sie tragen Verantwortung für das Zusammenleben der Menschen vor Ort, nehmen sich hilfsbedürftiger Mitmenschen an, geben den Glauben weiter, beteiligen sich aktiv an den liturgischen Feiern und begleiten das Leben der Mitmenschen durch ihr Gebet. Dadurch leisten sie einen entscheidenden Beitrag zum Leben der Kirche. Die Vielfalt an Engagierten ermöglicht, dass Menschen aus unterschiedlichen Lebenswelten in der Kirche Ansprechpartner:innen finden.

Beispielhaft bedeutet das:

  • a. Menschen können ihre Begabungen im Sinne der freiwilligen oder ehrenamtlichen Mitarbeit in das Leben der Kirche einbringen und eigenständig Projekte entwickeln.
  • b. Ehrenamtlichen wird Ausbildung und Begleitung angeboten. Sie werden im Rahmen einer Vereinbarung eingesetzt und für ihr Engagement gewürdigt.
  • c. Ehrenamtlichen werden die nötigen räumlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen und situationsbedingt ein Kostenersatz zur Verfügung gestellt.
  • d. Es wird sichergestellt, dass sich ehrenamtlich Tätige im Rahmen der diözesanen Ordnung im Zuge eines Pfarrerwechsels bzw. anderer personeller Veränderungen weiterhin in ihrem Tätigkeitsfeld engagieren können.
  • e. Ehrenamtliche Mitarbeiter:innen werden entsprechend ihrer Verantwortung an Entscheidungen, die sie betreffen und in Bereichen, in denen sie mitarbeiten, beteiligt.

12. Kirchliche Ämter und Dienste

„Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenige Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden!“ (Lk 10,2)

Jesus wählt zweiundsiebzig Jünger aus und sendet sie zu zweit in die Orte, in die er selbst gehen wollte, damit sie dort die Botschaft vom anbrechenden Gottesreich verkünden. (Lk 10,1-11.16-24 - Link zum Bibeltext)

Die Kirche braucht Gläubige, die sich im Geist des Evangeliums dem Dienst am Menschen widmen. In diesem Sinne bringen sich Frauen und Männer als hauptamtliche Mitarbeiter:innen, Diakone oder Priester in Pfarren, Schulen, der Caritas und diözesanen Stellen ein. Die Menschen in unserem Land finden in ihnen fachlich und geistlich kompetente Ansprechpartner:innen in Fragen des Glaubens und des Lebens.

Beispielhaft bedeutet das:

  • a. Gemäß der vorliegenden Grundorientierung und auf der Grundlage eines Personalplans werden hauptamtliche Mitarbeiter:innen aktiv gesucht, ausgebildet und begleitet. Zudem gibt es ein Konzept für Personalentwicklung.
  • b. Menschen im kirchlichen Dienst bringen fachliche Kompetenz, christliche Lebenseinstellung, Empathie, soziales Gespür, Gemeinschaftssinn und Verbundenheit mit der Kirche ein.
  • c. Ausgehend von den aktuellen Anforderungen werden die Aufgabenprofile der Priester, Diakone und hauptamtlichen Mitarbeiter:innen im Sinne einer charismenorientierten Pastoral weiterentwickelt. Dazu werden entsprechende Schulungs- und Qualifizierungsmaßnahmen angeboten.
  • d. Im jährlichen Mitarbeiter:innengespräch wird die Arbeitssituation reflektiert. Für Priester, Diakone und Mitarbeiter:innen in pastoralen und helfenden Berufen sind zudem Exerzitien, Supervision bzw. Coaching vorgesehen.
  • e. Es wird sichergestellt, dass sich alle Mitarbeiter:innen regelmäßig weiterbilden.
  • f. Es wird Sorge getragen, dass sich die hauptamtliche Mitarbeit in der Kirche durch attraktive, familienfreundliche Arbeitsbedingungen, Möglichkeiten beruflicher Weitentwicklung und eine gerechte Entlohnung auszeichnet.

13. Kirchenräume und Nutzung von Gebäuden

„Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Eckstein ist Christus Jesus selbst.“ (Eph 2,20)

Die Kirche ist zunächst die Gemeinschaft der Glaubenden. Schon der Apostel Paulus vergleicht die Gemeinde mit einem Bauwerk und hat damit die spätere Deutung der Kirchenräume vorgezeichnet. (Eph 2,19-22 - Link zum Bibeltext)

Kirchen sind Orte des Feierns und des Gebets. Über tausend Kirchen und Kapellen prägen die Kulturlandschaft Kärntens. Als bedeutende Orte der Beheimatung des Glaubens sind sie mit der Geschichte unseres Landes eng verbunden. Besonders in Zeiten des Wandels und der Veränderung sind sie Ausdruck des lokalen kulturellen Erbes, Stätten der Erinnerung und Zeugnisse des christlichen Glaubens. Pfarrhöfe und andere kirchliche Gebäude, die vor allem im ländlichen Raum für das Zusammenleben und die Begegnung der Menschen von großer Bedeutung sind, werden erhalten und gepflegt.

Beispielhaft bedeutet das:

  • a. Die Pfarrkirchen und bedeutende Filialkirchen stehen untertags für die Gläubigen offen. Sollte das nicht der Fall sein, wird im Eingangsbereich der Kirche vermerkt, wie der Zutritt möglich ist. Pfarrräume können von den Gläubigen für pastorale Tätigkeiten genutzt werden.
  • b. Die Sanierung und Erhaltung seelsorglich und kulturgeschichtlich bedeutender Bauwerke ist vorrangig und wird sichergestellt. Dabei werden die Pfarren von diözesanen Stellen beraten und unterstützt.
  • c. Es wird ein Konzept zur Nutzung der Kirchen und kirchlichen Räume erstellt. Wenn die Bedürfnisse der Seelsorge und kirchliche Vorgaben es gestatten, werden kirchliche Gebäude auch für die Nutzung durch Vereine und Privatpersonen geöffnet.
  • d. In Zusammenarbeit mit öffentlichen Stellen wird ein Konzept erarbeitet, wie man Kirchen, die nicht mehr für den Gottesdienst verwendet werden und nicht mehr finanziell erhalten werden können, einer anderen Nutzung zuführen kann und wie deren bewegliche Kulturgüter bewahrt werden. Dabei sind ethische und sozial vertretbare Grundsätze zu wahren.

14. Finanzen und Ressourcen

„Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.“ (Lk 12,34)

Jesus warnt, dass der Mensch in der Sorge um irdische Güter das Wesentliche aus dem Blick verlieren kann. (Lk 12,13-34 - Link zum Bibeltext)

Damit die Kirche ihren Auftrag erfüllen und ihren Verpflichtungen als Dienstgeberin nachkommen kann, bedarf es einer gesicherten wirtschaftlichen Basis. Finanzielle Mittel werden so erwirtschaftet, dass sie den ethischen Maßstäben des Evangeliums entsprechen und werden nachhaltig, sparsam und verantwortungsbewusst eingesetzt. Im Sinne gelebter Nächstenliebe stellen wir in allen Bereichen kirchlichen Lebens Mittel und Ressourcen für Notleidende zur Verfügung.

Beispielhaft bedeutet das:

  • a. Die Öffentlichkeit wird regelmäßig und transparent über die wirtschaftliche Entwicklung der Kirche und den Einsatz der Geldmittel informiert. Es wird Sorge dafür getragen, dass die Notwendigkeit des Kirchenbeitrags vermittelt und Einnahmen den erbrachten Leistungen gegenübergestellt werden.
  • b. Die wirtschaftlichen Ressourcen werden achtsam und nachhaltig eingesetzt; neue Einnahmefelder werden erschlossen.
  • c. Auf der Grundlage der vorliegenden Grundorientierung und eines Personalplans wird evaluiert, welche Stellen neu geschaffen, weitergeführt, neu geordnet oder im Rahmen von Pensionierungen nicht nachbesetzt werden.
  • d. Die Aufteilung personeller und finanzieller Ressourcen wird zwischen den Pfarren und diözesanen Dienststellen auf Basis eines solidarischen Ausgleichs geordnet.
  • e. Im Verwaltungsbereich werden durch Reorganisationsmaßnahmen Abläufe vereinfacht und bürokratischer Aufwand deutlich reduziert.