Chor im Monat November
Dominik Maringer mit Kirchenchor Pörtschach am Ulrichsberg
Gerda Heger war zu Gast in Tanzenberg bei Dominik Maringer. Mit Blick auf die Tanzenberger Kirche sprechen wir über Gott und das Chorleben:
1. Wir kennen einander seit fast 15 Jahren, ich durfte dich als Organist, Chorleiter und Sänger erleben. Wie bist du zur Musik bzw. Kirchenmusik gekommen?
Seit meiner Gymnasialzeit 4. Klasse, seit dem 14. Lebensjahr, hab ich während meiner Zeit im Schülerheim in Oberösterreich täglich Gottesdienste begleitet und die Lieder vorbereitet. In der Heimatgemeinde hab ich in den Ferien gespielt, meine ganze Studienzeit in Mautern; überall, wohin ich auch kam, bin ich an der Orgel gelandet. Mein erster Orgellehrer war ein Gymnasiallehrer. 1968 kam ich nach Kärnten und seit dieser Zeit bin ich auch hier als Organist tätig, zuerst in St. Veit und dann in Pörtschach am Berg und Tanzenberg, wo ich auch für den Orgelbau in Pörtschach und Tanzenberg verantwortlich war, die wir seit 1991 haben.
3. In deinem langjährigen Wirken als Lehrer und Musiker hast du sicherlich viele schöne Erlebnisse und Erinnerungen, möchtest du eines davon hervorheben?
Meine schönsten Erlebnisse hatte ich als Chorleiter mit dem Jugendchor in Tanzenberg, den ich 1971 übernahm, vorerst nur als Knabenchor (ca. 50). Wir besungen die Kinderchöre in verschiedenen Inszenierungen im Klagenfurter Stadttheater bis 1996. Die vielen Reisen, die uns durch ganz Europa und auch nach Kanada führten, werden sicherlich als Höhepunkte in Erinnerung bleiben. 1983 waren wir in Paris und sangen mit 10.000 Schülern gemeinsam das Halleluja von Händel vor "Notre Dame", das war sicherlich ein einmaliges Erlebnis.
Seit 50 Jahren leite ich den Kirchenchor in Pörtschach am Berg, anfangs, als ich noch Lehrer war in Tanzenberg, konnte ich viele Schüler für den Kirchenchor gewinnen, später war es mit dem Nachwuchsfinden nicht mehr so einfach.
4. Du hast sicherlich auch einiges an Wandel in Kirche und im Bereich der Kirchenmusik mitgemacht, wie erlebst du die Kirche bzw. die Gottesdienst heute?
Für mich ist das wichtig und wesentlich, was einem selber trägt im Leben. Das Menschenwerk, das da aufgebaut wurde im Laufe der Geschichte an kirchlicher Monströsität würde ich streichen. Jesus hat uns eine Botschaft gebracht, die Botschaft vom Reich Gottes. Dieses Reich Gottes ist für mich keine örtlich begrenzte Gemeinschaft oder mit sanktionierter Zugehörigkeit behaftet. Jesus sagt: "Der ist mir Bruder und Schwester, der den Willen Gottes erfüllt", das heißt, das Reich Gottes ist, wo Wahrhaftigkeit, Liebe und Hilfsbereitschaft herrscht, wo man den anderen sieht und auf ihn zugeht, überall dort, wo die Menschen sozial denken und Gutes geschieht, da ist für mich das Reich Gottes.
Was die Kirchenmusik betrifft, so habe ich die Erfahrung gemacht, dass theologische Lieder, also jene, die die Theologie ins Zentrum stellen, nicht mehr ankommen bei den Menschen. Anders sehe ich das mit jenen Liedern, die auf das Tun hin ausgerichtet sind, das Wort Gottes wird dann erfüllt, wenn wir es leben.
Ich wähle Lieder für den Gottesdienst aus, die das Leben miteinbeziehen, wie z.B. "Unser Leben sei ein Fest, Jesu Geist in unserer Mitte".
Jugendliche schauen auf Taize-Lieder. Lieder müssen das Leben und die Seele treffen.
Schwierig wird es für mich mit den traditionellen Marienliedern. Ein Marienlieder kann ich mit gutem Gewissen singen und spielen: "Einfach zu leben" aus dem Lobpreis.
Bei Taufen oder Hochzeiten würde ich Texte von Angehörigen bzw. Beteiligten aussuchen lassen, die oft jene sind, die ihre Bedürfnisse wiedergeben. Es gibt so gute und schöne Texte von Literaten, die unsere Zeit auszudrücken vermögen.
5. Auch deine Kinder und Enkelkinder sind musikalisch tätig, könnte man schon ein Familienorchester oder ähnliches gründen?
Die Unterschiedlichkeit der Instrumente ist zu gering: Klavier, Geige, Flöte, Schlagzeug, Orgel, Gitarre und Keyboard.
6. Was ist und war es, so viele Jahre und Jahrzehnte der Kirchenmusik treu zu sein?
Für mich ist das Musizieren im Gottesdienst Dienst zur Ehre Gottes, aber im Sinne von Dienst an der Gemeinschaft, weil ich Gott in der Gemeinschaft finde. Dienen würde ich auch einer Feuerwehr, einem Roten Kreuz, wenn ich noch könnte, finden würde ich dort Gott auch.