Organisation

Referat für Kirchenmusik

Chor im Monat Juni 2021

Melissa Dermastia und der Kinderchor der Dompfarre in Klagenfurt

Kinderchor der Dompfarre Klagenfurt
Kinderchor der Dompfarre Klagenfurt

Gerda Heger war im Gespräch mit Dommusikassistentin Melissa Dermastia, die den Kinderchor der Dompfarre in Klagenfurt leitet.

Der Domkinderchor singt normalerweise regelmäßig bei den Gottesdiensten in der Domkirche. Bei Interesse steht diese Kontaktadresse gerne zur Verfügung: assistentin@dommusik-klagenfurt.at

- Liebe Melissa, du bist sowohl in Klagenfurt im Dom als auch in Wien an der Universität beruflich tätig und hast in deinem Kirchenmusikstudium auch "Kinderchorleitung" absolviert. Wie war dieses Fach aufgebaut, was habt da gemacht und wie kannst du das in deinem beruflichen Alltag beim Kinderchor der Dompfarre umsetzen?
Ich habe das Fach Kinderchorleitung über mein Kirchenmusikstudium bei Ingrun Fußenegger absolviert. Wir waren dafür in einer Ganztagsschule im 2. Wiener Gemeindebezirk. Das war eine Art Feuertaufe, weil es eine sehr große Gruppe war und die Kinder einerseits nachmittags schon sehr unaufmerksam waren und andererseits manche Kinder kein großes Interesse am Singen hatten – da ging es vor allem darum, Mittel und Wege zu suchen, die Kinder zum Mitmachen zu animieren. Ich habe die Lehrveranstaltung aber nur ein Jahr besucht und am meisten Erfahrung erst später durch das Lesen von Fachliteratur und beim Ausprobieren mit den Kindern am Dom gesammelt.

- Was ist dir wichtig bei der Arbeit mit Kindern?
Mir ist es wichtig, dass sich die Kinder beim Erkunden ihrer Stimme wohlfühlen. Das beginnt damit, so genannten „Brummern“ genügend Zeit zu geben, ihre Stimme zu finden (nichts ist schlimmer als der Satz „Du kannst eben nicht singen!“) und endet damit, die Kinder zu einem lockeren Umgang mit solistischem Singen heranzuführen. Im Vordergrund sollte ja schließlich immer die Freude an der Musik stehen und die sollte auch bis weit ins Erwachsenenalter hineinreichen.

- Wie hast du deine eigene Kindheit in Bezug auf Kirche und Singen erlebt?
Gesungen habe ich vor allem zuhause mit meiner Mutter, die allerdings immer in sehr tiefer Lage gesungen hat. Bei den Vorbereitungen auf die Erstkommunion und in der Jungschar wurde auch immer sehr viel gesungen – ich hatte allerdings nicht den Eindruck, dass ich es besonders gut kann und habe mich eher sehr zurückgehalten. Das hat auch noch bis weit in die Gymnasialzeit im BRG Viktring gereicht, wo ich mich vorwiegend im Tenorraum aufgehalten habe; auch in der Kirche habe ich beim Gemeindegesang mit meiner Mutter gemeinsam in der Männerlage mitgesungen. Erst als ich 16 war, hat meine Musiklehrerin entdeckt, dass ich eigentlich ein Sopran bin; heute wünsche ich mir, dass mich jemand schon früher darauf hingewiesen hätte, mich nicht im tiefen Bruststimmenbereich aufzuhalten - vieles konnte ich nämlich erst während meines Kirchenmusikstudiums „reparieren“.

- Was hältst du zum Thema Kinderstimmbildung und wie sollte das deiner Meinung nach aussehen?
Am Beginn meiner Beschäftigung mit Kinderchören habe ich immer einfach mit ihnen losgesungen, mittlerweile ist ein Einsingen fixer Bestandteil meiner Kinderchorproben. Ich habe vor allem die vergangenen, probenfreien Monate dazu genutzt, mit den Kindern Einzelstimmbildung zu machen und bin ganz begeistert, wie gut sich die Stimmen weiterentwickeln. Ein großes Thema ist für mich die so genannte „Bruststimmfalle“, in die manche Kinder, bei denen zuhause nicht so viel gesungen wird oder die sehr viel bei Popsongs mitsingen, gerne rutschen. Es ist für mich besonders wichtig, dass Lieder nicht zu tief, also in einem für uns Erwachsene bequemen Bereich, angelegt sind. Wichtig ist für mich auch immer für die Kinder den Zusammenhang Körper, Atmung und Stimme herzustellen. Ich achte schon beim Einsingen besonders darauf, dass die Übungen nicht zu „brustig“ klingen und die Vokalfärbungen passen – wichtiger als eine laute Kinderstimme ist mir eine gesunde Kinderstimme.

- Vergangenen Sommer hattet ihr ein Kinderchorprojekt, wie ist das abgelaufen und wie konntet ihr die Kinder eine Woche lang motivieren?
Im vergangenen Sommer haben wir das Kindermusical „Die Drei Mutmacher“ erarbeitet und aufgeführt. Wir haben das Projekt im Vorfeld beworben, damit auch Kinder, die nicht Teil des Kinderchores sind, teilnehmen können. Die Kinder waren 5 Tage lang jeweils von 9 bis 16 Uhr beschäftigt – in dieser Zeit wurden die Lieder gesungen, die Sprech- und Solorollen gelernt, das Bühnenbild selbst gebastelt, die Kostüme geschneidert und für einige andere Spiele im Domgarten war zwischendurch auch noch Zeit. An einem Abend gab es ein Kinderorgelkonzert und am letzten Tag wurde das Musical präsentiert und aufgeführt. Das war eine sehr schöne Woche, die den Kindern wie auch dem tollen Team von Erwachsenen, die die Kinder in diesen Tagen begleitet haben, sehr gut gefallen hat. Auch von der Aufführung war das Publikum zu unserer Freude restlos begeistert.

- Was sind eure nächsten Ziele mit dem Domkinderchor, wenn es wieder möglich sein wird, im Chor zu singen?
Wir werden nach langer Zeit im Juni wieder zu proben beginnen – für mich wird das besonders spannend, weil ich schon sehr neugierig bin, wie sich die Stimmen nach der Einzelstimmbildung entwickelt haben und wie sie in der Gruppe wieder zusammenfinden. Nachdem wir schon lange nicht mehr in der Gruppe geprobt haben, werden wir wohl ein paar alte Lieder gemeinsam singen und noch ein paar neue, lustige Lieder dazulernen. Ende Juli haben wir dann wieder eine Kinder-Musical-Woche, auf die sich jetzt schon alle Kinder sehr freuen.