Die Seligpreisungen (Mt 5,3-12)
Psalm des Monats November
Gott ist der Heilige schlechthin, das heißt, er ist anders als wir. Wer zu ihm gehört und ihn sogar Vater nennt, muss sich also wohltuend von seiner Umwelt unterscheiden. Die Beziehung zu Gott, das Bewusstsein, von ihm bedingungslos angenommen und geliebt zu sein, sind eine Quelle der Kraft, die hilft, die Selbstbezogenheit und das Streben nach immer mehr zu überwinden. Insofern ist das Leben aus dem Glauben ein Weg, der hilft, die Welt zum Guten zu wenden.
DER TEXT
Die Seligpreisungen (Mt 5,3-12)
Selig, die arm sind vor Gott; *
denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden; *
denn sie werden getröstet werden.
Selig die Sanftmütigen; *
denn sie werden das Land erben.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; *
denn sie werden gesättigt werden.
Selig die Barmherzigen; *
denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die rein sind im Herzen; *
denn sie werden Gott schauen.
Selig, die Frieden stiften; *
denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.
Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen; *
denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt *
und alles Böse über euch redet um meinetwillen.
Freut euch und jubelt: *
Denn euer Lohn wird groß sein im Himmel.
Blagri (Mt 5,3-12)
Blagor ubogim v duhu, *
kajti njihovo je nebeško kraljestvo.
Blagor žalostnim, *
kajti potolaženi bodo.
Blagor krotkim, *
kajti deželo bodo podedovali.
Blagor lačnim in žejnim pravičnosti, *
kajti nasičeni bodo.
Blagor usmiljenim, *
kajti usmiljenje bodo dosegli.
Blagor čistim v srcu, *
kajti Boga bodo gledali.
Blagor tistim, ki delajo za mir, *
kajti imenovani bodo Božji sinovi.
Blagor tistim, ki so zaradi pravičnosti preganjani, *
kajti njihovo je nebeško kraljestvo.
Blagor vam, kadar vas bodo zaradi mene zasramovali, *
preganjali in vse húdo o vas lažnivo govorili.
Veselite in radujte se, *
kajti vaše plačilo v nebesih je veliko.
Hier finden Sie den Text im Postkartenformat, damit Sie ihn mittels Smartphone immer bei sich haben und wenn Sie möchten, auch gemeinsam beten können.
DIE AUSLEGUNG
Hier finden Sie einige Gedanken zum Text von Klaus Einspieler, Bibelreferent der Diözese Gurk.
Das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit
Die Seligpreisungen sind ein kunstvoll gestalteter Text, mit dem der Evangelist Matthäus die Bergpredigt Jesu eröffnet. Sie bilden zwei Strophen mit jeweils vier Aussagen. In der ersten und letzten wird den im Sinne Jesu Handelnden das Himmelreich, also das endzeitliche Heil versprochen. So entsteht eine Art Rahmen. Zudem ist die letzte Seligpreisung beider Strophen auf das Thema der Gerechtigkeit bezogen. Die Jüngerinnen und Jüngern Jesu müssen nämlich zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit suchen, alles andere wird ihnen dazugegeben (Mt 6,33). Wie sorgfältig Matthäus seinen Text bearbeitet und neu ausgerichtet hat, zeigt auch ein Vergleich mit dem Lukasevangelium. Hier sind nur vier Seligpreisungen überliefert. Gepriesen werden die Armen, die Hungernden, die Weinenden und jene, die um des Menschensohnes willen in Verruf gebracht werden (Lk 6,20-23). Matthäus und Lukas haben sie in einer Sammlung vorgefunden, in der man die Sprüche Jesu zusammengetragen hatte. Matthäus hat sie im Sinne der Lehre Christi erweitert und mit neuen Akzenten versehen. Während Jesus zum Beispiel die Armen seligpreist, die seine Botschaft wohl am bereitwilligsten aufgenommen haben und den aufgrund ungerechter Verteilung der Güter bei vollem Tisch Hungernden Sättigung verheißt, ist der Text nun als Eröffnung der Bergpredigt mit einer ethischen Note versehen.
Wohltuend anders
In den Augen Gottes wird Erfolg nicht nach menschlichen Maßstäben gemessen. Wer der Botschaft Jesu folgt, darf aber vertrauen, dass es sich lohnt, wohltuend anders zu leben. Die Verheißungen von Leben und Fülle geben dazu die Kraft, wie die nun folgende kurze Auslegung der Seligpreisungen zeigen soll.
I: Wörtlich übertragen spricht Jesus von den Armen im Geist. Gemeint sind die Mutlosen und Verzweifelten. Ethisch gedeutet sind jedoch auch die Demütigen gemeint, die offen sind für das Heil und sich von Gott in Dienst nehmen lassen.
II: Aus den Weinenden (Lk 6,21) sind die Trauernden geworden. So schafft Matthäus mit den Armen der ersten Seligpreisung eine Verbindung zu einem der großen Texte des Jesajabuchs. Er spricht vom Gesalbten, auf dem der Geist Gottes ruht. Nun soll er den Armen frohe Botschaft bringen und die Trauernden trösten (Jes 61,1-3).
III: Die Sanftmut bezieht sich auf den zwischenmenschlichen Bereich. Die Verheißung spricht vom Wandel dieser Welt. Die Erde wird dann nicht mehr den Tyrannen, sondern den Sanftmütigen gehören. Der Demütige und Sanftmütige schlechthin aber ist Jesus selbst (Mt 11,29 und 21,5).
IV: Gerechtigkeit bezeichnet hier die von Gott gegebenen Weisungen, damit die neue Welt erstehen kann. Das Hungern und Dürsten meint also das Bemühen, in diesem Sinne zu leben und zu wirken.
V: Der Gedanke, dass jene von Gott Barmherzigkeit erfahren werden, die selbst barmherzig sind, ist im Judentum und frühen Christentum tief verwurzelt (Jak 2,13).
Dies macht auch das Gleichnis vom unbarmherzigen Gläubiger klar (Mt 18,23-35).
VI: Das Herz ist im Alten Testament der Sitz des Denkens und Wollens und damit das Zentrum des Menschen. Das reine Herz richtet sich nach dem Willen Gottes aus.
VII: Die Verheißung schafft eine Verbindung zum Gebot der Feindesliebe (Mt 5,44-45). Da auch die Gegner Kinder Gottes sind, muss man sie lieben. Frieden zu stiften, bedeutet für Matthäus das Bemühen, Feindschaften zu überwinden, indem man seinen Widersachern Gutes tut und für sie betet.
VIII/IX: Thematisch wird schon die letzte Seligpreisung vorweggenommen. Angesprochen werden jene, die sich für die Gerechtigkeit einsetzen und angefeindet werden (1 Petr 3,14). Dies ist das Los der Gerechten seit alters her (Weish 2,10-20). Die folgende letzte Seligpreisung entfaltet dieses Thema. Die Verfolgung wird auf Christus bezogen, die Adressaten nun direkt angesprochen. Die Freude im Leiden wird doppelt begründet: mit dem Hinweis auf den himmlischen Lohn (1 Petr 1,6-7; 4,13) und auf diese Art das Schicksal der Propheten zu teilen.
DER VORTRAG AUF VIDEO
Hier finden Sie eine detaillierte Auslegung der Seligpreisungen in Gestalt einer Videodatei (Dauer etwa 87 Minuten). Vortragender: Klaus Einspieler.
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DER TEXT ZUM ANHÖREN ODER MITSINGEN
Statt selbst zu beten, können Sie die Seligpreisungen auch anhören oder mitsingen. Die Aufnahmen entstanden unter der Leitung des diözesanen Kirchenmusikreferenten Christoph Mühlthaler.