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PGR-Wahl: Bischof Marketz ruft zur Mitgestaltung der Kirche auf

Pressekonferenz im Vorfeld der Pfarrgemeinderatswahl 2022 - Plädoyer für mehr Kompetenzen und Befugnisse für Pfarrgemeinderäte - Online-Befragung: Bedeutung des Ehrenamts in Kirche wird steigen

Klagenfurt, 14.01.2022 (KAP) - Für die Kirche in Österreich sind die Pfarrgemeinderäte "ein besonders wichtiges Projekt, ja eines der wichtigsten überhaupt". Mit diesen Worten hat der Kärntner Bischof Josef Marketz am Freitag dazu aufgerufen, sich an der Pfarrgemeinderatswahlen am 20. März 2022 zu beteiligen. Auf jeden Fall, indem man wählen geht, besser noch, indem man sich auch als Kandidatin bzw. Kandidat selbst zur Wahl stellt. "Machen Sie mit und gestalten Sie Kirche mit!", so der Appell des Bischofs bei einer Online-Pressekonferenz am Freitag. Bischof Marketz ist in der Österreichischen Bischofskonferenz der zuständige Referatsbischof für die Pfarrgemeinderäte (PGR).

Bischof Josef Marketz mit der PGR-Wahl-Mappe (Foto: pfarrgemeinderat.at)
Bischof Josef Marketz mit der PGR-Wahl-Mappe (Foto: pfarrgemeinderat.at)

Wie Bischof Marketz sagte, sollten auch der Kirche eher Fernstehende gewonnen werden. In diesem Sinne sei er auch sehr dankbar für den von Papst Franziskus angestoßenen synodalen Prozess. "Der Papst ermutigt uns, auf die Menschen zuzugehen und sie einzubeziehen." Die Wahl 2022 steht unter dem Motto "mittendrin".

45.000 Frauen und Männer gehören derzeit den Pfarrgemeinderäten an, davon sind rund 30.000 gewählt, die anderen gehören qua ihres Amtes oder ihrer Funktion dem Gremium an. Insgesamt sind aber mehr als 300.000 Personen ehrenamtlich in der Kirche tätig, so Klaudia Achleitner, Sprecherin der österreichischen Pfarrgemeinderatsreferentinnen und -referenten. Die Größe des Pfarrgemeinderates hängt von der Größe der Pfarre ab und liegt zwischen 8 und 30 Mitgliedern.

Achleitner fasste bei der Pressekonferenz die wesentlichsten Ergebnisse einer Online-Befragung von Pfarrgemeinderätinnen und -räten vom September 2021 zusammen: Viele Menschen seien immer noch mit hohem Engagement bei der Sache und wollten Kirche mitgestalten. Es brauche freilich auch Veränderungen. Für den PGR brauche es mehr Leitungs- und Entscheidungskompetenz und es müssten vor allem auch die spirituelle und diakonische Seite gestärkt werden.

Orte für Gemeinschaft

In diese Kerbe schlug auch Bischof Marketz. Das spirituelle Pfarrleben dürfe nicht allein vom Pfarrer vorgeben werden. Es gebe viele verschiedene Spiritualitäten, für die Platz sein müsse. Aus der Spiritualität würden schließlich auch die christlichen Werte erwachsen, auf denen die Gesellschaft aufbaut. Der Bischof verwies in diesem Zusammenhang auf die Themen Asyl und assistierter Suizid, wo die Kirche ihre Stimme erheben müsse. Gewisse rote Linien dürften nicht überschritten werden.

"Man glaubt nicht allein, sondern in Gemeinschaft", so Marketz weiter. Deshalb brauche es Orte, wo diese Gemeinschaft gelebt werden kann. Dies betreffe auch die Pfarrgemeinderäte. Einsamkeit sei zudem eine der ganz großen aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen. Zudem plädierte der Bischof dafür, dem karitativen Engagement in den PGRs künftig mehr Gewicht zu verleihen. "Das geht jeden einzelnen an, nicht nur die Caritas", so der Bischof und frühere Kärntner Caritasdirektor.

Und schließlich wies Marketz noch darauf hin, dass die Kirche für einen wesentlichen Teil der Kulturdenkmäler Österreichs verantwortlich sei. In Kärnten seien es sogar mehr als die Hälfte. Das sei freilich mit vielen nicht nur finanziellen Herausforderungen verbunden. Auch hier seien u.a. die PGRs gefordert.

Aktuelle PGR-Studie

An der PGR-Befragung im vergangenen September beteiligten sich rund 3.000 Pfarrgemeinderäte und -rätinnen, wie Klaudia Achleitner ausführte: "Pfarren sind für sie Orte, an denen Gemeinschaft erfahrbar ist und wo Sinnstiftendes für die Gesellschaft, aber auch für sich selbst geleistet wird. Pfarrgemeinderäte und -innen engagieren sich, um Kirche vor Ort zu gestalten und etwas bewegen zu können."

Für das Engagement im PGR ist vor allem die Suche nach gemeinsamen Wegen sowie "Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung" das ausschlaggebende Motiv. Der PGR ist für das kirchliche Leben der Pfarrgemeinden "sehr wichtig", so der Eindruck fast aller Befragten (90 Prozent). Fast genauso viele schätzten, dass hier "für die Kirche am Ort etwas bewegt" wird; 82 Prozent lobten das Mitreden im Sinne von Richtungsentscheidungen. Als wichtigste Aufgaben des PGR wurde nach der Gestaltung und Umsetzung gemeinsamer Projekte die Sorge dafür genannt, "dass die Menschen, die hier leben, die christliche Botschaft spüren" (42 Prozent). 44 Prozent sind im PGR aktiv, "damit der Glaube lebt".

Geht es nach den Befragten, werden gerade die lokalen Strukturen rund um den Kirchturm weiter an Bedeutung gewinnen. Für viele sind sie Orte, an denen Gemeinschaft erfahrbar ist und wo Sinnstiftendes für die Gesellschaft, aber auch für sich selbst geleistet wird. Pfarrgemeinderäte engagieren sich, um Kirche vor Ort zu gestalten und etwas bewegen zu können.

Die Jüngeren und diejenigen, die noch nicht so lange im PGR mitarbeiten, würden ihre Arbeit mehr als Vertreter der Katholiken sehen und wünschten sich den PGR mehr als Entscheidungsgremium. Die Jüngeren hätten auch weniger Freude mit der manchmal etwas mühsamen und ineffizienten Sitzungskultur, räumte Achleitner ein. Jedenfalls brauche es eine Weiterentwicklung der Führungskultur.

82 Prozent schätzen am Pfarrgemeinderat, dass sie "mitreden können". Bei den drei wichtigsten Aufgaben des PGR folgt nach der allgemeinen Aussage "das kirchliche Leben vor Ort gestalten" (70 Prozent) als erste spezielle Aufgabe mit 42 Prozent "dafür zu sorgen, dass die Menschen, die hier leben, die christliche Botschaft spüren". Zwei Drittel erleben es als bereichernd und erfüllend, "Projekte gemeinsam umzusetzen". Gleichzeitig geben 44 Prozent an, das zu tun, damit "der Glaube lebt".

90 Prozent gaben an, dass es ihnen im Pfarrgemeinderat Freude bereitet, etwas "Sinnvolles tun" zu können. Hohe Bedeutung hat die Gestaltung des kirchlichen Lebens vor Ort (69 Prozent) und mit den Menschen ein Ort zu sein, wo die christliche Botschaft gelebt und vertieft wird (76 Prozent).

Fast 80 Prozent der Befragungsteilnehmer glauben, dass der Pfarrgemeinderat und damit die Bedeutung stark ehrenamtlich getragener Strukturen für die Kirche am Ort zunehmen wird. Drei Viertel der Befragten denken, dass der Pfarrgemeinderat die seelsorgliche Kompetenz weiter ausbauen muss.

Im Rückblick auf die PGR-Periode 2017-22 gaben 82 Prozent der Befragten an, neue Akzente im Bereich "Liturgie. Feste im Jahreskreis" gesetzt zu haben. Neue Akzente gab es auch im Bereich der Verkündigung: "Sakramentenvorbereitung" (73 Prozent) und "Öffentlichkeitsarbeit" (67 Prozent). Dann folgt schon die "Caritas, soziale Themen" mit 60 Prozent. Immerhin 56 Prozent geben an, sicher bedingt auch durch die Corona-Pandemie, Schritte in der digitalen Kommunikation zu setzen und die digitalen Medien auch als Mittel der Verkündigung zu nutzen.

Am 20. März 2022 sind über 4,5 Millionen wahlberechtigte Katholikinnen und Katholiken aufgerufen, eine Funktion in ihrer Pfarrgemeinde zu übernehmen oder wählen zu gehen. Die Pfarrgemeinderäte in der heutigen Form wurden nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) eingeführt, um der Mitverantwortung der Laien in der Kirche Ausdruck zu geben. Die ersten Pfarrgemeinderäte wählten die Katholiken 1969 in der Erzdiözese Salzburg und in der Diözese Graz-Seckau.

(Infos: www.pfarrgemeinderat.at)