Organisation

Referat für Kirchenmusik

Chor im Monat August 2024

Thomas Wasserfaller mit dem Ensembles des Klagenfurter Domes

Gerda Heger war im Gespräch mit Domkapellmeister Thomas Wasserfaller:

Du hast als Domkapellmeister nicht nur einen Chor, sondern mehrere Ensembles; welche leitest du im Klagenfurter Dom?

Das älteste Ensemble ist der Domchor. Von der Geschichte her war das der Anfang der Dommusik. 2012 konnten wir auf das 150-jährige Bestehen zurückblicken. Damals waren Choralisten tätig, geführt von einem Chorregenten. Als ich 2002 nach Klagenfurt kam, gab es den Domchor, der damals bis fünf Jahr vor meinem Eintritt überhaupt jeden Sonntag gesungen hat. Mein Vorgänger Kapfer hat das dann auf 14-tägig aufgelockert, was auch schon sehr beachtlich war. Meine Stelle war schon breitgefächerter konzipiert. Meine Aufgabe war es, den Domchor zu leiten und auch eine Domkantorei, Domschola und einen Kinderchor ins Leben zu rufen. Diese Ensembles bestehen heute noch. Der Domchor singt hauptsächlich Chor-Orgelmessen, Chor-Orchestermessen, die Domkantorei singt eher A-capella-Literatur, älteres oder auch neueres Repertoire und wird im Prinzip als Kammerchor geführt und die Domschola konzentriert sich ausschließlich auf Gregorianisches Singen. Den Kinderchor und das Jugendensemble leitet seit einiger Zeit Felicity Young-Kyung Lee. Neu hinzugekommen ist in den letzten Jahren ein Solistenensemble „Capella Cathedralis“, wo immer wieder die selben Leute zusammenkommen und gemeinsam musizieren.

Was ist dir wichtig als Chorleiter?

Meine Prägungen als Chorleiter bzw. Kirchenmusiker waren sehr früh in Klagenfurt mit Kapfer und Praßl, dann in Graz mit Döller und Amtmann und in Wien mit Ebenbauer, Planyavsky und Ortner, wo ich viele Facetten kennenlernen durfte und wo allerorts aus dem großen Spektrum der Kirchenmusik geschöpft wurde, vom Choral, der mir persönlich sehr ans Herz gewachsen ist, bis rauf zu Jazzmessen, also der ganze Bogen, der viele unterschiedliche Stile beinhaltet.

Als ich in Klagenfurt als Domkapellmeister begann, fand ich ja einen bestehenden Domchor vor. Es hat schon einige Zeit gedauert, bis die chorische Stimmbildung, die ich damals eingefordert habe, als selbstverständlich und notwendig angenommen wurde. Das Gemeinschaftliche war und ist auch ein wichtiger Punkt, denn dort, wo eine gute Gemeinschaft ist, kann auch gut gesungen werden. Das stimmtechnische Niveau zu heben und Gemeinschaft zu fördern, war damals und ist heute noch ein Anliegen.

Meine Bewunderung gilt vor allem auch jenen, die sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich der Dommusik widmen und auch noch dazu eine Funktion übernehmen.

In allen Formationen, sei es Domchor, Domkantorei, Domschola und Domkinderchor, werden gerne interessierte SängerInnen aufgenommen.

In welchen Bereichen siehst du Veränderungen, die sich im Laufe der Jahre abgezeichnet haben?

Ein Umbruch im gesellschaftlichen Bereich bezüglich Ehrenamt ist spürbar, was für das Chorwesen nicht förderlich ist. Eine gewisse Unverbindlichkeit, die sich allerorts breit macht, birgt große Herausforderungen. Zu dieser Verbindlichkeit zurückzufinden, dass eine Gruppe wirklich regelmäßig und nicht nur projektweise zusammenkommt und gemeinsam an einer Sache arbeitet, wächst, reift und dranbleibt, das ist ein großer Auftrag.

Was für dich immer klar, Kirchenmusiker zu werden oder gab es andere Optionen bezüglich Berufswahl?

Mein Vater war Chorleiter und hat mit seinen Chören bei vielen Anlässen gesungen, und meine Brüder und ich haben den Klavierpart an der Orgel übernommen, manchmal zu dritt „dreihändig“!

Als Kind hatte ich in der Musikschule Althofen einen Einstiegskurs und dann gings ab der Volksschule nach Klagenfurt ans Konservatorium, wo ich Klavier lernte. Nach 6 Jahren Klavier begann ich dann auch bei Gottesdiensten Orgel zu spielen. Dann kam ich nach Graz und studierte dort an der Musikuniversität. Ein einziges Aufflackern, einen anderen Beruf einzuschlagen, gab es während meiner Grazer Studienzeit, wo ich als Ehrenamtlicher beim Rettungsdienst war. Da hab ich kurz einmal mit dem Gedanken gespielt, Krankenpfleger zu werden. Nach dem ersten Studienabschnitt wechselte ich nach Wien und schloss dort mein Musikstudium ab. Im Nachhinein bin ich wirklich froh, dass ich mir nach meiner Matura keine Gedanken machen musste, was ich einmal werden oder machen will, weil für mich klar war, dass das nur Kirchenmusik sein kann. Unmittelbar nach meinem Abschluss in Wien begann ich eine Stelle als Kirchenmusiker in Seckau, wo ich sechs Jahre wirkte, bis ich dann die Stelle im Klagenfurter Dom übernahm. Ich hatte wirklich viele Begleiter, die mir auf meinem Weg beigestanden sind bzw. ein Stück weit mitgegangen sind, da möchte ich Ulli und Franz Praßl hervorheben, die mich ein Leben lang begleitet haben, worüber ich sehr dankbar bin.