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Internetredaktion der Diözese Gurk

„Seid wachsam!“ (Mk 13,37)

Geistlicher Impuls zum 1. Advent von Diakon Gerhard Gfreiner

Wachsam sein (Foto: Pixabay - Msporch)
Wachsam sein (Foto: Pixabay - Msporch)

Kennen und Wiedererkennen

Wenn man einen Menschen viele Jahre nicht gesehen hat, dann mag es schwierig sein, ihn wiederzuerkennen, wenn man ihm einst wieder begegnet. Das mag umso mehr gelten, wenn das Kind oder der Jugendliche in der Zwischenzeit erwachsen geworden ist oder wenn er schwere Zeiten erlebt hat, die ihn gezeichnet haben. Manchmal muss man einen Menschen sehr gut gekannt haben, wie er sich bewegt, wie er spricht, die kleinen unverwechselbaren Zeichen einander Vertrauter, um ihn auch nach vielen Jahren wiederzuerkennen. Der Türhüter an der Tür, der das Haus von der Welt draußen trennt, schließt und öffnet. Er muss jene kennen, denen er öffnen soll. Vor allem soll er seinen Herrn kennen, wenn er wiederkommt, selbst wenn er ihn nach einer Reise lange nicht gesehen hat und sich seine Kleidung verändert hat, sein Haar ergraut ist oder das Leben Falten in sein Gesicht gezeichnet hat.

Jedes Kind weiß, wann der Hl. Abend ist, an dem das letzte Kästchen des Adventkalenders geöffnet wird; die Weihnachtserzählungen sind den Menschen wohl vertraut. Die Krippe ist ein kulturelles Gut geworden. Den Hirten auf dem Feld, wachend bei ihrer Herde, musste aber noch gesagt werden: „Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.“ (Lk 2,12), weil sie sonst ihren Herren nicht erkannt hätten.

Adventliche Tugend der Wachsamkeit

Die Erwartung des Advents kann eine Einübung sein in die Tugend der Wachsamkeit. Der Mensch von heute muss immer wieder dazu hingeführt zu werden, Gott, den Verborgenen, zu erkennen. Die Hinwendung zu den Ausgegrenzten und Armen, der Blick auf jene, die man sonst übersieht, auch in der eigenen Familie, können das Sehen weiten auf das Wesen des menschgewordenen Gottes. Räume der Gottesbegegnung in der Menschenbegegnung. Es ist Auftrag und Anspruch an uns Christ:innen, mit Gott vertraut zu sein, ihn zu kennen, in seinen vielfältigen Erscheinungsformen und Verkleidungen, um Türhüter unseres eigenen Herzens zu sein für Gott und die Menschen.

Diakon Gerhard Gfreiner (Foto: Gfreiner)
Diakon Gerhard Gfreiner (Foto: Gfreiner)

Diakon Prof. Mag. Gerhard Gfreiner ist Religionslehrer und Ausbildungsleiter für Ständige Diakone in der Diözese Gurk. Er arbeitet ehrenamtlich als Diakon in der Villacher Pfarre St. Nikolai.


KONTAKT: gerhard.gfreiner@kath-kirche-kaernten.at

Mk 13, 24-37: Das Evangelium zum 1. Adventsonntag

Jesus sprach zu seinen Jüngern: 24 In jenen Tagen, nach jener Drangsal, wird die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen; 25 die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. 26 Dann wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit. 27 Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels. 28 Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. 29 So erkennt auch ihr, wenn ihr das geschehen seht, dass er nahe vor der Tür ist. 30 Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles geschieht. 31 Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. 32 Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel,nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater. 33 Gebt Acht und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist. 34 Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen: Er übertrug die Vollmacht seinen Knechten, jedem eine bestimmte Aufgabe; dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein. 35 Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen. 36 Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen. 37 Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!