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Internetredaktion der Diözese Gurk

Deus caritas est – Gott ist die Liebe

Fastenhirtenbrief 2020 von Diözesanbischof Dr. Josef Marketz

Bildunterschrift (Bildrechte sind zwingend anzugeben!)

Liebe Schwestern und Brüder!

Papst Benedikt XVI. hat seine erste Enzyklika mit Worten aus dem ersten Johannesbrief begonnen: „Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm. Wir haben die Liebe erkannt, die Gott zu uns hat, und sie gläubig angenommen (1 Joh 4,16).“

Deus caritas est – Gott ist die Liebe!

Diese Botschaft hat sich auch in meinem Leben immer klarer als der Wesenskern des christlichen Glaubens gezeigt und so musste ich nicht lange nachdenken, als ich mich innerhalb von ein paar Tagen für einen bischöflichen Wahlspruch zu entscheiden hatte. Meinen ersten Hirtenbrief möchte ich diesem biblischen Wort widmen. Mit ihm verbinde ich den Wunsch, dass es vielen Christinnen und Christen in Kärnten Zuversicht und Kraft für ihren Lebensalltag schenkt. Besonders dankbar und froh bin ich darüber, dass auch Papst Franziskus nicht nur sein Lehren, sondern sein ganzes Leben und Wirken in Kirche und Welt auf dieser entscheidenden Glaubenserfahrung aufbaut.

An die Liebe glauben!

Wir haben der Liebe geglaubt und hören nicht auf, es zu tun! Was für eine wichtige Botschaft in einer Zeit, in der wir jeden Tag aufs Neue von allen Seiten mit Angeboten zur glücklichen Lebensführung überschwemmt werden und dann doch feststellen müssen, dass sich viele von ihnen als „fake news“ – als Fehlinformationen – erweisen. Wem und woran können wir noch glauben?
Natürlich wollen wir Gott glauben. Aber allzu viele Menschen werden nicht mehr fündig auf der Suche nach Gott. Sein Name verschwimmt unter den vielen Heilsbringern dieser Welt. Wenn wir glauben wollen und können, dass Gott selbst die Liebe ist und er überall dort, wo wir uns nach Liebe sehnen und sie spüren, anwesend ist, werden wir plötzlich ein sehr intensives Leben mit Gott führen!

Kirche mitten im Leben

Dies ermöglicht uns einen neuen Blick auf unser Miteinander auch in der Kirche. Im Zentrum steht dabei nicht mehr so sehr, wie Menschen zur Kirche finden, sondern wie mitten im Leben der Menschen Kirche entsteht. Denn was Papst Franziskus in „Querida Amazonia“ für den Umgang mit indigenen Kulturen fordert, gilt wohl für jede Kultur. Zunächst braucht es, so der Papst, die Wertschätzung demgegenüber, was da ist. Dadurch empfängt die Kirche das, was der Geist bereits in der jeweiligen Kultur auf geheimnisvolle Weise gesät hat (Nr. 68). Sie bildet die Basis für eine Begegnung mit dem Evangelium. Im Zusammenleben der Menschen, im Engagement für andere ist Gott präsent. Wir dürfen diese Kultur der Wertschätzung, Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft dankbar wahrnehmen. Denn darin kommt uns Christus entgegen.

Wir sind unwiderruflich Geliebte

Mit dieser Erfahrung beschenkt werden wir immer tiefer in das Geheimnis eintauchen, dass Gott uns liebt und dass er wie dem Adam in der heutigen Lesung auch uns mit dem Lebensatem zugleich seine Liebe eingehaucht hat. Weil wir unwiderruflich Geliebte sind, dürfen wir ohne in einen selbstverliebten Narzissmus abzugleiten, auch uns selbst lieben, uns etwas zutrauen, uns annehmen vor jeder Leistung und trotz aller Schuld.

Nächstenliebe

Erfüllt von der Liebe Gottes bekommen wir die Kraft, in aller Freiheit die Nächsten zu lieben wie uns selbst. Wir können erfahren, wie sich Beziehungen vertiefen und sogar Spannungen und Konflikte durch neue Freundschaftsbande abgelöst werden. Vor allem aber öffnet uns die Liebe Gottes die Augen und Herzen für die Unansehnlichen, die am Rande der Gesellschaft Lebenden, die Zugewanderten und noch gar nicht in der Gesellschaft Angekommenen. Dabei fragt sie nicht nach ihren Leistungen, ihren Schuldverstrickungen, ihrer Herkunft und ihren religiösen Anschauungen. Wir werden Zeuginnen und Zeugen von Wundern der Verwandlung, wie sie uns in den Evangelien berichtet werden.

Wandlungen

In der Caritasarbeit konnte ich selbst beobachten, wie Menschen, die auf der Straße lebten und mich häufig angebettelt haben, sich durch liebevolle Annahme und Begleitung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserer Tagesstätte für Obdachlose erheblich gewandelt haben, wie etwa ein Mann wieder zu sprechen und sich zu waschen begann, andere das Trinken einschränkten, wieder andere Verantwortung übernahmen für noch Ärmere und selbst zu freiwilligen Mitarbeitern wurden. Ebenso freute ich mich über die Entwicklung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die selbst eine Wandlung zu großer Zufriedenheit, zu Dankbarkeit und Frohsinn erlebten.

Kraft der Liebe

Dieser Glaube an die Kraft der Liebe, in der Gott selbst sich uns schenkt, hilft uns, auch im Leid, im unversöhnten Gegeneinander und in inneren Krisen Wege in die Zukunft zu erkennen. Gott selbst wird uns an den Grenzen unserer Existenz, wie sie Jesus in der Wüste und später am Kreuz erlebt hat, Engel schicken, die uns zurückführen ins Leben; in das Leben hier in dieser Welt und schließlich mitten hinein in die eingelöste Verheißung vollkommener und ewiger Liebe, die wir Himmel nennen.

Foto: Diözese Gurk / Gollner
Foto: Diözese Gurk / Gollner

Die Liebe hört niemals auf

Möge unser gemeinsamer Glaube, dass die Liebe niemals aufhört, weil Gott Liebe ist, Ihnen und vielen Menschen in unserem Land eine segensreiche Fasten- und Osterzeit mit vielen glückbringenden Erfahrungen schenken!
Mit diesem Wunsch und der Bitte um Ihr Gebet grüße ich Sie von Herzen

+ Josef Marketz
Diözesanbischof

Klagenfurt am 1. Fastensonntag, 1. März 2020