Chor im Monat September 2023
Dir. Erich Petschacher als Obmann und Eva Fogas als Chorleiterin mit der Singgemeinschaft Projern
Gerda Heger war im Gespräch mit Herrn Dir. Erich Petschacher, der Obmann der Singgemeinschaft Projern ist:
Die Singgemeinschaft Projern feiert heuer das 60-jährige Bestandsjubiläum; wie ist der Chor entstanden und welche Geschichte hat der Chor im Laufe der Zeit durchlebt?
Im Jahre 1962 hat sich unter der Patronanz des MGV Hörzendorf ein gemischtes Doppelquartett gebildet. Aber erst im Jahr 1963 wurde der Chor unter dem Namen Singgemeinschaft Projern bei der BH St. Veit/Glan eingetragen. Die erste Chorprobe fand am 14. März 1963 statt. Acht Sängerinnen und Sänger begannen mit der Probenarbeit. Gründungsobmann war Josef Mattersdorfer, Gründungschorleiter Erich Pegrin. Anfangs wurden hauptsächlich Kärntnerabende für Feriengäste veranstaltet. Neben kleineren Ausflügen in Kärnten und Osttirol kam es alsbald zur ersten Auslandsreise nach Lüddenscheidt, wo der Chor an einem Internationalen Musikfestival für die Jugend Europas teilnahm. Irgendwie kam der Jury der Chor nicht mehr ganz so jugendlich vor, sodass er dann aus der Wertung genommen wurde. Das Echo bei den Zuhörern war aber so groß, dass der Name Projern in Lüddenscheidt und Umgebung in aller Munde war. Im Jahr 1972 übernahm Oskar Staudinger die musikalische Leitung des Chores. Unter seiner Leitung wurde die Qualität des Chores weiter erhöht. Er erweiterte das Repertoire und nahm Madrigale und geistliche Chormusik in das Programm auf. Der Chor wuchs auf 25 Mitglieder an und veranstaltete anlässlich des 10-jährigen Jubiläums das erste Konzert im Schlosshof Tanzenberg. Das Konzert wurde ein großer Erfolg und zur ständigen Einrichtung im Jahresablauf. Es begann eine sehr aktive Zeit des Chores. Sängerfeste, Rathausabende, Maskenbälle und diverse Anlässe wurden gestaltet.
Im Jahre 1978, zum 15-jährigen Bestehen, wurde beim Sängerfest zum ersten Mal eine steirische Weinkost durchgeführt. Der allseits bekannte Karl Huber präsentierte steirische Weine aus der Gegend von Hirnsdorf. Diese steirisch-kärntnerische Freundschaft prägt bis heute unser Vereinsleben. Durch unseren Karli Huber konnten viele neue Kontakte geknüpft werden und wir kamen um die halbe Welt und erlebten unvergessliche Stunden.
Wir hatten auch viele prominente Zuhörer. So durften wir anlässlich seines Kärntenbesuchs den damaligen Bundespräsidenten Rudolf Kirschläger im Rathaus St. Veit/Glan gesanglich begrüßen. Einige Zeit später, als dem Chor die Ehre zuteil wurde, als einziger gemischter Chor an den Feierlichkeiten zum 25-jährigen Jubiläum des Österreichischen Bildungswerkes teilzunehmen, war auch der Bundespräsident anwesend und entpuppte sich als "Fan" der Singgemeinschaft und des Kärntnerliedes.
Wenn wir schon von berühmten Persönlichkeiten sprechen, so ist wohl unser einschneidenstes Erlebnis die Begegnung mit einem amerikanischen Dirigenten und Komponisten. Bei einer Probe im Juli 1977 kam Gräfin Goess zu uns und fragte, ob amerikanische Gäste zuhören dürften. Wohlwollend bejahte Oskar Staudinger und setzte die Chorprobe fort. Als er etwas später seinen Blick erhob, erkannte er in einem der Gäste den Stardirigenten und Komponisten Leonard Bernstein. Der sympathische Künstler sang, trank und feierte mit uns bis in die frühen Morgenstunden. Er machte uns Mut zu schwieriger Chorliteratur, wie zum Beispiel die "Missa Brevis" von Palestrina, an der wir lange probten und 1983 in der Stiftskirche St. Paul zur Aufführung brachten.
Weitere Großereignisse waren 1981 eine Chorreise nach Florenz und 1983 nach Rom, wo in der "San Appolinare" die "Missa Brevis" erfolgreich aufgeführt wurde.
Ein großartiges Erlebnis und ein echter Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war die Mitwirkung bei einem internationalen Weihnachtskonzert in Triest.
1988 unternahmen wir, auf Initiative von Karl Huber, der auf dieser Reise zum Ehrenpräsidenten auf Lebzeiten ernannt wurde, eine Konzertreise nach Deutschland, Frankreich und in die Schweiz. Die Konzerte in Tuttlingen, Hattingen und Laon waren ein großer Erfolg. Was der "Charly" und seine Familie für unseren Chor getan haben und noch immer tun, können wir nur durch Freundschaft und Verbundenheit erwidern.
Im Herbst 1988 beendete unser langjähriger Chorleiter Ossi Staudinger zu unserem großen Bedauern seine Tätigkeit als Chorleiter. Nach jahrelanger, erfolgreicher und intensiver Arbeit mit dem Chor, mussten wir ihn in eine ruhigere Zukunft ziehen lassen. Nach einigen Auftritten blieb eine kleine Gruppe von Sängern übrig, die sich auf die Suche nach neuen Sängern und neuer Chorleitung begaben. Mit Erfolg, unsere Traudi Pobaschnig, die schon seit Jahren eine große Stütze und Ossi's rechte Hand war, übernahm diese Aufgabe. So ging mit neu hinzugekommenen Sängern die Probenarbeit frisch weiter. Durch eine europaweite Ausschreibung der Agentur "Musica Contact International" zu einem internationalen Chorfestival, anlässlich der 500-Jahrfeierlichkeit der Entdeckung AMERIKA'S, wagten wir im Juni 1992 den Sprung über den großen "Teich", sprich Atlantik. Nach einigen Konzerten in Philadelphia setzten wir unsere Reise nach New York, Washington, Chicago, Toronto und zu den Niagara-Fällen fort.
1995 begann unsere monatliche Auftrittsserie im Golfhotel Dellach, die über acht jahrelang die Gäste erfreute und unsere Chorkassa füllte, um wieder neue Reisen planen zu können. Die nächste Reise führte uns nach Windheim im Frankenland, Bamberg, Rothenburg an der Tauber und weitere Ziele wurden besucht. Es wurden Freundschaften geknüpft und sogar eine spätere Ehe angebahnt. Stets mit dabei unsere Freunde Karl Huber und Herr Lang mit Zither. Im Dezember führte es uns zu einem Adventsingen nach Prag, wo wir neben der Eröffnung des "Prager Adventmarktes" auch im Hotel Forum auftraten und vor ca. 300 geladenen Gästen zu einer "Kärntner-Dias-Show", zur Freude der begeisterten Zuhörer, passende Adventlieder sangen.
1998 besuchten wir ein zweites Mal die Stadt Windheim, weiters Coburg, Bamberg und Tettau (königliche Porzellanfabrik) und frischten unsere Freundschaften auf.
Wir waren gesanglich auch auf der EXPO 2000 in Hannover vertreten. In der nahegelegenen Ortschaft Springe gaben wir, gemeinsam mit dem ortsansässigen Gastgeberchor, ein erfolgreiches Konzert.
2002 konzentrierte sich die Chorarbeit, unter Anleitung des federführenden Komitees, auf die Ausrichtung der 1000-Jahrfeierfeierlichkeiten des Dorfes Projern.
2003 feierte der Chor sein 40-jähriges Bestehen. Zu unserem Jubiläum besuchte uns der international bekannte Kirchenchor "St. Geghards" aus Armenien.
2004 besuchten wir den Kurort "Bad Wörishofen" und sangen für die Kurgäste ein Konzert. Die nächsten Jahre bestimmte der allgemeine Jahresablauf unser Singen, wie Auftritte im Golfhotel, Rathausabende, Konzerte, Jahreszeitensingen, Hochzeiten, Taufen, Begräbnisse, Adventkonzerte, diverse Feierlichkeiten im Dorfe, Gästesingen bei anderen Chören, Kirchtag und Gestaltung von hohen kirchlichen Anlässen.
Erst 2009 gab es wieder eine größere Chorreise. Auf Initiative von Karli Huber besuchten wir einen Chor in VASVÁR(Ungarn). Dort nahmen wir an einem internationalen Chortreffen teil. Im Folgejahr kam es zu einem Gegenbesuch.
2015 habe ich dann die Obmannschaft übernommen, nach dem ich seit 2003 Obmannstellvertreter war. In diesem Jahr gab es auch einen Chorleiterinnenwechsel, nämlich Eva Fogas. Sie stammt aus der Ukraine, hat ein Musikstudium absolviert und eine Chorleiterausbildung abgeschlossen. Eva Fogas war schon im Vorfeld eine Gesangeskollegin von mir beim Singkreis Hörzendorf. Wir sind sehr stolz, dass wir Eva als Chorleiterin gewinnen konnten.
Welche Aufführungen hat es heuer schon gegeben bzw. was ist in diesem Jahr noch geplant?
Wir gestalteten eine Maiandacht im Klagenfurter Dom und hatten am 25. Juli unser Festkonzert im Rathaushof St. Veit anlässlich unseres 60-jährigen Bestehens. Am 27. August waren wir Gastchor in St. Oswald Eberstein, wo wir am Vormittag eine Messe sangen und Nachmittag das Gästesingen war. Am 21. Oktober werden wir im Rathaushof St. Veit das Jahreszeitensingen „Herbst“ bestreiten, wo wir als Gastensemble den MGV Tratten eingeladen haben. Am 15. Dezember werden wir das Benefizkonzert in der Pfarrkirche Projern für „Kärntner in Not“ veranstalten.
Das Hauptaugenmerk liegt an der Erhaltung des bodenständigen Brauchtums in Projern und Umgebung. Wir proben jeden Dienstag von 19-21 h im alten Schulgebäude, das die Stadtgemeinde uns und anderen Vereinen zur Verfügung stellt.
Wie ist ihr persönlicher musikalischer Lebenslauf?
Das Singen ist in meiner Großfamilie an erster Stelle gestanden. Mit 16 Jahren habe ich begonnen, beim MGV Wieting zu singen, in weiterer Folge bin ich nach St. Veit gezogen, war Hauptschullehrer und vor meiner Pensionierung Direktor, bin 1970 dem MGV Kärntentreu beigetreten bis 1985, 1984 war ich Gründungsmitglied des Singkreises Hörzendorf, als Sänger und Chronist war ich dort 30 Jahre tätig. Und 1997 sind meine Frau und ich auf Anfrage der damaligen Chorleiterin Pobaschnig der Singgemeinschaft Projern beigetreten, wo wir in Prag am Christkindlmarkt den ersten Auftritt hatten.
Was wäre ihr Wunsch für die nächsten Jahre?
Dass die Mitglieder gesund bleiben und noch lange Freude am Singen haben. Natürlich wünsche ich mir auch Zuwachs von jungen Sängerinnen und Sängern, damit der Fortbestand des Chores gesichert ist, der einen fixen Bestandteil der regionalen Kulturszene darstellt. Ich hoffe auch, dass der familiäre Geist in unserer liebenswerten Gemeinschaft weiterhin anhält.