Organisation

Referat für Kirchenmusik

Chor im Monat Mai 2021

Kirchenchor Latschach mit seinem Chorleiter Simon Trießnig

Gerda Heger war Gast bei Simon Trießnig, der den Kirchenchor Latschach leitet und dem die (Kirchen)musik sehr am Herzen liegt. Er hat auch Teile des Interviews in die slowenische Sprache übersetzt:

- Lieber Simon, du lebst an einem geschichtsträchtigen Ort, deine Familiengeschichte lässt sich lange zurückverfolgen, dein Großvater und Vater waren auch musikalisch und kirchenmusikalisch in Latschach/Loče tätig. In deinem Elternhaus war sogar die slowenische Musikschule/Glasbena šola stationiert. Lag es auf der Hand, dass auch du musikalisch bzw. mit der Kirchenmusik vertraut gemacht wurdest?

Das lag bei uns tatsächlich auf der Hand, da eben der Großvater, Vater, meine Mutter, meine Geschwister und ich mit der Musik aufgewachsen sind. Der Kirchenchor, den vor meiner Zeit mein Vater leitete, hat bei uns im Wohnzimmer die Proben abgehalten – das ist bis heute so geblieben. Hier kamen wir als Kinder mit dem Kirchengesang in Kontakt. Mein musikalischer Weg führte über den Kinderchor in der Mittelschule, dem Cerkveni zbor/Kirchenchor, die Glasbena šola/slowenische Musikschule bis hin zu diversen Chören und Gesangsformationen, die ich teilweise auch leite. Ich wurde dahingehend sozialisiert. Jedes von uns Kindern hat zumindest ein Instrument erlernt. Wir sind in diesem Kontext aufgewachsen: Singen und Instrumente spielen. Ich habe auch eine Gesangsausbildung am Konservatorium absolviert, besuchte diverse Seminare, besonders gerne die Sommerkurse im Bildungshaus Sodalitas in Tainach/Tinje, wo immer wieder verschiedene Gesangsstilrichtungen angeboten werden. Ich lege Wert darauf, mich weiterzubilden und auch das Thema (Kirchen)musik publizistisch unter die Leute zu bringen. Vor ca. 15 Jahren habe ich in unserem Pfarrhaus in Latschach ein slowenisches Liederbuch gefunden. Es stellte sich heraus, dass dies ein Kirchenliedbuch eigens für unsere Pfarre gewesen ist. In den Pfarren wurden Liederbücher bis ins 19. Jahrhundert oftmals für die jeweilige Gemeinde zusammengestellt und vervielfältigt. Geschrieben wurden sie von einigen wenigen. Die Menschen konnten damals kaum schreiben und lesen. In der Schule gab es in der Monarchie nur bedingt Unterricht in slowenischer Sprache, schnell wurde auf Deutsch umgestellt. Es gab die Sonntagsschule und in den Bauernstuben wurden in der Winterszeit die Mohorjeve knjige/Hermagoras Bücher gelesen. Man sagt, dass die/der Mohorjeva družba/Hermagoras-Verein in Klagenfurt/Celovec die slowenischsprachigen Bauern lesen und schreiben gelernt hat.
Aktuell arbeite ich gemeinsam mit der Mohorjeva družba an der Vorbereitung eines Kinderbuches über den Autor des slowenischen Liedes „Nmau čriəz izaro“, das den Faakersee/Baško jezero besingt und vom Priester aus Faak/Bače Franc Treiber geschrieben wurde. Dieser Priester war auch Komponist, Kulturschaffender und Chorleiter. Das Buch beschreibt - für Kinder und Jugendliche - den Lebensweg des Pfarrers und die Entstehungsgeschichte des Liedes. Es ist zweisprachig aufbereitet, soll in der Volksschule Latschach/Ljudska šola Loče präsentiert werden und ist auch zur Verwendung im zweisprachigen Unterricht gedacht.

- Du leitest den Cerkveni zbor Loče/Kirchenchor Latschach seit 1994. Der Chor kann auf eine 270 Jahre alte Tradition verweisen. Was waren deine bisherigen Höhepunkte mit dem Kirchenchor Latschach, an die du dich gerne erinnerst?

Was unseren Chor betrifft: Wir sind ca. 20 SängerInnen und proben - wie schon gesagt - in meinem Wohnzimmer. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen SängerInnen bedanken, dass sie Interesse und Zeit aufbringen, um die Kirchenmusik nicht nur zu pflegen, sondern auch weiterzuentwickeln. Die meisten SängerInnen singen über Jahrzehnte in unserem Chor. Gesang wird zu einem Lebenskontinuum und kann so nachhaltig wirken. Diese Nachhaltigkeit ist vor allem am Beginn des 21. Jahrhundert wichtig, lassen sich doch heutzutage Menschen eher für Projekte mit zeitlichem Anfang und absehbarem Ende motivieren. Darum braucht es in den Pfarren Chöre und Gruppen, die für Beständigkeit und Nachhaltigkeit stehen.

Was die Höhepunkte betrifft: Wir versuchen als Kirchenchor immer wieder Impulse in der Pfarre und in unserer Region zu geben, sei es mit Messen, Konzerten, (Kunst)projekten, Publikationen uvm. Erwähnen möchte ich die Orgelweihe der neuen Orgel im Jahr 1995. Das war ein großes Projekt; dann das grenzüberschreitende Chortreffen, das wir mit dem Singkreis Glanegg und dem Cerkveni zbor sv. Jurija, einem Kirchenchor aus der Loška dolina in Slowenien gestalteten. Bei der Sonntagsmesse in der Pfarrkirche Latschach/Farna cerkev Loče sangen damals ca. 70-80 SängerInnen; die Kunstprojekte mit Valentin Oman, die wir initiiert haben: Anschaffung des Latschacher Fastentuches/Loški postni prt mit dem Titel „Kreuzweg von Piran/Piranski križev pot“ 2007 und die Durchführung des Projektes „Mahnmal von Valentin Oman/Opomnik izpod rok Valentina Omana“ 2010, das mit der Aufschrift „Allen Opfern von Krieg und Gewalt, für Toleranz und Völkerverständigung/Vsem žrtvam vojne in nasilja, za strpnost in slogo med narodi“ der Gedenkkultur in Kärnten eine neue Ausrichtung geben möchte. Die liturgischen Feiern, die zum Abschluss der beiden Projekte standen, wurden von unserem Chor musikalisch umrahmt. Anführen möchte ich auch die Organisation und Gestaltung des Jubiläumskonzertes anlässlich 30 Jahre Priesterweihe von Pfarrer Mag. Stanko Olip und 260 Jahre Pfarre Latschach/Fara Loče. 2019 haben wir eine rhythmische Messe einstudiert und diese in unserer Pfarrkirche wie auch in anderen Pfarren vorgetragen.

- In diesen Zeiten ist es irgendwie seltsam über Chor zu sprechen, weil das Chorsingen seit fast einem Jahr ausfällt. Wie gestaltet sich der Kirchenmusikalltag in dieser Zeit?

Ich denke, den SängerInnen fehlt der Gesang. Andererseits wird uns aber auch bewusst, wie wichtig Gesang für uns ist, sei es im Gottesdienst oder auch außerhalb. Es ist das erste Mal in der Geschichte des Chores, dass es in unserer Pfarrkirche zu Ostern und Weihnachten keinen Chorgesang gegeben hat. Selbst während der Weltkriege hat man gesungen.
Wir helfen uns so, dass an den Feiertagen solistischer Gesang mit Orgel praktiziert wird. Auch bei Begräbnisfeiern wird teilweise solistisch mit Orgelbegleitung gesungen. Da dieses Jahr zu Ostern unsere Organistin auf Kur war, haben wir mit solistischem Gesang und Gitarrenbegleitung aus der Not eine Tugend gemacht. Ich hoffe, dass wir rund um Fronleichnam wieder mit dem Chor singen können und bin zuversichtlich, dass die Wiederaufnahme des Chorsingens und -probens gut starten wird. Ich denke, die ChorsängerInnen freuen sich allesamt darauf.

- Wenn es wieder losgehen kann mit Chorsingen, was sind die nächsten Ziele mit deinem Chor?

Ein Projekt mit klassischer Kirchenliteratur soll am Programm stehen und das gemeinsam mit dem weltlichen Chor Faakerseeklong aus Latschach/Loče. Wir wollen – wenn es wieder möglich sein wird – eine Messe gestalten mit kleiner Orchesterbesetzung. Weiters ist es mir ein Anliegen, dass wir jedes Jahr einige neue Lieder einstudieren und dass viele verschiedene Stilrichtungen dabei sind: klassische, ältere Musik, rhythmusbetonte modernere Musik usw. Ich denke, wer seine eigenen (musikalischen) Wurzeln gut kennt und sich dieser bewusst ist, kann sich auch Neuem zuwenden.

- Als Historiker und Slawist bist du auch immer wieder Vortragender, u.a. auch am Institut für Religionspädagogik in Klagenfurt zum Thema Kirchengeschichte im zweisprachigen Raum Kärntens und die Bedeutung des slowenischen Kirchengesanges in Südkärnten. Was möchtest du besonders weitergeben?

Die angehenden zweisprachigen ReligionslehrerInnen haben die Möglichkeit, sich in den Themen Zweisprachigkeit in der Kirche, allgemeine Geschichte, Kirchenmusik und Kirchengesang zu vertiefen. Der slowenische Kirchengesang weist mehrere Aspekte auf, u.a. den Aspekt der Muttersprache, der heute wichtig für die Identität ist. In dieser Hinsicht nimmt der Kirchengesang eine wichtige Stellung ein, insbesondere das Marienlied. Im Slowenischen gibt es Marienbilder für alle Zeiten des Kirchenjahres.
Ich finde, es ist wichtig, dass diese Tradition gepflegt und weiterentwickelt wird. Die Buntheit scheint mir besonders wichtig - einerseits, dass sich die Welt verbindet, andererseits, dass Vielfalt auf kleinem Raum gepflegt wird. Mein Credo ist das Symbol der Wurzel und Flügel, zu wissen, woher man kommt, wer man ist und wohin man geht.
Mein Wunsch ist natürlich, dass der Kirchengesang erhalten bleibt, dass slowenischer Kirchengesang weiterpraktiziert wird, dass auch kommende Generationen das Bedürfnis haben, dieses Gut weiterzupflegen und dass Glaube weiterhin tradiert wird, weil er enorme Rückzugsmöglichkeiten bietet und Reflexion ermöglicht. Erfreut bin ich in diesem Zusammenhang über den Kinder- und Jugendchor der Pfarre Latschach/Otroški in mladinski zbor fare Loče, der vor einigen Jahren ins Leben gerufen wurde. Ich wünsche den LeiterInnen und den Kindern weiterhin viel Schaffenskraft!

Ich hoffe, dass den Menschen bewusst wird, was die eigene Glaubenstradition bietet und weiß, dass wir als Kirche massiv mitarbeiten müssen, um dieses Gut zu erhalten. Die ehrenamtlichen Tätigkeiten in der Kirche im Allgemeinen und jene der ChorsängerInnen und ChorleiterInnen im Besonderen müssen gewürdigt werden. Was es braucht, um eine Chorgemeinschaft aufrechtzuerhalten, ist meines Erachtens Gemeinschaft pflegen. Die Gewinnung neuer SängerInnen stellt eine Herausforderung dar, weil vielerorts eine massive Entfernung von der Institution Kirche, von Kultur und Gesang stattgefunden hat. Was man nicht übersehen wird dürfen: die Verantwortlichen in unserer Kirche müssen auf jene Menschen, die jetzt der Kirche noch nahe sind, schauen. Laien, die noch bereit sind, aktiv und unentgeltlich mitzuarbeiten, sollten bewusst gefördert werden. Wir sollten wieder lernen, danke zu sagen, sonst werden die Herausforderungen an die Kirche in Zukunft noch wesentlich größer, als sie es jetzt schon sind.

- Du bist Mitherausgeber des Nachdrucks des 200-jährigen slowenischen Latschacher Kirchengesangsbuches/Loška cerkvena pesmarica, gibt es da ein Lieblingsstück, das du den SängerInnen und ChorleiterInnen gerne weitergeben möchtest?

Da gäbe es viele. Vielleicht stellvertretend ein Marienlied „Oh ti prežlahtni stan“, das wir wiederbelebt haben.


- Cerkveni zbor Loče vodite od leta 1994. Zbor se lahko opira na 270-letno tradicijo. Kateri so bili vaši najpomembnejši dosežki pri cerkvenem zboru Loče, ki se jih radi spominjate?

Kar zadeva naš zbor: Imamo približno 20 pevcev in pevk in vadimo v moji dnevni sobi. Ob tej priložnosti bi se rad zahvalil vsem pevcem in pevkam, ker pokažejo zanimanje in si vzamejo čas ne samo za vzdrževanje cerkvene glasbe, temveč tudi za njen nadaljnji razvoj. Večina pevcev in pevk že desetletja poje v našem zboru. Petje postane neka stalnica v življenju in tako lahko trajno vpliva. Ta trajnost je še posebej pomembna na začetku 21. stoletja, saj so danes ljudje bolj motivirani za sodelovanje v projektih z začetkom in predvidljivim koncem. Zato potrebujejo farne skupnosti zbore in skupine, ki se zavzemajo za doslednost in trajnost.

Kar zadeva vrhuncev: Kot cerkveni pevski zbor vedno poskušamo dajati impulze v fari in v naši regiji, pa naj gre za maše, koncerte, (umetniške) projekte, publikacije ... Omenil bi blagoslov novih orgel leta 1995. To je bil velik projekt; nato čezmejno srečanje zborov, ki smo ga izvajali s Singkreis Glanegg in Cerkvenim zborom sv. Jurija iz Loške doline v Sloveniji. Pri nedeljski maši v župnijski cerkvi Loče je takrat pelo okoli 70-80 pevcev in pevk; umetniška projekta z Valentinom Omanom, ki smo ju izvajali: Loški postni prt z naslovom "Piranski križev pot" 2007 in izvedba projekta "Opomnik izpod rok Valentina Omana" 2010, ki z napisom: "Allen Opfern von Krieg und Gewalt, für Toleranz und Völkerverständigung / Vsem žrtvam vojne in nasilja, za strpnost in slogo med narodi" želi spominski kulturi na Koroškem dati novo smer. Liturgična praznovanja obeh projektov je glasbeno spremljal naš pevski zbor. Omenil bi tudi organizacijo in zasnovo slavnostnega koncerta ob 30-letnem posvečenju župnika mag. Stanka Olipa in 260-letnici fare Loče. Leta 2019 smo naštudirali ritmično mašo in jo izvajali tako v naši farni cerkvi kot tudi v drugih farah.

- Ko lahko znova začnete z zborovskim petjem, kakšni so naslednji cilji vašega zbora?

Na sporedu bo projekt s klasično cerkveno literaturo in to skupaj s posvetnim zborom Faakerseeklong iz Loč. Ko bo spet možno, želimo organizirati mašo z majhnim orkestrom. Poleg tega mi je pomembno, da vsako leto naštudiramo nekaj novih pesmi in da je vključenih veliko različnih stilov: klasična, starejša glasba, bolj ritmična moderna glasba itd. Mislim, da tisti, ki dobro poznajo svoje (glasbene) korenine in se jih zavedajo lahko poskusijo tudi kaj novega.

Moja želja je seveda, da se ohrani cerkveno petje, da se bo še naprej izvajalo slovensko cerkveno petje, da bodo tudi prihodnje generacije ohranjale in gojile to zvrst petja. V tem kontekstu sem vesel nad Otroškim v mladinskim zborom fare Loče, ki je bil ustanovljen pred nekaj leti. Voditeljicam, voditeljem in otrokom želim veliko ustvarjalnega duha!