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Internetredaktion der Diözese Gurk

Werft eure Zuversicht nicht weg!

Adventhirtenbrief 2022 von Bischof Dr. Josef Marketz

Bischof Josef Marketz (Foto: Pressestelle/Fessl)
Bischof Josef Marketz (Foto: Pressestelle/Fessl)

Liebe Schwestern und Brüder!

Wir leben in einer Zeit des Wandels und auf den ersten Blick scheinen sich die Dinge nicht zum Guten hin zu entwickeln. Verunsicherung, Ängste und das diffuse Gefühl, einer schwierigen Zukunft entgegenzugehen, prägen das Leben vieler Menschen in unserem Land. Nicht wenige fühlen sich überfordert und reagieren darauf mit Resignation oder Aggression.

Advent, eigentlich Adventus Domini, heißt Ankunft des Herrn. Öffnen wir ihm die Tore! Stellen wir uns unserer Verantwortung, die Welt im Geist der Liebe zu gestalten und füreinander da zu sein! Der Apostel Paulus schreibt in einem seiner Briefe: "Einer trage des anderen Last." (Gal 6,2a) Dazu braucht es lebendige und belastbare Gemeinschaften – Familien, Freundschaften, Pfarrgemeinden, Vereine und soziale Initiativen.

Natürlich fällt es niemandem leicht, die momentane Ungewissheit und die vielen offenen Fragen auszuhalten. Woher kommt denn eine verlässliche Hoffnung, woher eine echte Lebensfreude? Die große Perspektive unseres Lebens ist nicht Tod und Untergang, sondern die Hoffnung, dass sich Gottes neue Welt ihren Weg bahnen wird. Wir werden an den folgenden Sonntagen eine Kerze nach der anderen am Adventkranz entzünden. So soll es auch mit unserer Hoffnung sein, damit das Gute und Heilsame, das wir von Gott erwarten, hier und heute beginnen kann, unsere Welt zu verändern.

In diesem Sinne hat die Katholische Kirche in Kärnten heuer den Weg einer synodalen Kirchenentwicklung eingeschlagen. Der Leitspruch dieses Weges „Weil Gott Liebe ist …“ ruft uns in Erinnerung, dass wir nicht bei Null beginnen. Wir sind angenommen und von Gott beschenkt. Unser Leben und Tun wurzelt im Glauben, dass Gott unsere Geschicke in Liebe begleitet. Das gibt uns die Kraft, füreinander da zu sein, im Kleinen wie auch in den großen Fragen und Nöten unserer Zeit.

Wie sich Gottes Liebe gezeigt hat, erzählen uns vor allem die Evangelien. Daher sind die Vertiefung des Glaubens und das Kennenlernen des Weges Jesu Christi, der auch unserer ist, unverzichtbare Bestandteile der künftigen Entwicklung unserer Kirche. Dazu gehört auch das Hinhören auf das, was die Menschen in diesem Land bewegt. Vor diesem Hintergrund wurde der Entwurf einer Grundorientierung für die Kirche in Kärnten erarbeitet. Glaubwürdigkeit, Offenheit und Achtung werden von uns erwartet, um Beheimatung, Gemeinschaft und Sinn zu erfahren. Auch darin erweist sich, ob wir eine "synodale Kirche" sind, wie sie uns Papst Franziskus deutlich vorgegeben hat, in aufmerksamer Weggemeinschaft mit möglichst allen Menschen.

Ich lade Sie ein, liebe Schwestern und Brüder in Christus, alleine oder mit anderen, den Entwicklungsprozess der Kirche in Kärnten aktiv mitzugestalten. Der nächste Schritt ist die Mitarbeit an der Formulierung unserer Grundorientierung für die nächsten Jahre, geleitet von den grundlegenden Fragen: Was ist uns wichtig an unserem Glauben, und: Wie können wir Gottes Liebe durch unseren Glauben und unser Leben sichtbar machen? Menschen können Hoffnung schöpfen, wenn sie merken, dass Jesu Zuspruch unser Dasein prägt: „Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“ (Joh 13,34)

Der Advent ist für uns alle die kostbare Zeit, um das Vertrauen in die tröstende Gegenwart Gottes zu erneuern. Mit Jesus Christus ist jederzeit ein Neubeginn möglich. In ihm ist auch unsere Zuversicht begründet, dass nicht Angst, Hass und Krieg das letzte Wort haben, sondern ein Friede, der jede Entzweiung überwinden und sich tief in uns ausbreiten kann. Mit dieser Gewissheit wünsche ich allen Menschen in unserem Land einen gesegneten Advent!

+ Josef Marketz
Diözesanbischof

Klagenfurt, im November 2022