Chor im Monat Oktober 2024
Mauricio Pergelier mit dem Concentus Vokale Viktring
Gerda Heger war im Gespräch mit Mauricio Pergelier, der den „Concentus Vocale“ in Viktring leitet:
Seit wann gibt es das Ensemble „Concentus Vocale Viktring“ und wie ist diese Gruppe entstanden?
Anlässlich der Langen Nacht der Kirchen wurde der „Concentus Vocale“ ins Leben gerufen und zwar im Juni 2013. Es ist sozusagen die Kleingruppe des Stiftschores Viktring.
Alle Mitglieder sind Liebhaber der alten Musik und das Repertoire reicht von Gregorianik bis hin zur modernen Musik. Die Gruppe spezialisiert sich auf spanische, italienische und deutsche Renaissance-Musik und auch Musik aus anderen Ländern und Kulturen.
Bei den Auftritten werden Kopien von alten historischen Instrumenten verwendet wie Cornamusen, Blockflöten, Violas da Gamba, Drehleier, Cembalo, Regal-Orgel in Kombination mit den Stimmen des Ensembles.
Wo und wann ist das Ensemble zu hören?
Im Juli musizierten wir im Rahmen der Viktringer Stiftskonzerte bei 2 Konzerten:
1. Werke aus dem mittelalterlichen Codex Llibre Vermell aus Katalonien des 12. Jahrhunderts, Werke aus dem Cancionero de Palacio um 1500 und auch Stücke wie Tientos y Batallas von dem blinden Organisten Antonio de Cabezón des 16. Jahrhunderts.
2. Konzert mit Werken von Johann Sebastian Bach und Texten von Albert Schweitzer, für Gesang & Orgel und Orgel solo.
Wir singen hauptsächlich in der Stiftskirche Viktring, wo wir die verschiedenen Feiern im Kirchenjahr musikalisch gestalten und auch konzertant tätig sind.
Zu den Konzerten sowie Messgestaltungen im Ausland gehören u.a. die Kirche in San Rocco Venedig, das Schloss von Valvasone, Cisterna, eine Konzertreise in die Toskana, Siena-Monterrigioni und die Olivetaner Abtei Monte-Oliveto.
Zu unserem Ensemble gehören Edith Pergelier, Rosemarie Koban, Ulla Fasching, Lilli Hübl, Gabi Mock und Hans Holliber. Entsprechend des Programmes werden immer wieder Gastmusiker eingeladen.
Sind sind ja nicht nur Chorleiter, sondern auch Stiftsorganist – wie sind sie zur Kirchenmusik gekommen?
Mein Interesse an Orgelmusik begann bereits während meiner Schulzeit und am Konservatorium in Santiago de Chile. Meine erste Orgellehrerin war Carmen Rojas, die wiederum eine Schülerin von Marcel Dupré gewesen ist. Danach hatte ich Unterricht bei meinem deutschen Lehrer, Guntram Hecht, der wieder ein Schüler von Karl Straube in Leipzig gewesen ist. Parallel studierte ich Musikpädagogik mit Schwerpunkt in Harmonielehre und Kontrapunkt.
Beim Spanier Antonio Baciero studierte ich Renaissance- und Barockmusik der iberischen Halbinsel, der mir nicht nur die Liebe zur spanischen Orgelmusik übermittelte, sondern auch das Clavichord und Cembalo schmackhaft machte. Daher habe ich mir auch je eine Kopie eines Clavicordes und Cembalos, deren Originale sich in Nürnberg im germanischen Museum befinden, bauen lassen.
Mein großer Dank gilt auch Thomaskantor Hans Joachim Rötzsch aus Leipzig(+), für seine fantastischen Kurse über Bach Kantaten
In Chile arbeitete ich an verschieden Universitäten als Chorleiter sowie in 2 Priesterseminaren, wo ich Gregorianik und Kirchenmusikgeschichte unterrichtete und ebenfalls als Chorleiter tätig war.
Über 20 Jahre lang war ich der Hauptorganist an der historischen Cavaille Coll-Orgel in der Sacre Coeur Kirche sowie Organist an der deutsch evangelischen (lutherischen) Kirche in Valparaíso. Ebenfalls spielte ich Gottesdienste in der calvinistisch presbiterisch-anglikanischen Kirche, eine durchaus interessante und andere Erfahrung.
Was hat sie bewogen, nach Österreich zu kommen?
Nach einigen Konzertreisen in Deutschland und Österreich, entschlossen meine Frau Edith und ich, nach Klagenfurt zu ziehen, wo ich die Möglichkeit hatte, als Organist, Chorleiter und Orgellehrer zu arbeiten und weiter meiner Konzerttätigkeit in Europa nachzugehen.
Gab es wichtige Stationen in ihrer Musikerlaufbahn?
Hervorheben möchte ich meine Arbeit mit dem Viktringer Chor. Mit dieser Gruppe haben wir uns mit den unterschiedlichsten Repertoires von der Gregorianik hin bis zur Moderne einstudiert, wo wir im Kirchenjahr aktiv bei der musikalischen Messgestaltung teilnehmen. Aber auch Konzertreisen wie Singen im Rahmen der Messe im Markusdom in Venedig, im Dom von Siena, Spilimbergo und Laibach.
Ich möchte mich hier auch bei unserem Pfarrer in Viktring, Hw. Pf. Hans Koschat, ganz herzlich für seine jahrlange Unterstützung bei all unseren Aktivitäten bedanken.
In Europa folgten viele Orgel- und Cembalokonzerte wie in Deutschland, der Schweiz, Finnland, Polen, Spanien, Italien und Slowenien sowie CD-Aufnahmen auf verschiedenen historischen Instrumenten in diesen Ländern. Ich gab Meisterkurse für Orgelstudenten, für spanische Renaissancemusik, u.a. die Musik von Conrad Paumann.
Besonders hervorheben möchte ich meine vier Konzerte an der ältesten Orgel der Welt in Sion, Schweiz, einem Instrument aus dem Jahre 1390. Ebenfalls Konzerte und eine CD Aufnahme an der ältesten Orgel in Ostönnen (Deutschland) aus dem Jahr 1450. Ein anderes bemerkenswertes historisches Instrument, das ich bespielen durfte, ist in die Piffaro Orgel in der "Chiesa della Santissima Annunziata“ in Siena, in diesem wunderbaren Gebäudekomplex des ehemaligen Krankenhauses, in dem die heilige Katharina von Siena wirkte.
Ebenfalls zu erwähnen wäre das Konzert im Kloster St. Johann/Müstair (Schweiz) anlässlich des 25-jährigen Unesco Weltkulturerbe-Jubiläums. Dieses Kloster wurde ursprünglich 775 n. Chr. erstmals erwähnt. Ein unglaublicher Ort der Kraft.
Was ist ihr nächstes Projekt mit dem Ensemble und als Organist?
· Aufnahme an der Piffaro Orgel (1519) in der Sala del Mappamondo im Museo Civico vom Palazzo Pubblico di Siena gemeinsam mit dem Domorganisten Cesare Mancini u.a. Werke aus dem Manoscritto Chigiana, Siena aus dem 16. Jh. - passend zur Orgel.
· Konzert am 20. Oktober in der Chiesa San Giorgio della Richinvelda, Friaul, mit dem Concentus Vocale, das Programm beinhaltet spanische und italienische Renaissancemusik.
In unserem YouTube-Chanel unter
Edith und Mauricio Perglier
sind einige Videoaufnahmen, die jederzeit aufgerufen werden können und einen Einblick in unser Tun geben.
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