Feierliche Beauftragung der Ständigen Lektorinnen und Lektoren

Der Dom zu Maria Saal war am Freitag, 24. Mai 2024 bis auf den letzten Platz gefüllt, als Bischof Dr. Josef Marketz mit den Ständigen Lektorinnen und Lektoren und ihren Pfarrern das Gotteshaus betrat. Die Chöre, Solisten und Instrumentalisten hinterließen bereits zu Beginn ihre musikalische Visitenkarte. So wurde deutlich: Die elf Frauen und drei Männer, die in dieser Feier zu Ständigen Lektorinnen und Lektoren beauftragt werden sollten, haben einen festen Platz in ihren Pfarrgemeinden und werden auch in ihrem neuen Dienst willkommen sein.

Hier bin ich.

Mit diesen Worten, die in der ersten Lesung noch einmal aus dem Munde des jungen Propheten Samuel zu hören waren, bekundeten die Kandidatinnen und Kandidaten ihre Bereitschaft, sich in den Dienst der Verkündigung des Wortes Gottes zu stellen. Der Ort, an dem sie es taten, ist historischer Boden. Am Zollfeld lag einst Virunum, Hauptstadt der römischen Provinz Noricum. Dort befand sich schon im 4. Jh. eine Bischofskirche. Es ist anzunehmen, dass zu dieser Zeit hier wohl auch Lektoren an den liturgischen Feiern mitgewirkt haben. Später, als hier unter Bischof Modestus die erste Kirche in Maria Saal errichtet worden ist, war alles anders. Durch die Völkerwanderung war das Bildungssystem zusammengebrochen; nun wurden nur mehr jene zu Lektoren beauftragt, die später das Priesteramt übernehmen sollten. In den Gemeinden waren sie kaum sichtbar. Dies sollte nun auf Wunsch von Papst Franziskus wieder anders werden. Die Lektorinnen und Lektoren sollten wieder das Gesicht der Heiligen Schrift in ihrer Pfarrgemeinde sein. Darauf haben sie sich acht Monate lang vorbereitet und intensiv das Buch der Bücher studiert, sich über Schriftstellen ausgetauscht und darüber nachgedacht, wie man sie den Menschen nahebringen kann.

Bildunterschrift (Bildrechte sind zwingend anzugeben!)
Bischof Marketz und Ausbildungsleiter Einspieler mit den neuen Lektorinnen und Lektoren Gombocz, Moser, Stromberger, Bergmann, Hude (1. R. v. l.), Fuchs, Lesjak, Sadnek, Rader (2. R. v. l.), Grilz, Lippitsch, Santoro-Sienčnik, Ogris (3. R. v. l.) und Baumgartner (4. R., 1. v. r.), Akolythin Fercher, Akolyth Haas und Pastoralassistentin Schöffmann (4. R. v. l.); Foto: Nedelja/Gotthardt

Licht in der Nacht

Was macht eigentlich den Wert des Wortes Gottes aus? Der Kanon, der von den Chören und der Gemeinde gesungen wurde, brachte es so zur Sprache: „Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht.“ Es gibt uns also Orientierung und hilft, das Leben zu deuten. Weiter heißt es: „Es hat Hoffnung und Zukunft gebracht.“ Es ist eine Hilfe, Krisen und Brüche zu bewältigen. Die wenigsten Bibeltexte sind in einer heilen Welt angesiedelt, in diesem Sinne setzt der Kanon fort: „Es gibt Trost, es gibt Halt in Bedrängnis, Not und Ängsten, ist wie ein Stern in der Dunkelheit.“ Während auf diese Art die lebensfördernde Kraft des Wortes Gottes besungen wurde, wanderte das Buch mit den Schrifttexten durch die Hände der angehenden Lektorinnen und Lektoren, um schließlich zum Ambo, dem Ort der Verkündigung zu gelangen. So wurde deutlich, was für uns alle gilt: Wir haben das Wort Gottes von anderen empfangen, nun liegt es an uns, es weiterzugeben. Der Bischof betonte in seiner Predigt genau diesen Aspekt. Die Lektorinnen und Lektoren sollen von nun an dem Wort Gottes ihre persönliche Stimme geben, ihre Klangfarbe und Tonhöhe. Die Menschen sollten spüren, dass Gottes Geist in ihnen am Werk ist und Gottes Wort für sie zur Quelle der Freude geworden ist. Bevor sie das Wort Gottes weitergeben, sollten sie aber auch, wie der junge Samuel, von dem in der ersten Lesung die Rede gewesen ist, Hörende sein.

Segen und Sendung

Anschließend knieten die Lektorinnen und Lektoren an der Schwelle zum Altarraum nieder. Der Bischof rief den göttlichen Segen auf sie herab. Anschließend traten die Pfarrer und die Mentorin heran, um sie mit der Albe, ihrem liturgischen Gewand zu bekleiden. Ihr Dienst und ihre Berufung wurzelt in der Taufe, das sollte auf diese Weise deutlich werden. Danach zogen die Lektorinnen und Lektoren zum Grab des heiligen Modestus. Er hat unserem Land, in dem sich nach der Völkerwanderung nur noch christliche Zellen befunden haben, erneut das Evangelium verkündet. An seinem Grab übergab der Bischof den Lektorinnen und Lektoren das Lektionar, verbunden mit dem Auftrag: „Trage das Wort Gottes getreu und vernehmlich vor, damit es in den Herzen der Menschen seine ganze Kraft entfaltet.“ Die Lektorinnen und Lektoren antworteten darauf mit dem biblischen Wahlspruch, den sie sich im Zuge der Ausbildung ausgesucht hatten. Dann zogen sie mit dem Bischof in den Altarraum, wo sie den Lobpreis und die Fürbitten vortrugen.

Ausblick

Die Freude, die im Gottesdienst spürbar war, setzte sich in der Agape vor dem Dom fort. Aus den vierzehn Pfarren der Lektorinnen und Lektoren waren zahlreiche Menschen versammelt, die das historische Ambiente um den Dom nutzten, um ins Gespräch zu kommen. Für die Ständigen Lektorinnen und Lektoren, die ersten in unserem Land seit vielen Jahrhunderten, steht nun eine spannende Zeit bevor. Es wird an ihnen liegen, dem Dienst ein Gesicht zu geben und ihn den Erfordernissen der Gegenwart entsprechend auszuüben. Es ist zu hoffen, dass ihnen bald andere folgen werden. Die Termine der nächsten Ausbildung stehen bereits fest (Kursfolder-Ständiges Lektorat_2024-2025). Interessierte sind herzlich eingeladen, mit der Stabsstelle Bibel und Liturgie in Kontakt zu treten.

Klaus Einspieler