Beginn der apostolischen Visitation in der Diözese Gurk
Am Beginn der apostolischen Visitation in der Diözese Gurk hat der Salzburger Erzbischof Dr. Franz Lackner am Vormittag des 14. Jänner 2019 gemeinsam mit seinem Visitationsteam im Klagenfurter Hotel Sandwirth eine Presseinformation gegeben. Dabei hat der apostolische Visitator das folgende Statement verlesen und sich anschließend auch den Fragen der Journalisten gestellt.
Das Statement von EB Lackner im Wortlaut
"Ich danke Ihnen, dass ich mich zu Beginn der apostolischen Visitation der Diözese Gurk mit einigen Bemerkungen grundsätzlicher Natur an Sie wenden kann. Ich weiß Ihre Geduld zu schätzen, Sie mussten lange warten.
Lassen Sie mich kurz die Chronologie meiner Beauftragung zum apostolischen Visitator referieren. Am 18. Dezember 2018 erreichte mich der Anruf aus Rom von der Bischofskongregation. Mitten in der Nacht erhielt ich den schriftlichen Auftrag.
Visitation bedeutet Sachverhaltserhebung nicht Urteilsfällung. Als Einstieg ist für mich festgestanden, alle Informationen entgegen zu nehmen. Die vielen Meldungen in den Medien habe ich natürlich wahrgenommen. Nicht alles, was ich hörte, war mir plausibel.
Die Visitation läuft in enger Abstimmung mit der Kongregation für die Bischöfe in Rom, übrigens in erfreulich kooperativer Weise. Die Lage der Ortskirche in Kärnten und ganz Österreich sollte gemäß dem Dekret mit in den Blick kommen.
Als erster Schritt gilt es zu hören, wahrzunehmen, die Ursachen zu finden, die zu dieser leidvollen Entwicklung geführt haben. So vorurteilsfrei wie möglich fangen wir an, offen im Prozess des Hörens, bevor in das konkrete Fragen eingestiegen werden kann. Die Visitation betrifft das Ganze, um möglichst ein genaues Bild der Situation in Kärnten zu erhalten. Der Zeitraum wurde durch die Kongregation in Rom ab dem Jahr 2008 festgelegt, einschließlich der Sedisvakanz.
Für mich ist es selbstverständlich, dass wir so transparent wie nur möglich sind. Laufende Untersuchungen werden, wie das auch außerhalb der Kirche selbstverständlich ist, nicht im Forum der Öffentlichkeit kommentiert.
Sehr geehrte Damen und Herren. An dieser Stelle muss ein Wort des Bekennens gesprochen werden, auch wenn es nicht leicht ist, das passende Wort zu finden. Ein Deutungsversuch der Wiener Pastoraltheologin Regina Polak in den letzten Tagen hat mich ein Stück weit aus der Sprachlosigkeit befreit. Die Kirche versuche Probleme auf rein persönlicher Ebene auf Kosten der Transparenz zu lösen. Die Person ist aber von einem Alleinstellungsmerkmal geprägt; dieses müsste jedoch immer dann zurücktreten, wenn die Person zugleich Träger eines öffentlichen Amtes ist.
Aus heutiger Sicht werfe ich mir vor, dass ich zwar die öffentliche Verantwortung wahrgenommen habe, indem ich die an mich ergangene Information an die zuständige kirchliche Oberbehörde weitergegeben habe, es aber zugleich verabsäumt habe, das direkte Gespräch mit Bischof Alois zu suchen. Auch als Glieder der Gemeinschaft der Glaubenden tragen wir Mitverantwortung.
So bitte ich als Metropolit all jene, denen Unrecht geschehen ist, aber auch alle, die durch Intransparenz kirchenbehördlichen Handelns das Vertrauen in die Kirche verloren haben, aus tiefstem Herzen um Verzeihung.
Der Dienst der Visitation will der Diözese Gurk-Klagenfurt zu einem vertrauensvollen Neuanfang verhelfen. Das kann nur gelingen, wenn wir uns alle der Wahrheit stellen, aufeinander zugehen und als communio die eigentliche Sendung der Kirche ins Zentrum rücken."
Das Team des Apostolischen Visitators
Bischof Dr. Benno Elbs: Bischof der Diözese Feldkirch
Mag. Herbert Beiglböck MBA: Studium der Theologie in Graz, postgraduales Wirtschaftsstudium an der Wirtschaftsuniversität Wien, Wirtschaftsdirektor der Diözese Graz-Seckau, seit 2016 Caritasdirektor Graz-Seckau (Wirtschaft und Unternehmensführung)
Dr. Elisabeth Kandler-Mayr: Studium der Rechtswissenschaften in Salzburg und der Kanonistik in München, Ordinariatskanzler der Erzdiözese Salzburg seit 2006. (Notarin der Visitation)
Dr. Christian Lagger MBA: Geschäftsführer des Krankenhauses der Elisabthinen in Graz (Visitationskoordination, Fachbereich Wirtschaft)
Prof. Dr. Dr. Helmuth Pree: em. Kirchenrechtsprofessor der Ludwig-Maximilians-Universität München, Mitglied der Rechtskommission des Verbandes der Diözesen in Deutschland, wurde 2004 zum Vizepräsidenten der Consociato Internationalis Studio Iuris Canonici Promovendo bestellt, der weltweiten Vereinigung von Wissenschaftlern des kanonischen Rechts. 2011 zum Konsultor des Päpstlichen Rates für Gesetzestexte ernannt. (Fachbereich Kirchenrecht)
MMMag. Martin Seidler: Sekretär des Erzbischofs
Dr. Heidi Zikulnig: Kommunikation