Das Benedictus – Ein Licht erhellt die Finsternis

Psalm des Monats Dezember

Das Licht, das die Finsternis durchbricht, ist ein zentrales Motiv des<br />
Benedictus. (Foto: Klaus Einspieler)
Das Licht, das die Finsternis durchbricht, ist ein zentrales Motiv des Benedictus. (Foto: Klaus Einspieler)

Jeden Morgen erklingt in den Klöstern und aus dem Mund vieler Beterinnen und Beter weltweit der Lobgesang des Zacharias, das Benedictus. Es verheißt, dass durch Gottes barmherzige Liebe ein Licht aufstrahlen wird, um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes. Naheliegend, dass dieser Gedanke dazu geführt hat, so zu beten, wenn in der Natur das Dunkel vom Sonnenlicht verdrängt wird. Ein Gebet voll Erwartung und Hoffnung auf Rettung, angesiedelt in der Adventsgeschichte des Evangelisten Lukas.

DER TEXT

Der Lobgesang des Zacharias – das Benedictus (Lk 1,68-79)

Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! *
Denn er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen;
er hat uns einen starken Retter erweckt *
im Hause seines Knechtes David.
So hat er verheißen von alters her *
durch den Mund seiner heiligen Propheten.
Er hat uns errettet vor unseren Feinden *
und aus der Hand aller, die uns hassen;
er hat das Erbarmen mit den Vätern an uns vollendet /
und an seinen heiligen Bund gedacht, *
an den Eid, den er unserm Vater Abraham geschworen hat;
er hat uns geschenkt, dass wir, aus Feindeshand befreit, /
ihm furchtlos dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit *
vor seinem Angesicht all unsre Tage.
Und du, Kind, wirst Prophet des Höchsten heißen; /
denn du wirst dem Herrn vorangehn *
und ihm den Weg bereiten.
Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken *
in der Vergebung der Sünden.
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes *
wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe,
um allen zu leuchten,
die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes, *
und unsre Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens.


Zaharijev slavospev – Benediktus (Lk 1,68-79)

Hvaljen, Gospod, Bog naših očetov, *
obiskal je svoje ljudstvo in nas odrešil.
Obudil nam je mogočnega Zveličarja *
v hiši svojega služabnika Davida.
Napovedal ga je po svojih svetih prerokih, *
ki so ga oznanjali od davnih vekov.
Rešil nas bo naših sovražnikov, *
otel iz rok vseh, ki nas črtijo.
Izkazal nam je usmiljenje, kakor je obljubil očetom, *
spomnil se je svoje svete zaveze.
Prisegel je Abrahamu našemu očetu, *
da bomo rešeni iz rok sovražnikov.
Brez strahu bomo služili Gospodu *
v svetosti in pravičnosti vse dni življenja.
In ti, dete, boš prerok Najvišjega, *
pojdeš namreč pred Gospodom, pripravljat mu pota.
Po tebi bo ljudstvo spoznalo Odrešenika, *
ki ga bo rešil njegovih grehov.
Obiskal nas bo po prisrčnem usmiljenju Vsemogočnega *
kakor sonce, ki vzhaja z višave.
Razsvetlil bo vse, ki sedijo v temi in smrtni senci, *
in naravnal na pot miru vse naše korake.

Hier finden Sie den Text im Postkartenformat, damit Sie ihn mittels Smartphone immer bei sich haben und wenn Sie möchten, auch gemeinsam beten können.

DIE AUSLEGUNG

Hier finden Sie einige Gedanken zum Text von Klaus Einspieler, Bibelreferent der Diözese Gurk.

Gottes Kommen

Dass Gott im Kommen ist, war der Kern der Botschaft Jesu. „Das Reich Gottes ist nahe“ (Mk 1,15), so fasst der Evangelist Markus diese Verheißung in wenigen Worten zusammen. Jährlich sind etwa vier Wochen, der Advent, dafür reserviert, um sich für die Ankunft Gottes zu bereiten. Das Benedictus, der Lobgesang des Zacharias aus dem Lukasevangelium (Lk 1,68-79), ist wohl das biblische Adventlied schlechthin. Es erzählt davon, dass Gott zu Besuch gekommen ist und richtet unseren Blick nach oben. Von dort erwarten wir das „aufstrahlende Licht aus der Höhe“ (Lk 1,78), das jenen, die im Dunkel sitzen, Frieden und Rettung bringt. Doch nun der Reihe nach.

Gott bleibt seinem Handeln treu

Das Benedictus ist Lobpreis und Prophetie zugleich. Der Evangelist Lukas erzählt, dass Zacharias, dem Vater Johannes des Täufers, nach neun Monaten des Schweigens der Mund geöffnet wird. Nun strömen prophetische Worte aus ihm hervor. Sie deuten das Geschehene – die Geburt des Täufers – im Licht der Geschichte Gottes mit seinem Volk Israel und seiner Verheißungen. Die Taten Gottes in der Vergangenheit sind also der Schlüssel, um die Gegenwart zu verstehen. Für Zacharias ist die Zeit des großen Königs David ein Fixstern dieser Geschichte. Sein Thron, so hat der Prophet Natan verheißen, wird auf ewig bestehen bleiben (2 Sam 7,16). Weitere Propheten haben diese Hoffnung vertieft, man denke an Jesaja und sein Wort vom Immanuel (Jes 7,14). All dies wird nun bestätigt – Gott hat einen starken Retter erweckt. Um die Tragweite der Ereignisse zu fassen, erinnert der Sänger an die großen Stationen in der Geschichte des Gottesvolks; an erster Stelle an den Exodus aus der Knechtschaft Ägyptens. Damals hat Gott die Israeliten aus der Hand jener gerettet, die sie hassten (Ps 106,10). Dass er so handeln wird, wurde schon in den Tagen Abrahams deutlich. Mit ihm hat er einen Bund geschlossen und sich verpflichtet, seinen Nachkommen ein Land zu geben, das von göttlichem Segen überfließt (Ps 105,8-11). Dort sollte ihm Israel in Heiligkeit und Gerechtigkeit dienen (Jos 24,14). Mit diesen beiden Begriffen werden die Gottesliebe und Nächstenliebe als Grundlage des Lebens benannt.

Damit Gott kommen kann …

Im zweiten Teil wendet sich der Vater Zacharias an seinen Sohn Johannes, der erst acht Tage alt ist. Denn Gott wirkt nie am Menschen vorbei. Er, Johannes, wird wie viele andere daran mitwirken, dass Gott kommen kann. Er wird der Wegbereiter Gottes schlechthin sein, von dem schon Jesaja gesprochen hat (Jes 40,3). Von ihm stammt auch das Wort vom aufstrahlenden Licht aus Höhe (Lk 1,78). Es soll jenen leuchten, die in der Finsternis gegangen sind (Jes 9,1). Der Grund ihrer Freude ist die Geburt eines königlichen Sohnes. Er soll auf dem Thron Davids herrschen, das Recht zur Geltung bringen, damit endlich Frieden wird (Jes 9,5-6). Zu Jesaja gesellt sich ein zweiter Prophet – Maleachi. Er bildet in der christlichen Bibel die Brücke zum Neuen Testament. Auf seine Verheißung „Seht, ich sende meinen Boten; er soll den Weg für mich bahnen“ (Mal 3,1) nimmt Zacharias Bezug. Mit dem Licht aus der Höhe aber denkt er dann wohl auch an die aufgehende Sonne der Gerechtigkeit, deren Flügel Heilung bringen (Mal 3,20). Nun ergreift wieder Jesaja das Wort. Wenn dieses Licht über Jerusalem aufgeht, werden selbst die fernsten Nationen nicht teilnahmslos bleiben können. Es wird sie aus dem Dunkel zu Gottes Licht ziehen. Und sie werden nicht mit leeren Händen kommen, sondern mit den Kostbarkeiten, die ihre Länder zu bieten haben (Jes 60,1-6). Ist das nicht ein wunderbares Bild für die Kirche und ihre Mission? Aus der kleinen Schar der Jüngerinnen und Jünger, die Jesus gefolgt sind, ist eine große, weltumspannende Gemeinschaft geworden. Die Völker haben das Christentum mit ihrer Kultur verbunden, sodass sich überall auf der Welt eigene Sitten und Bräuche entfaltet haben. Offenbar hat das Licht, das in Jerusalem erstrahlt ist, eine Anziehungskraft, der man sich bis heute nicht entziehen kann.

DER VORTRAG AUF VIDEO

Hier finden Sie eine detaillierte Auslegung des Benedictus in Gestalt einer Videodatei
(Dauer etwa 78 Minuten). Vortragender: Klaus Einspieler.

https://youtu.be/uLqkKXCOOjs

PSALMEN BETEN (>> bitte klicken)

DER TEXT ZUM ANHÖREN ODER ZUM MITSINGEN

Statt selbst zu beten, können Sie das Benedictus auch anhören oder mitsingen. Die Aufnahmen entstanden unter der Leitung des diözesanen Kirchenmusikreferenten Christoph Mühlthaler.

Benedictus, Gl 617,1-2 (V. Ton) Schola: Pavel Zablatnik, Lambert Jaschke, Peter Dolschak, Christoph Mühlthaler, Doris Mühlthaler, Maria Hribernik, Milena Kernjak, Janja Zenz-Stern
Benedictus, altes Gl 680 (VIII. Ton) - Schola: Pavel Zablatnik, Lambert Jaschke, Peter Dolschak, Christoph Mühlthaler, Doris Mühlthaler, Maria Hribernik, Milena Kernjak, Janja Zenz-Stern
Benedictus slowenisch - Psalmton V (GLORIA 960), Kantor: Milena Kernjak, Schola:, Maria Hribernik, Janja Zenz-Stern, Pavel Zablatnik (bei Kv mit Christoph Mühlthaler)
Benedictus aus dem Gurker Psalter/CHOR, Schola: Pavel Zablatnik, Lambert Jaschke, Peter Dolschak, Christoph Mühlthaler, Doris Mühlthaler, Maria Hribernik, Milena Kernjak, Janja Zenz-Stern

ZUGABE: Hier finden Sie abschließend noch einen Link zum Lobgesang des Zacharias, lateinisch und im gregorianischen Choral gesungen.