Orgel und Organist*in des Monats - Dezember 2024
Domorgel und Marienorgel des Domes Klagenfurt und Domorganist Klaus Kuchling
Im Monat Dezember beginnt die Reihe Orgel und Organist*in des Monats. Die erste Station ist die Domkirche Klagenfurt mit der Domorgel, der Marienorgel und dem Domorganisten Klaus Kuchling.
Im folgenden Link werden die beiden großen Orgeln beschrieben, und Domorganist Klaus Kuchling hat einige Hörbeispiele bereitgestellt:
Gerda Heger war im Gespräch mit Klaus Kuchling, der seit 1992 als Domorganist in Klagenfurt tätig ist:
Wie würdest du dein jahrzehntelanges Wirken als Organist beschreiben?
Meine Tätigkeit als Organist begann mit 14 Jahren in St. Veit an der Glan, wo ich aufgewachsen bin, und seither spiele ich quasi jeden Sonntag bzw. jedes Wochenende im Rahmen von Gottesdiensten. Später in meiner Studienzeit in Wien war ich kirchenmusikalisch in Wien St. Elisabeth tätig, bevor ich dann Domorganist wurde – damals der jüngste in Österreich. Es werden mittlerweile über 10.000 Gottesdienste sein, die ich bisher gespielt und mitgestaltet habe und es ist so, dass es mir nach wie vor Freude macht. Im Gottesdienst zu spielen, das heißt für mich, die Gemeinde auf das jeweilige Lied einzustimmen, je nach Art des Liedes, dem Lied entsprechend zu begleiten, die Stimmung, die in der Feier herrscht, aufzunehmen und eventuell zu verstärken und so die Gemeinde mitzunehmen mit ihrem Gesang; sozusagen die vielfältigen Dimensionen eines Liedes erlebbar zu machen; durch Phrasierung, Charakter des Liedes, Textbezogenheit usw. Lust und Freude aufs Singen zu machen. So achte ich auch darauf, stilistische Vielfalt, Altes und Neues in den Liedplan miteinfließen zu lassen. Auch die geprägten Zeiten wie Advent- und Fastenzeit sollen eine andere Farbe bekommen, nicht nur liturgisch, sondern auch musikalisch, in dem ich die Registrierung und die Art des Spielens bewusst anders wähle, als beispielsweise bei Sonntagen im Jahreskreis.
Was mir auch sehr viel Freude bereitet, ist das musizieren mit anderen Solisten, sei es instrumental oder gesanglich. Die Arbeit mit einem Ensemble ist eine Tätigkeit, die ich als Künstler liebe, wo ich auch aus einer Sammlung von ungewöhnlichen Werken für Orgel und Solisten schöpfen kann, und ich sehe das als große Bereicherung für die Kirchenmusik. Meiner Meinung nach ist die strikte Trennung Domorganist und Domkapellmeister längst überholt. Ein Domorganist sollte auch in allen kirchenmusikalischen Bereichen arbeiten können und in seiner gesamten Kompetenz miteingebunden sein.
Du bist auch als Konzertorganist im In- und Ausland unterwegs, wie erlebst du diese Herausforderung?
Seit vielen Jahrzehnten konzertiere ich im In- und Ausland, dabei bist du als Musiker immer in der Öffentlichkeit und somit einer Bewertung ausgesetzt. Da wird immer wieder ein sehr hoher Anspruch abverlangt, und diesen versuche ich zu halten, dabei möchte ich unbedingt noch Neues auf meine Repertoireliste setzten, Werke, die ich noch nie gespielt habe und bin dabei immer wieder bemüht nach neuen Zielen, Herausforderungen und Aufgaben. Ich möchte mich nach möglichst vielen Bereichen der Musik ausstrecken und einlassen, das bereichert mich und macht mich auch reifer. Einen Gesamtüberblick über das Werk von Bach zu haben, war mir ein großes Anliegen, ich wollte durch das Gesamtwerk Bach´s Musik besser und tiefer verstehen; Johann Sebastian Bach als Musiker, als gläubigen Menschen, um von seinem Denken und Fühlen etwas zu erahnen. Seit ich das Gesamtwerk von Bach konzertant gespielt habe, gehe ich auch anders an Musik heran.
Du warst und bist auch seit vielen Jahrzehnten als Pädagoge tätig, an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien, am ehemaligen Kärntner Landeskonservatorium und an der jetzigen Gustav Mahler Privatuniversität, was schätzt du an deiner Aufgabe als Lehrender?
Das Unterrichten bereitet mir mehr Freude denn je. Der große Schatz an Erfahrungen lässt mich vieles in einem größeren Kontext sehen. Die Herausforderung ist, das zu artikulieren, was es im Moment braucht, Synomyme zu finden, um etwas verdeutlichen zu können usw.
Dem jeweiligen Werk, an das man herangeht, einen gewissen Respekt zu zollen und die Komposition aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten, ist mir auch ein großes Anliegen. Als Organist bin ich schon unzählige Stunden meines Lebens an der Orgel gesessen und habe somit viele, viele Stunden in Kirchenräumen verbracht. Mit den Domorgeln bin ich besonders eng verbunden und weiß auch zu schätzen, was viele Organisten auf sich nehmen an Übezeit und Aufwand, sich für einen Gottesdienst vorzubereiten. Denen möchte ich meinen höchsten Respekt aussprechen.
Wir als Kirchenmusiker sind immer Interpretierende, wo jedes Mal aufs Neue etwas entsteht. Und darin liegen auch viele Chancen, die wir nutzen sollten; wenn etwa ein Kantor einen Antwortpsalm singt, den Text dadurch unterstreicht und in ein neues Licht rückt, dann unterstütze ich das durch mein Orgelspiel, so dass es noch reicher an Gestalt annimmt. Ich möchte die Student*innen dort hinführen, dass es ihnen Freude bereitet, den Gemeindesang mitzugestalten. Als Organist ist man eigentlich ein Dirigent, der die Gemeinde führen soll in Freude, Trauer und anderen Stimmungslagen. Ich sehe die unzähligen Stunden des Übens, die diese jungen Menschen auf sich nehmen, um diese Aufgabe erfüllen zu können.
Der Dom Klagenfurt verfügt mittlerweile über zwei wunderbare Instrumente, ein großer Wunsch ist erfüllt worden?
Ja, da wäre zum einen die Setzeranlage an der Matthis-Orgel, die 2007 realisiert wurde, und zum anderen die 2016 eingeweihte Marienorgel, die als Chororgel konzipiert wurde und somit viele weitere Möglichkeiten des Musizieren und des Feiern eröffnet, auch für nächste Generationen.
Voriges Jahr ist ein musikalischer Adventkalender entstanden, auf den hier hingewiesen wird. Da es Jahreszahlen unabhängig ist, sind alle herzlich eingeladen, dem Link zu folgen und Kästchen für Kästchen zu öffnen.