Chor im Monat März 2021
Chorleiter Jakob Marinus Mokoru mit seinem Kirchenchor Bach
Gerda Heger im Gespräch mit Jakob Mokoru, Leiter des Kirchenchores Bach:
- Lieber Jakob, als Vorbereitung auf unser Gespräch musste ich zugegebenermaßen nachschauen, wo die Gemeinde Neuhaus bzw. Bach liegt, in der du tätig bist. Auf solche Weise lerne ich auch Kärnten kennen! Und jetzt dich - als Chorleiter. Seit wann gibt es den Kirchenchor Bach, wie lange leitest du diesen Chor schon und wie kam es dazu, dass du Chorleiter wurdest?
Den Kirchenchor Bach in seiner jetzigen Organisation - es gab immer schon aus dem Volk heraus Gesang - wurde 1947 gegründet. 50 Jahre lang hat diesen Chor die Großmutter meiner Frau geleitet. Ich leite den Chor jetzt ca. 10 Jahre. In Reichenfels, dort, wo ich aufgewachsen, habe ich auch schon im Chor gesungen, und durch meine Frau bin ich nach Bach gekommen.
Zum Kirchenchor Bach bin ich quasi notgedrungenermaßen gekommen. Anfangs habe ich mitgesungen, weil ich die SängerInnen unterstützen wollte. Und dann wurde ich gebeten, den Chor zu übernehmen, weil die Chorleiterin gesundheitsbedingt nicht mehr konnte. So habe ich 2012 den Kirchenchor übernommen.
Seit jeher singe ich in mindestens 1 bis 2 Chören, habe auf der Pädagogischen Akademie Orgel gelernt und Chorleiterkurse im Rahmen der Chorakademie Kärnten besucht. So ist es mir auch möglich, den Chor an der Orgel zu unterstützen, aber auch den Volksgesang anzuleiten.
Ich würde mich nicht als Organist bezeichnen, aber es gelingt mir doch, die Orgel so spielen, dass ich den Gesang unterstütze und nicht störe.
Der Kirchenchor Bach besteht aus 12 SängerInnen, wobei 1/3 um die 40 Jahre alt ist, 1/3 um die 60 und ein 1/3 um die 80.
Sie singen sehr wacker, wir sind immer sangesfähig, egal wieviele SängerInnen gerade da sind.
- Bist du neben deiner Aufgabe als Chorleiter noch anderweitig musikalisch tätig, als Sänger oder Instrumentalist?
Akkordisch am Klavier, bei Jugendmessen habe ich früher oft gespielt, und im gemischten Chor Heimatklang Bach bin ich auch Obmann.
- Wir hoffen alle, dass das Singen im Chor bald wieder unbeschwert möglich sein wird. Wie würdest du dich als Chorleiter beschreiben? Was ist dir wichtig als Chorleiter?
Als Chorleiter ist mir wichtig das Musikalische, das "Um"- und "Übersetzen" von dem, was ich musikalisch, inhaltlich möchte. Als Chorleiter bin ich auch ein Stück weit Motivator, Diplomat, Psychologe. Ich versuche, die SängerInnen zu motivieren, sich auf Wagnisse einzulassen und gemeinsam an Stücken zu arbeiten. Denn recht schnell merkt man, dass sich etwas bewegt mit der Musik, wenn die Gedankenwelt reinkommt und das Herz - gerade im kirchlichen Bereich. Ich bin Kirchenmusiker mit Seele. Beim Singen in der Liturgie sind wir Akteure; bei einer gelungenen Messfeier schmilzt vieles ineinander, es kommt ein Schwingen hinein und macht die Messfeier zu etwas Besonderem.
- Welche Feste gestaltet der Kirchenchor Bach und welche Literatur singt ihr gerne?
Der Kirchenchor gestaltet alle Hochfeste mit, die im Dorf gesungen werden, Weihnachten, Ostern, Pfingsten, geprägte Zeiten. Ansonsten ist es oft so, dass der Kirchenchor den Volksgesang übernimmt, weil der Volksgesang eher träge ist. Ich bin bemüht, den Bruch, den es in den 70er Jahren gab, wieder auszugleichen. Wir sind eine zweisprachige Gemeinde, da werden natürlich slowenische Lieder eingebaut. Aber ich lege auch Wert darauf, die Gesänge dort zu platzieren, wo sie liturgisch hingehören, so dass es nicht sein muss, dass ein slowenisches Marienlied zum Sanctus gesungen wird. In den letzten Jahren konnte ich auch rhythmusbetontes Liedgut einbauen wie die "Kropfmesse" oder Stücke, die in eine jazzige Richtung gehen. Ich möchte erreichen, das Liedgut so aufzubauen, dass auch das Volk mitsingen kann und will, und sei es bei dem einem oder anderen Refrain, sodass ein Zusammenspiel von Chor und Gemeinde geschehen kann.
Zu meinen SängerInnen sage ich beim Einstudieren eines neues Liedes: "Bitte gebt mir 7 Minuten Zeit, um euch das Lied schmackhaft zu machen". Und oft gelingt es, den Chor für das eine oder andere neue Stück zu begeistern, das anfänglich vielleicht ungewohnt klang.
Ich verwende auch gerne das Gesangsbuch Gloria und habe Liedertexte zu bestimmten Themen erstellt, die in der Kirche dann aufliegen, wie Marienbilder, Osterlieder, Adventlieder.
- Gibt es außerhalb der Proben und Aufführungen gemeinsame Aktivitäten des Chores?
Wir leben die Kultur, dass wir Geburtstage feiern, es gibt jährlich eine Adventfeier des Chores und wir gehen als Chor gemeinsam zum Kirtag Essen.
- Gibt es ein Projekt, das ihr gerne verwirklichen möchtet?
Heuer soll das Projekt "grenzenlos" stattfinden. Konzerte, die gemeinsam mit regionalen und slowenischen Chören, jeweils hier und in Slowenien - über die Grenzen hinaus - veranstaltet werden sollen.
Und es wird wohl auch ein "Projekt" werden, den Chor nach so langer Zwangspause wieder zusammenzuführen und in der Kirche diverse Feiern zu gestalten.
- Was wünscht du dir als Chorleiter bzw. Musiker für dich und deinen Chor?
Neuzugänge würden mich sehr freuen, und dass wir wieder unser gemeinschaftliches Leben aufnehmen können.
Mein Wunsch wäre, dass ich nicht der letzte Chorleiter des Chores bin, sondern dass die nachfolgende Generation hineinwachsen kann in diese schöne und wertvolle Aufgabe.