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Internetredaktion der Diözese Gurk

Die Logik der Kunst und die Logik des Glaubens

P. Gustav Schörghofer SJ sprach anlässlich einer Ausstellungseröffnung im Stift St. Georgen über das Verhältnis von bildender Kunst und Glaube

Die Arbeitsgemeinschaft kirchlicher Museen und Schatzkammern im deutschsprachigen Raum tagte in diesem Jahr in Kärnten. Am 15. Mai 2018 wurde die Aufmerksamkeit der Tagungsteilnehmer auf die zeitgenössische Kunst gelenkt, denn in den Galeriegängen des Bildungshauses Stift St. Georgen wurde eine sehenswerte Kunstausstellung mit internationaler Beteiligung aus Italien, Slowenien und der Slowakei eröffnet. Als Impulsgeber und Festredner der Vernissage war der Wiener Jesuitenpater Dr. Gustav Schörghofer zu Gast, der über seine Erfahrungen als Kunstkurator und Kunstvermittler sprach.

P. Gustav Schörghofer SJ (© Foto: KH Kronawetter / Internetredaktion)
P. Gustav Schörghofer SJ (© Foto: KH Kronawetter / Internetredaktion)

Die Bedeutung eines Bildes kann sehr ambivalent sein, sagte Schörghofer gleich zu Beginn und projizierte das Bild „Kreuz an der Ostsee“ (1815) von Casper David Friedrich an die Leinwand. Der Künstler selbst schrieb vor über 200 Jahren über sein Werk: „Diese Bild ist denen - so (sie) es sehen - ein Trost, denen - die es nicht sehen - ein Kreuz“.

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Caspar_David_Friedrich_-_Kreuz_an_der_Ostsee_(Schloss_Carlottenburg,_Neuer_Pavillon).jpg

Ein gläubiger Mensch vermag also in diesem Bild, im dargestellten Kreuz, vielleicht einen Anker der Hoffnung zu entdecken, ein anderer wird darin einfach ein Landschaftsbild sehen mit einem ortüblichen Kreuz als Markierungszeichen für die Schifffahrt. Beides ist möglich, die Bedeutung des Bildes hängt eben auch vom Betrachter ab und vom dem, was er dafür mitbringt.

Nach dieser hermeneutischen Vorbemerkung gab P. Schörghofer einen exemplarischen Einblick in künstlerische Arbeiten und Projekte, die er in den letzten zwei Jahrzehnten in der Wiener Jesuitenkirche und zuletzt auch in der Lainzer Konzilsgedächtniskirche, wo der Jesuitenpater derzeit auch Pfarrer ist, gemeinsam mit vielen Künstlerinnen und Künstlern realisiert hat.

„Sind die Christen und die Kirchen heute noch im Stande, das, was die Gegenwartskunst macht, aus dem Geist des Christentums zu deuten?“
(P. Gustav Schörfhofer SJ)

Zweifellos gibt es heute auch noch eine christliche Kunst, aber das ist nicht die Frage von Pater Schörghofer. Vielmehr begleitet eine ganz andere Frage sein großes Engagement für die zeitgenössische Kunst: „Sind die Christen und die Kirchen heute noch im Stande, das, was die Gegenwartskunst macht, aus dem Geist des Christentums zu deuten?“

Und hier möchte der Jesuitenpater - an das große Vorbild Otto Mauer erinnernd - in seiner Rolle aus Kunstvermittler auch ansetzen. Ein grundlegendes Kriterium, das er für seine Arbeit mit zeitgenössischer Kunst heranziehe, sei, ob Kunst parallel zum Evangelium gesehen werden könne. Schörghofer nannte dann zwei Bereiche, in denen diese Parallelitäten augenscheinlich werden.
Da ist zum einen das große Feld der Entäußerung (gr. Kenosis): „Wenn ich eintauchen will in Gott, muss ich aus mir herausgehen,“ sagte der Referent und verwies dann auf das Phänomen der leeren Leinwand oder der monochromen Flächen in der bildenden Kunst.
Besonders deutlich werde die Parallelität der Fragestellungen von Kunst und Religion, wenn es um die durch das Evangelium (Bibel) geprägte Option für die Armen, für die Verstoßenen und Verworfenen, ja für den Abfall der Welt gehe. Parallel dazu sei in der Kunst des 20. Jahrhunderts eine auffallend „starke Option für den Abfall“ wahrzunehmen, z. B. bei Kurt Schwitters, betonte der Jesuitenpater.

„Die künstlerische Logik geht oft parallel zur Logik des Glaubens.“
(P. Gustav Schörghofer SJ)

„Diese Parallelen verfolge ich“, sagte Schörghofer und dass er sich gerne unbekannten Künsterlinnen und Künstlern widme. Was ihn besonders überrasche und freue: „Die künstlerische Logik geht oft parallel zur Logik des Glaubens.“

Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz dankte Pater Schörghofer für seine Hinführung zum Dialog zwischen Kunst und Kirche, denn es gilt, „das Zeitgespräch aus der Banalität herauszuholen und die Menschen zu einem hintergründigen Denken zu führen“. Die Kirche in Kärnten versuche, diebezüglich Räume zu bieten, so der Bischof.

Abschließend bedankte sich der Organisator des Abends, Bischofsvikar P. Dr. Gerfried Sitar OSB, beim Künstler Manfred Mörth, der mit viel Können und Engagement eine Ausstellung mit Werken von 45 zeitgenössischen Künsterlinnen und Künstlern aus Kärnten, Slowenien und Italien kuratiert und gestaltet hat. Diese Ausstellung ist noch bis 15. Juni im Stift St. Georgen zu sehen.