Organisation

Referat für Kirchenmusik

Chor im Monat August 2021

Dipl.-Päd. Edeltraud Hirm BEd mit ihren Chören und Ensembles

Gerda Heger war im Gespräch mit Edeltraud Hirm, die unter anderem im Bereich Kinderchor arbeitet. In ihrer Wohnung in Klagenfurt erzählte sie über ihren schulischen und beruflichen Werdegang, der das Lehramt für die Volksschule und Musik für die Hauptschule, Abschluss der Sonderlehrgänge für "Elementare Musikpädagogik" und "Chorleitung" am Kärntner Landeskonservatorium, Abschluss Chorleitung - Chorakademie Kärnten, Gruppenstimmbildungsdiplom, Universitätslehrgang "Elementare Musik- und Bewegungspädagogik" am Orff-Institut Salzburg, Musikmultiplikatorin für Volksschulen, Lehrgang "Intuition-Tanz-Kreativität" in Niederösterreich und die Ausbildung zur Franklin-Methode® Pädagogin beinhaltet.


Liebe Edeltraud, du bist als Sängerin sowie Gesangs-, Musik- und Bewegungspädagogin tätig, wo sind zur Zeit deine Arbeitsbereiche (abgesehen von Corona)?

Als Sängerin wirke ich primär im Extrachor des Stadttheaters Klagenfurt. Zuvor und wenn es der Zeitplan zulässt, sang und singe ich mit Freuden in verschiedenen Formationen im Dom zu Klagenfurt. Ja, auch Kantorendienste standen dort eine lange Zeit am Programm. Regelmäßig zu Weihnachten und Ostern erfreute ich solistisch die Kirchengemeinde der Grabenpfarre in Graz.
Mein gesangspädagogisches Wissen sowie meine Affinität zur Kirchenmusik gebe ich im Rahmen der "Diözesanen Stimmbildung" an Erwachsene und Jugendliche weiter.

Mein Hauptwirkungsbereich liegt derzeit im elementar-musikalischen Bereich sowie der Kinder- und Jugendstimmbildung im Rahmen der Musikschulen des Landes Kärnten am Standort Klagenfurt. Eine langjährige Kooperation der Gustav Mahler Musikschule Klagenfurt mit der Privaten Volksschule St. Ursula wurde und wird von drei wunderbaren, umsichtigen Direktor*innen (VS und MS) und mir als Musikpädagogin aufgebaut. In der Volksschule habe ich die freudvolle Aufgabe, jungen Menschen Musik auf ganzheitliche Weise näherzubringen. Alle Sinne dürfen hierzu angesprochen und miteinander verknüpft werden, denn je mehr Wahrnehmungskanäle und Sinne man beim Erlernen von Inhalten anspricht und diese miteinander verknüpft und neue Verbindungen herstellt, umso mehr wird im Menschen angesprochen:
Freude als Nährboden für gedeihliches Wachstum; der Mensch mit seinem ureigenen Instrument der Stimme; die Kombination vieler Sinne - den Menschen als Ganzheit ansprechend - und der Aktionsbereiche der Musik – seien es u.a. Sprache, Stimmklang, Gesang, Bewegung, Rhythmus … Gemeinsames ganzheitliches Singen und Musizieren mit dem Orff-Instrumentarium stehen in der Schule im Mittelpunkt.

Was macht für dich die Arbeit mit Kindern aus? Wie hast du selber deine Kindheit in Bezug auf Musik erlebt?

Freude schenken und empfangen.
Gemeinsam mit- und voneinander lernen. Ja, auch ich darf von den jungen Wunderwesen tagtäglich lernen.
Ich liebe es, in leuchtende Kinderaugen zu sehen, wenn wir musikalisch aktiv sind - egal ob im Klassenzimmer oder auf der Bühne. Kinder wachsen über sich hinaus, wenn ihnen Vertrauen entgegengebracht wird. Man darf ihnen ruhig einiges zu-MUT-en.
Kinder geben von Grund aus immer "ihr Bestes". Sie zeigen gerne, was sie können. Ihre Begeisterung und Freude am gemeinsamen und auch solistischen Tun. Wie oft wurde ich von meinen Schüler*innen in meinem Vertrauen bestärkt, dass sie, wenn wir etwas präsentieren durften, über sich hinaus wuchsen.
So viele Geschenke am Weg - tagtäglich und in besonderen Momenten.

Gerade im Kindesalter ist es möglich, Weichen zu stellen, Zugänge zu schaffen, die vielleicht erst später auf besondere Weise keimen - sei es, dass in anderen Chorformationen gesungen wird, die musikalische Laufbahn in der Musikschule an einem oder mehreren Instrumenten ergänzt bzw. vertieft fortgesetzt wird, in Blaskapellen und darüber hinaus musiziert wird. Besonders schön ist es, wenn aus ehemaligen Schüler*innen nach Jahren Kolleg*innen werden.
Schon im Kindesalter sang ich voller Freude innerhalb der Familie, mit meiner großen Schwester in der Kindergruppe und auch das "Drunter"- und "Drüber"-Singen mit meiner anderen Schwester machte mir sehr viel Spaß. Im Alter von 13 Jahren wurde ich bereits beim Gemischten Chor "Heimatklang Bach" aufgenommen und durfte prompt auch gleich Solo singen.

Wie war dein Weg, dass du Musik zu deinem Beruf machen konntest?

Musik war für mich schon immer ein zentraler Bereich meines Lebens. Nach der Matura wollte ich bereits "Elementare Musik- und Bewegungspädagogik" studieren, doch bei genauerer Betrachtung der Anforderungen fehlte mir leider ein zweites Instrument auf gutem Niveau. Nachdem es mein Ansinnen war, vor allem junge Menschen auf ihrem Weg zu begleiten, wurde ich zunächst Volksschulpädagogin, doch die Musik wollte und sollte weiterhin ein wesentlicher Bereich meines Lebens sein und bleiben. Daher ging meine musikalische Reise, wie du es, liebe Gerda, bereits zu Beginn unseres Gespräch zusammengefasst hast, weiter mit vielen wundervollen und bereichernden Ausbildungen. Ja, und nun begleite ich schon viele Jahre Menschen musikalisch und darüber hinaus in einigen anderen Bereichen.

Du bist auch mit der Franklin-Methode® vertraut bzw. hast dahingehend eine Ausbildung gemacht. Wie kam es dazu bzw. was begeistert dich an dieser Methode?

Im Rahmen des Universitätslehrganges "Elementare Musik- und Bewegungspädagogik" am Orff-Institut in Salzburg kam ich mit der Franklin-Methode® erstmals in Kontakt. Mich faszinierte das Lernen über Bilder (anatomische und metaphorische) - wie Bilder und Abbildungen und rein die Vorstellung von Dingen zu einer anderen, leichteren Bewegungsausführung führte. Dass, wenn man einfache Vorstellungshilfen – gleich, ob es im musikalischen, einem bewegungsmäßigen oder alltäglichen Kontext – verwendet, die Qualität der Ausführung positiv beeinflusst wird. Hier ging es vor allem um Gesang und Stimmklang sowie um die funktionale Bewegungsausführung.
Die Besonderheit für mich ist, dass die Franklin-Methode® so wohltuend und mit Leichtigkeit in den Alltag eingebaut werden kann und ebenso für den professionellen Gebrauch so eine Bereicherung ist – wie beispielsweise im Gesang.

In der Arbeit mit meinem jungen Klientel zeigt sich, dass die Aktivierung der Propriozeptoren (Raumlage-, Stellungssinn) immer wieder als wohltuende Auflockerung eingesetzt werden kann sowie die Schulung der Körper- und auch Raumwahrnehmung unterstützt und bereichert. Im Sinne der Ganzheitlichkeit lässt sich vieles aus dieser Methode mit der "Elementaren Musikpädagogik" verbinden und im Elementaren Musizieren umsetzen.

Wenn es wieder richtig losgehen kann mit dem Singen, hast du Pläne für den Herbst?

Schön war es, meine jungen Sänger*innen und Musiker*innen im Juni wiederzusehen. Endlich wieder, wenn auch "nur" in kleinen Gruppen singen, musizieren und gemeinsam lachen.
Was ist im Herbst alles möglich, das wir uns noch nicht vorstellen können?
Gemeinsam singen in kleinen und größeren Formationen. Neue Lieder kennenlernen und singen, bekannte Lieder und Kanons wiederbeleben, Lieder für die Seele aus aller Welt zum Klingen bringen.
Das Kleingruppensingen im Juni hat das Interesse und die Freude am mehrstimmigen Singen geweckt, warum nicht nutzen?!
Singen bzw. Musizieren in kleineren Gruppen zur Advents- und Weihnachtszeit im Stiegenhaus, bei einer Adventkranzsegnung oder einer Andacht. Singen im größeren Formationen - eventuell Outdoor-Singen im Wald/Schulgarten".

Was wäre, wenn wir unseren Fokus einfach auf gemeinsame, einfache, eindrückliche Gemeinschaftserlebnisse legen würden? Singen um des Singens Willen – unter dem Motto: "Freude leben, Freude schenken, Freude empfangen" – und miteinander Spaß haben. Was darf daraus entstehen?

"Wenn einer einen Traum träumt, ist es nur ein Traum.
Träumen wir ihn gemeinsam, wächst daraus ein Baum." (Liedtext: Kurt Mikula)

Wovon träumst du?