Gute Gründe für die Bibel in der Pastoral
Impulsreferat von Elisabeth Birnbaum beim moderierten Bibel-Marktplatz im Diözesanhaus Klagenfurt
Am ersten Adventsonntag 2018 wurden in unseren Pfarren neue Gottesdienstlektionare eingeführt. Mit diesem symbolisch-feierlichen Akt war der Startschuss für ingesamt drei „Jahre der Bibel“ abgefeuert. Die Initiatoren dieser pastoralen Schwerpunktjahre in der Österreichen Katholischen Kirche zitieren immer wieder ein Wort von Papst Benedikt XVI., der 2008 betonte, „dass die ‚biblische Pastoral“ nicht neben anderen Formen der Pastoral, sondern als Seele der ganzen Pastoral zu fördern“ sei. Und weil die Seele ja bekanntermaßen - wie Arthur Schnitzler schrieb - „ein weites Land“ ist, gilt es nun aufzubrechen, um bekannte und oft auch unbekannte Gegenden zu erkunden.
Die Herausforderungen einer biblisch-fundierten und die Menschen ansprechenden Pastoral hat Seelsorgeamtsdirektorin Dr. Anna Hennersperger auch in ihrem Einleitungswort genannt. Sie hat nun am 26. Februar 2019 zu einer groß angelegten Tagung im Klagenfurter Diözesanhaus eingeladen. Mitarbeiter/innen aus allen Abteilungen des Bischöflichen Seelsorgeamtes, Vertreter/innen der KA-Gliederungen und Mitarbeiter/innen aus dem Schulamt und der Caritas Kärnten einen Tag lang die gute Gelegenheit, Gedanken und Erfahrungen auszutauschen und konkrete Projekte für die drei Bibel-Schwerpunkt-Jahre zu planen.
"Marktplatz Bibel" - Erfahrungsaustausch und gemeinsame Projektplanung
Der von Waltraud Krauss-Gallob und Mag. Roland Stadler moderierte und vom diözesanen Bibelreferenten Mag. Klaus Einspieler konzipierte „Marktplatz Bibel“ hatte sich zum Ziel gesetzt, kirchliche Aktivitäten in Bezug auf die Heilige Schrift zu initiieren und geplante Vorhaben zu koordinieren. Die Ergebnisse der Tagung werden nun gesichtet und konkretisiert. Noch vor den Sommerferien soll an die Kärntner Pfarren eine Motivations- und Arbeitshilfe verschickt werden.
Den einführenden Vortrag in das Thema hielt Gastreferentin Dr. Elisabeth Birnbaum. Der Direktorin des Österreichischen Katholischen Bibelwerkes gelang es, mit sichtbarer Leidenschaft für die Heilige Schrift „zehn Gründe für die Bibel in der Pastoral“ zu skizzieren.
Die Bibel ist ein "Buch für Bewegte"
So gilt es, die Bibel verstärkt als Quelle der eigenen Kraft der in der kirchlichen Pastoral Tätigen zu sehen. Die Bibel ist nämlich die Quelle unseres Glaubens und kann uns unter anderem auch zeigen, „wie Pluralität geht“, sagte Birnbaum. Diese Sammlung von Schriften ist kein einfaches Nachschlagewerk, sondern kann und soll auch als Diskursraum gesehen werden, in dem um die großen Fragen des Lebens gerungen wird. Das kann auch unsere ökumenischen und interreligiösen Begegnungen inspirieren.
Die Bibel ist ein „Buch für Bewegte“, war eine weitere These der Referentin. Sie ist nichts für Bequeme. Die vielen plötzlichen Auf-, Um- und Abbrüche (Abraham, Exodus, die Jüngerberufungen) bezeugen dies. Für uns heute gilt, dass wir uns von den biblischen Schriften auch provozieren lassen, sie sind auch ein „Stachel im Fleisch“.
Kreative Arbeit mit der Bibel
Die „Jahre der Bibel 2019-2021“ können eine gute Gelegenheit sein, die Bibel (wieder) zu entdecken, in den Gottesdiensten, in Bildungsveranstaltungen oder auch in pfarrlichen Bibelrunden. Die Bibel kann so auch zu einem „Band gemeinsamen Tuns“ werden. Die Arbeit mit der Bibel bietet schier unbegrenzte gestalterische Möglichkeiten. Das zeigt nicht nur ein kreativer Religionsunterricht, sondern so unterschiedliche Zugänge wie z. B. Bibel zeichen und schreiben, die Bibel erzählen, biblische Texte singen, biblische Texte dramatisieren im Film oder im Theater.
Die Bibel ist Teil unserer Kultur
Die Referentin gab den kirchlichen Mitarbeiter/innen zudem auch „Bausteine für spirituelles Bibellesen“ in die Hand und betonte, dass die Bibel Wege zu und mit Gott eröffne. Biblische Bücher können zu spirituellen Lehrer/innen werden (z. B. Kohelet). Dass die Bibel Teil unserer Kultur ist, soll auch wieder verstärkt ins Bewusstsein gerückt werden. Biblische Bezüge in der bildenden Kunst, in der Musik, in der Literatur, ja auch in der Werbung und im Alltag, können als Ausgangspunkte für Glaubensgespräche und Glaubenserfahrungen werden.
hören. lesen. leben.
Abschließend stellte Elisabeth Birnbaum noch das Motto der drei Bibeljahre vor: hören. lesen. leben. Hier werden Voraussetzungen für den respektvollen und behutsamen Umgang mit der Bibel angesprochen: Wir sollen HÖREN, auf uns selbst, auf die Bibel als „das Buch der verdichteten Erfahrungen mit Gott“ und auf die anderen und das, was sie brauchen. Es gilt aber auch, die Bibel zu LESEN, sagte Birnbaum, für uns selbst und für die anderen vorlesen. Und die wohl wichtigste Bibelübersetzung ist jedoch jene „ins LEBEN“.