Besinnliche Fortbildung für ehrenamtliche Mitarbeiterinnen
„Vergebung- heil werden“
Einen besinnlichen Nachmittag/Abend gab es am 20. März 2025 im Pfarrsaal St. Martin/Villach für unsere ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen in der Altenheimseelsorge.
Als Referentin konnten wir unsere Kollegin, Frau Viola Weiß, gewinnen, die als Krankenhausseelsorgerin und auch im katholischen Bibelwerk tätig ist.
Unter dem Motto: „Vergebung-heil werden“, nahm Viola uns mit auf eine Reise, die biblische Geschichte von der Heilung des Gelähmten (Mt 9, 1-8) mit unserer eigenen Lebensgeschichte zu verbinden.
Aus ihrer reichen Erfahrung in der Sterbebegleitung weiß sie, dass viele Menschen nicht sterben können, nicht loslassen, weil sie noch unerledigte Dinge haben, die sie festhalten auf dieser Welt. Das ist aber oft nicht etwas, wo sie anderen Menschen noch etwas schuldig sind, sondern oft sind es, ihrer Erfahrung nach, Dinge, die sie SICH SELBST SCHULDIG geblieben sind – in der Psychologie gibt es den Begriff des „ungelebten Lebens“ gemeint ist alles, was ich im Leben nicht gemacht habe, aus welchen Gründen auch immer.
Es ist also die eigene Unversöhntheit mit sich selbst, die uns oft ein Leben lang, besonders dann zum Ende des irdischen Lebens hin, zu schaffen macht. Wie kann ich zu Versöhnung finden, zum Frieden mit mir und mit anderen? Die Sehnsucht nach Frieden ist uns wohl allen innewohnend, wie es auch eine Teilnehmerin formulierte.
Ich habe gelesen, dass Versöhnung eine Möglichkeit ist, einen WEG ZUM AUFBLÜHEN zu finden – ein schönes Bild zum jetzigen Frühlingsbeginn, wo alles aufblüht und zu wachsen beginnt.
Viola zitierte auch aus dem Buch von Reinhard Haller: „Die Macht der Kränkung“, der den WEG ZU VERSÖHNUNG in 6 Schritten beschreibt. Es ist demnach ein Prozess und nicht auf „Knopfdruck“ (oft eigener Druck und Anspruch) nicht möglich. Den ersten Schritt nennt er „Lufthochheit“, d. h., dass ich mich selbst von oben herab betrachte - also aus einer gewissen Distanz heraus. Ein wichtiger Schritt ist auch die Frage, warum mich jemand gekränkt hat.
Kränkung hat immer etwas mit meiner Geschichte zu tun, nicht jeder Mensch kann mich kränken, bei manchen reagiere ich hingegen sehr empfindlich, ohne vielleicht bewusst zu wissen, warum. Kränkung tut jedenfalls weh, erzeugt eine WUNDE, die oft nur schwer heilt, bzw. ich gar nicht bereit bin, mich heilen zu lassen.
In der Bibelgeschichte sieht Jesus den „GLAUBEN“ – der Freunde, die den Gelähmten zu Jesus bringen. Dieses Vertrauen ist es, das Heilung in Gang setzt. Meine eigenen Wunden anzuschauen, mich zu fragen, warum ich gekränkt bin, ist meist schmerzhaft, oft kommt „alles wieder hoch, die Wunde beginnt wieder zu bluten. Leichter ist wohl die zutiefst menschliche Reaktion, wie es z.B. auch Bäume machen, die eine klaffende Wunde am Stamm mit Harz verschließen, sein Herz zu verschließen, sich zu schützen, zu verhärten.
Dabei wird aber die berechtigte WUT auch verschlossen, kann nicht zum Ausdruck gebracht werden und letztlich krank machen. Die Kränkung auszusprechen, darüber zu reden (z.B. im Sakrament der Versöhnung oder mit vertrauten Menschen) ist ein weiterer Schritt zu Versöhnung. Wenn ich es nicht schaffe, die Kränkung „Loszulassen“, ein letzter wichtiger Schritt, verhindere ich mein eigenes Weiterkommen und Wachstum – ich bleibe sozusagen in meiner Verhärtung abgekapselt und stecken.
Wie das Harz des Baumes Wärme benötigt, um sich wieder zu verflüssigen, braucht auch unsere Wunde Zuwendung und Wohlwollen – von uns selbst oder von anderen Menschen. So schmerzhaft und tiefgehend der Umgang mit Kränkungen und Wunden ist, so heilsam kann die Erfahrung sein, wenn jemand mein Innerstes erkennt und mit Liebe betrachtet, so wie es in einem Kalenderspruch heißt:
„Jesus berührt uns liebevoll, gerade da, wo wir verwundet wurden“
Die liebevolle Zuwendung Jesu, bzw. die Unterstützung durch die Freunde schafft Heilung. Jesus sieht nicht nur die äußerliche NOT des Gelähmten, er blickt in sein Innerstes und die Verstrickungen seines Lebens. Es geht ihm darum, diese zu lösen und Heilung in Gang zu setzen.
Im zweiten Teil der Veranstaltung ging es darum, sich den eigenen heilsamen, stärkenden Ressourcen zuzuwenden. Mit Bildkarten tauschten sich die Teilnehmenden darüber aus, was ihnen Kraft gibt und heilsam für sie ist.
Ich möchte noch einen Text von Petra Unterberger aus dem Buch: „Eine Handvoll Licht“ ergänzen und wünsche allen, dass wir uns mit unseren Kränkungen und Wunden immer wieder auseinandersetzen und in das Licht der Liebe Gottes halten, der uns heilen möchte.
Herz voll Liebe, ganz berührbar – wird verletzt
Angst und Furch – Herztür zu
Eingeschlossen, eingeengt, verkrampft und hart- kein Zutritt!
Unberührbar – bitter – ohne Frieden – bleibt allein
Einbruch Gottes – unerwartet – haucht sie neu geschenktes Leben
Geistin – ruach – öffnet Herzraum – für das Leben und die Liebe
Ein gutes Zugehen auf das Fest der Auferstehung wünscht
Sabine Kämmerer, Altenheimseelsorge Villach