Die Liebe fürs Leben - Impulse zur Ehe
Die Liebe als Leitmotiv - Eine Impulsfolge zum Eheversprechen in der Kärntner Kirchenzeitung "Sonntag"

Vor Gottes Angesicht nehme ich dich an als meine Frau / meinen Mann.
Ich verspreche dir die Treue in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet.
Ich will dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens.
Trag diesen Ring als Zeichen unserer Liebe und Treue.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Das Versprechen zur Ehe und die Zusage, die der Mann und die Frau einander mit dem Ja-Wort bei der kirchlichen Trauung ausdrücken, sind inhaltsvoll.
Zurecht sagen die Brautleute "wir trauen uns"; denn das Eheversprechen baut auf das Vertrauen zu sich und zum Partner und vertraut auf Gottes Hilfe.
Ehepaare, die schon für viele Jahre zu ihrem Eheversprechen stehen und das Sakrament ihrer Liebesbeziehung leben, verdienen Beachtung und Wertschätzung. Schnell wird von der großen Zahl der Scheidung gesprochen, die jährlich in Statistiken genannt werden. Dahinter liegen sehr viele Enttäuschungen, Kränkungen und Schmerzen.
Wir blicken mit den Impulsen für Paare bewusst auf die große Zahl der Paare, die ihre Beziehung durchtragen und eine glückende Ehe erleben. Sie sind ein Schatz in der Kirche und für jede kirchliche Gemeinde.
Impulse im "Sonntag"
Die Kärntner Kirchenzeitung "Sonntag" bringt seit der Nummer vom 10.Juni 2012 wöchentlich einen Impuls für Paare zum Eheversprechen.
Was versprechen Brautpaare bei ihrer Hochzeitsfeier in der Kirche?
Was haben Sie, liebe Paare, versprochen, als Sie vor fünf, zehn ... oder wie vielen Jahren einander das Ja-Wort gegeben haben? Die Impulse mögen anregen und Freude bereiten, wenn Sie sich an Ihr Eheversprechen erinnern und wieder darüber sinnieren. Viel Freude wünsche ich Ihnen.
In unseren kirchlichen Gemeinden und Gruppen möge es zur Wertschätzung der Paar-Beziehungen anregen.
Die Impulse für Paare
mit dem Datum, an dem der Impuls im "Sonntag" publiziert ist:
- Ich verspreche dir... (10.06.2012)
- Wir trauen uns (17.06.2012)
- dich beim Namen nennen (24.06.2012)
- Ich nehme dich an (01.06.2012)
- als Frau und als Mann (08.07.2012)
- vor Gottes Angesicht (15.07.2012)
- die Treue versprechen (22.07.2012)
- in guten und bösen Tagen (29.07.2012)
- in Gesundheit und Krankheit (12.08.2012)
- bis der Tod uns scheidet (26.08.2012)
- Ich will dich lieben (02.09.2012)
- Ich will dich achten (09.09.2012)
- Ich will dich ehren (16.09.2012)
- Der Ring - Zeichen meiner Liebe und Treue
- Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
Freuen werde ich mich, wenn Sie zu den Impulsen Ihre Erfahrungen und Ihre Meinung schreiben: reinhold.ettel@kath-kirche-kaernten.at
"Ich verspreche dir..."
Impuls für Paare - "Sonntag" 10. Juni 2012
Erinnern Sie sich an Ihre Hochzeit? Erinnern Sie sich an die Worte Ihres Eheversprechens, das Kernstück bei jeder kirchlichen Trauung?
Ich erlebe immer wieder, wie dies für das Brautpaar ein besonderer Moment ist. Der Priester bzw. Diakon fragt den Bräutigam und die Braut, ob sie zu einer christlichen Ehe bereit sind. Und dann kommt das Versprechen von großer Tragweite: „Ich verspreche dir…“. Ich gebe dir mein Wort. Ich liebe dich und ich sage Ja zu dir, und zwar ohne Vorbehalt.
Es berührt, wenn das einer der anderen zusagt und wenn es als Zusage gehört wird. Für beide Partner gilt, dass sie das einfache Wort „Ja“ ein Leben lang buchstabieren.
Das Brautpaar kommt zur Trauung, weil sie einander lieben und ihren Willen zum gemeinsamen Leben öffentlich bekunden wollen. Die Hochzeitsfeier ist das Fest ihrer Liebe.
Sie vertrauen für ihre Ehe auf den Segen Gottes und möchten ihre Ehe als Sakrament leben. Wer kann bei der Hochzeit vorhersehen, was dieses Versprechen im Konkreten eines Ehelebens beinhaltet? Es wird viele Freuden bringen und die Liebe vertiefen. Aber auch Schwierigkeiten, Krisen, Missverständnisse wird es geben, die ihre Beziehung vielleicht schwer belasten. Wie tragfähig die Liebe tatsächlich ist, wird dann deutlich, wenn Beziehungskrisen durchgestanden und bewältigt sind.
Wir trauen uns
Impuls für Paare - "Sonntag" 17. Juni 2012
Jede kirchliche Trauung ist ein sehr mutiger Schritt – für ein Leben lang. Wer kann im Voraus ahnen, was im Leben auf die einzelnen Partner zukommt. Noch dazu hat die allgemeine Lebenserwartung stark zugenommen.
Wenn zwei Partner einander das Ja-Wort geben, dann geschieht es mit dem entsprechenden Vertrauen. Das steckt auch im Wort „Trau-ung“. Die beiden trauen sich, sie wagen es und sie wissen, dass jede Beziehung auch ein Risiko bedeutet.
Für die Reife und Fähigkeit zu einer christlichen Ehe ist ein gutes Maß an Selbststand und Selbstvertrauen erfordert. „Ich traue mir zu“, für dich ein Partner / eine Partnerin zu sein. Und „Ich traue dir zu“, dass du dein Versprechen ernst meinst und in deiner Liebe verlässlich zu mir stehen wirst und du mich halten willst.
Der Priester / Diakon stellt den beiden die Frage, ob sie aus eigenem Wollen und in Freiheit sich für die Ehe entscheiden. Denn nur in freier Entscheidung und mit einem entschiedenen Willen zur Lebens- und Liebesgemeinschaft ist das Versprechen ehrlich.
Bedeutsam ist auch das Vertrauen in Gott, mit dem christliche Eheleute sich einander anvertrauen. Er ist der „Mitgehende“ (= Jahwe) – der „Dritte im Bund“. Gott gibt mit seiner Liebe und Treue dem Ehepaar Halt und Weggeleit.
Nicht selten erwarten die Partner voneinander allzu viel; er/sie müssten möglichst in allem „perfekt“ sein. Das überfordert jede Beziehung. Wie entlastend ist dagegen das Vertrauen, dass Gott mit seinem Segen mitgeht.
dich beim Namen nennen
Impuls für Paare - „Sonntag“ - 24. Juni 2012
Bei der Trauung heißt es: „N., Ich nehme dich zu meiner Frau / meinem Mann.“ - dich ganz persönlich meine ich, nicht irgendeine Frau, nicht irgendeinen Mann. Ich durfte dich kennen lernen und weiß um deine Stärken und auch um die Schwächen, um deine Geschichte, deine Herkunftsfamilie und um deine Wünsche. Dafür steht dein Name.
Merken wir den Unterschied, wenn wir beim eigenen Namen gerufen werden – oder wenn wir nur so allgemein, gleichsam anonym angesprochen sind oder wenn nur der Titel und die Funktion benannt werden wie Herr Direktor, Frau Magistra? Das drückt den unpersönlichen Respekt vor der Tätigkeit aus, in der jede/r auch jederzeit vertretbar ist. Wenn dagegen beim persönlichen Namen angesprochen wird, bezieht es sich auf die Einmaligkeit.
In der Bibel lesen wir: Gott hat uns beim Namen gerufen. (vgl Is 43,1.4) Wir bekennen uns zu Gott als unseren Schöpfer. Er hat jeden Menschen als einmalig geschaffen, als sein Ebenbild und Abbild. Mit dem Blick eines / einer Gläubigen möge der Mann seine Frau ansehen als von Gott so einmalig geschaffen und angenommen – und umgekehrt. Als Frau und Mann sich dessen betend und staunend innewerden.
Die Wertschätzung der Partner zeigt sich, wenn die beiden einander beim persönlichen Namen nennen. Im Klang und Tonfall, wie der Name ausgesprochen wird, wie mit ihm gerufen oder um etwas gebeten wird oder auch geschimpft wird, ist die zärtliche Nähe oder gespannte Gewitterstimmung zu erkennen.
Ich nehme dich an
Impuls für Paare - „Sonntag“ - 1. Juli 2012
Annehmen, aufnehmen, einander ernst nehmen, dich als Geschenk sehen, wertschätzend.
Wie war es, als wir uns gefunden haben? Mit wie viel Freude und Gefallen aneinander? Wie habe ich dich damals, bei den ersten Begegnungen gesehen und erlebt? Die guten Erinnerungen an die Anfänge unserer Beziehung…
In jeder / jedem von uns ist ein großes Bedürfnis angenommen und geliebt zu werden. Das Versprechen der Ehe ist eine Antwort auf diese Grundsehnsucht.
Wenn der Mann seine Frau mit einem wertschätzenden Blick ansieht, dann wird er gewiss vieles finden, das ihm an ihr gefällt und ihn an ihr erfreut - und umgekehrt. Sich immer wieder bewusst machen, was mich an dir erfreut und ich an dir schätze. Das stärkt die Liebe. Das zärtliche Wort „Du, mein Schatz!“ hat seine besondere Bedeutung. Das Wissen um diesen Schatz im anderen trägt durch, wenn es in der Beziehung einmal nicht so leicht sein mag.
Es ist recht leicht, jemanden mit den guten Seiten anzunehmen. Anders ist es mit den Schattenseiten, mit den Schwächen, Kanten und auch „Unarten“ am anderen, die einem lästig sind und die Beziehung belasten. Da wird zuweilen die Entscheidung abverlangt: „Ich will dich – dennoch – mögen, annehmen und lieben.“ Und umgekehrt: „Ich will mich – dennoch – von dir annehmen und lieben lassen.“
Im Ehe-Alltag und in krisenhaften Situationen sich daran erinnern: „Ich habe dir versprochen und zugesagt, N, dass ich dich – als meine Frau / meinen Mann - annehme.“
als Frau und als Mann
Impuls für Paare - „Sonntag“ - 8. Juli 2012
Die Ehe ist die Gemeinschaft von einer Frau und einem Mann, erotisch-sexuell geprägt. „Gott schuf den Menschen als sein Ebenbild, als Mann und Frau schuf er ihn.“ (vgl. Gen 2,8)
Die Geschlechtlichkeit des Menschen, seine Sexualität ist eine Gabe des Schöpfers. ChristInnen schätzen diese Gabe. Zur Berufung der Frau und des Mannes zur Ehe gehört es, dass sie ihre Sexualität mit Achtung und in Liebe leben und entfalten.
Häufig beginnt eine Beziehung mit einem starken Verliebtsein. Die beiden faszinieren einander. In ihren Zärtlichkeiten zeigen sie, wie die Nähe gut tut; sie können fast nicht genug davon bekommen.
Die Zärtlichkeiten und eine Kultur der Erotik sind in einer Ehe keine Nebensache. Schade, wenn in manchen Ehen weitgehend „Funkstille“ eingetreten ist. Liebende Partner pflegen die breite Palette im Ausdruck ihrer Liebe: mit dem zärtlichen Ton, wenn sie einander beim Namen nennen; kleine Achtsamkeiten und Aufmerksamkeiten, zärtliche Worte und Berührungen, mit denen sie einander erfreuen. In der Umarmung halten sie einander und schenken Geborgenheit.
Immer wieder werden sie als Frau und Mann ihre Unterschiedlichkeit erkennen – und darin auch die Verletzlichkeit ihrer Beziehung.
In der Intimität des geschlechtlichen Einswerdens ist der intensivste Ausdruck ihrer Liebe und wird auch neues Leben gezeugt – als Frucht der ehelichen Liebe.
In der ehelichen Beziehung, bis in die sexuelle Begegnung, lebt das Paar das Sakrament der Ehe als das Hinweiszeichen für die liebende Hingabe, die Christus zu seiner Kirche lebt.
vor Gottes Angesicht
Impuls für Paare - „Sonntag“ - 15. Juli 2012
Das Versprechen, mit dem der Mann und die Frau einander annehmen und bis in den Tod treu sein wollen, ist ein sehr hoher Wert. Ohne Zweifel ein hoher Anspruch: eine „Liebe fürs Leben“.
Christliche Ehepartner geben ihr Versprechen ausdrücklich „vor Gottes Angesicht“. Sie vertrauen auf den Segen Gottes. Er geht mit. Er verspricht „Ich bin bei euch.“ Das entlastet christlich glaubende Eheleute.
ChristInnen glauben an Gott und sein Treubündnis zu den Menschen. Gott, der Liebe ist, hat sich in der Menschwerdung in Jesus buchstäblich bis zum Äußersten herausgewagt. Jesus hat sich mit seiner Liebe ganz für uns Menschen verausgabt und hingegeben.
Wenn zwei Partner, die getauft sind, einander das Ja-Wort geben, wird ihr Liebes- und Lebensbund zum besonderen Hinweiszeichen (= Sakrament) für diese Liebesbeziehung Gottes zu den Menschen und für die treue Beziehung, in der sich Christus für seine Kirche hingegeben hat.
Christliche Eheleute schließen einen sakramentalen Ehe-Bund. Damit unterscheidet sich die kirchliche Trauung von einem standesamtlichen, zivilen Ehe-Vertrag. Diesen können die Vertragspartner wieder lösen. Der Ehe-Bund, den die Partner „vor Gottes Angesicht“ schließen, ist hineingenommen in das Treue-Bündnis Gottes. Er ist von den Menschen nicht auflösbar - „unauflöslich“. Deshalb das Wort Jesu: „Was vor Gott verbunden, kann der Mensch nicht trennen.“ Der Ehebund ist ein Sakrament für die Liebe und Treue Gottes.
Die Treue versprechen
Impuls für Paare - „Sonntag“ - 22. Juli 2012
Liebe will aufs Ganze gehen. Sie strebt danach, einander umfassend anzunehmen. Dazu gehört die bisherige Lebensgeschichte vom Mann und von der Frau; denn jede/r ist von seiner Herkunftsfamilie geprägt. Eine umfassende Liebe will auch das Kommende einbeziehen. Jede/r hofft, dass man nicht eines Tages „fallen gelassen“ wird, weil man vielleicht „nicht mehr so entspricht“.
Die Treue folgt aus der Wertschätzung für den Partner, die Partnerin: „Du bist es mir wert. Und deine Treue zu mir lässt mich erleben, wie sehr ich dir wert bin und du mich immer mehr wertvoll werden lässt. Deine Treue hilft mir wachsen.“ Dieses Treueversprechen ist immer wieder neu zu buchstabieren.
Die Treue zeigt sich auch darin, wie einer über den anderen spricht. Zurecht wird es als schäbig angesehen, wenn man leichtfertig über seine Frau, seinen Mann bei FreundInnen oder bei der eigenen Mama schimpft und sie / ihn schlecht macht.
Viele reduzieren die eheliche Treue auf eine sexuelle Korrektheit, indem man „sexuelle Seitensprünge“ unterlässt. Leichtfertig werden von Männern und von Frauen Ehen gebrochen und wird in Beziehungen eingedrungen. In der Bergpredigt weist Jesus darauf hin: „Wer eine Frau auch nur begierlich ansieht, bricht die Ehe“.
Die Treue des Partners, der Partnerin sollte nicht als selbstverständlich genommen werden. Einander immer wieder auch für die Treue danken: „Es ist mir so kostbar, dass ich mich auf dich verlassen kann und du so zu mir stehst.“
in guten und bösen Tagen
Impuls für Paare - „Sonntag“ - 29. Juli 2012
Diese Worte im Eheversprechen werden bei der Hochzeit in der Regel recht leicht gesagt. Die Partner versprechen einander die Treue sehr realistisch „nicht nur mit deinen ‚Schockoladeseiten’, sondern umfassend“.
Partner sollten sich immer wieder fragen: „Was ängstigt mich bei dir und in deinem Verhalten? Wann bin ich schnell enttäuscht und leicht verletzt, weil ich Erwartungen an dich habe, die du nicht erfüllen kannst? Wo muss ich auf der Hut sein, um nicht durch dich in ein Loch zu fallen und dann resigniert liegen und stecken zu bleiben? Wo kann ich dir Ärger ersparen?“
Nicht selten können Seiten am anderen, die in der Phase des Kennenlernens so sympathisch wirkten, sich zu Schattenseiten wenden. Wenn er ein guter Unterhalter ist und begeisternd erzählen kann, sodass es mit ihm in jeder Gesellschaft lustig und anregen ist, kann es zum ständigen Ärger umschlagen, weil man neben ihm nie zu Wort kommt. Wenn die Frau ihren Mann meistens fragt, was er sich wünscht, wo er zum Wochenende hinfahren will, was ihm im Urlaub gut tut… und eines Tages beginnt es sie zu stören, dass sie immer tun soll, was der Mann sagt.
Zu wirklich bösen Tagen kann es kommen, wenn eine/r mit einer schicksalhaften Diagnose erkrankt oder wenn durch ein unfaires und untreues Verhalten die Beziehung in eine schwierige Krise geraten ist. Dann braucht es das geduldige Gespräch zur Bewältigung und Klärung der kränkenden Situation. Es wird auch der Weg des Verzeihens notwendig sein.
in Gesundheit und Krankheit
Impuls für Paare - „Sonntag“ - 12. August 2012
„Hauptsache ist gesund sein!“ So heißt es meistens, wenn man jemandem etwas wünscht - Gesundheit als der ganz hohe Wert. Und wenn es einmal nicht (mehr) zutrifft?
Die Liebe - zu sich selbst und zum Partner, zur Partnerin - zeigt sich auch in einer ausgewogenen Sorge um die Gesundheit und einem entsprechenden Lebensstil: eine vernünftige, maßhaltende Ernährung, der Ausgleich zwischen intensiver Arbeit, Anspannung und der notwendigen Entspannung und Erholung. Ein Raubbau bei den persönlichen Kräften kann dem Eheversprechen zuwider gehen. Nicht unbedeutend sind auch die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen, die für die Frau und den Mann empfohlen werden.
Liebe bedeutet: Ich möchte mit dir alt werden. Das mag auch Veränderungen bringen, die nicht ganz leicht fallen. Mit der langen Lebenserwartung und der Chance, gemeinsam ein hohes Alter zu erreichen, werden vermutlich die körperlichen und geistigen Begrenzungen und Beschwerden deutlich spürbar. Wenn im Altern, bei chronischen Krankheiten und bei zunehmenden Behinderungen ein Partner zum anderen hält und mit geduldigem Einsatz hilft, pflegt, für ihn sorgt, ist das ein großes Zeugnis der Treue.
Die Liebe und das im Laufe der Jahre und Jahrzehnte gewachsene Vertrauen in die Beziehung tragen durch. Miteinander alt werden wollen, ist eine Herausforderung, ständig am Wachsen des Vertrauens zu bauen. Das Vertrauen in den Segen Gottes ermutigt, jeweils Ja zu sagen, ob Gesundheit oder Krankheit.
bis der Tod uns scheidet
Impuls für Paare - „Sonntag“ - 26. August 2012
Manche meiden bei der Trauung den Hinweis auf den Tod und sagen: „Ich verspreche dir die Treue … für mein ganzes Leben.“ Bei der Feier ihrer Hochzeit möchten sie nicht vom Tod sprechen; der Gedanke an den Tod weckt so düstere Empfindungen.
„So stark wie der Tod ist die Liebe“ heißt es in der Bibel (Hl 8,6) Der Tod ist für den Menschen gewiss. Will nicht auch die versprochene Liebe so gewiss und verlässlich sein?
Im Eheversprechen wird auf die Lebenszeit hingewiesen: Alle Tage meines Lebens will ich zu dir Ja sagen. Sagen wir nicht auch: Mit meiner Liebe und meinem Versprechen ist es mir „todernst“?
Meine Liebe soll auch standhalten, wenn es zwischen uns nicht so leicht ist oder ich enttäuscht und von dir verletzt bin. Kränkungen oder von Erwartungen loslassen sind wie „kleine Tode“. Aber die Liebe vermag wieder - um Verzeihung bitten, vergeben und heilen. Sie sucht einen neuen Anfang und hilft zur „Auferstehung“.
Als ChristInnen orientieren wir uns an Jesus. In seiner Liebe blieb er bis in den Tod treu zu Gott und zu den Menschen. Eine Basis christlichen Glaubens und damit des christlichen Ehelebens ist der Glaube an den Tod und die Auferstehung Jesu.
Wir glauben an Gott, der Leben ist und durch den Tod hindurch sich in der Auferstehung als der Stärkere erweist. Auf diese Hoffnung hin wird das Sakrament der Ehe gewagt. Viele Ehepartner bleiben in ihrer Liebe auch über den Tod einander verbunden – in alle Ewigkeit.
Ich will dich lieben
Impuls für Paare - „Sonntag“ - 2. September 2012
Liebe wird weithin als ein Gefühl angesehen – und Gefühle schwanken; wir können sie nicht steuern. Gefühle kommen oft ganz spontan und können ebenso schnell kippen. Sprachlich ist „lieben“ ein Tätigkeitswort. „Ich will dich lieben“ und bewusst mich dafür entscheiden, dich zu lieben. Lieben ist eine Entscheidung, die zuweilen auch über ein gegenteiliges Gefühl hinweg möglich ist.
„Meine Liebe will dich meinen, auf dich hin ausgerichtet sein. Mit meiner Liebe will ich dir gut sein, dich wertschätzen.“
Oft pflegen wir die Liebe wie ein Tauschgeschäft: „Ich gebe dir, ich mache für dich – und dafür erwarte ich von dir…“ Es wird gezählt, verglichen, vorgerechnet und darauf geachtet, dass die „Bilanz“ ausgeglichen ist. Wenn in der Liebe berechnet wird, entsteht schnell der Eindruck, dass man „draufzahlt“.
Freilich, wenn die Liebe in einer Partnerbeziehung auf Dauer einseitig ist, das heißt wenn eine/r ständig gibt, ohne je auch zu empfangen, kann die Liebe einmal „am Ende sein“.
Jesus gibt einen anderen Maßstab: „Liebt einander wie ich euch geliebt habe.“ Er ist den Menschen mit einer Liebe begegnet, die zunächst nicht darauf geschaut hat, ob diese Liebe von den anderen „verdient“ wird. Er liebte mir einer Liebe ohne Voraussetzung. Auch als er verachtet, geschmäht und schuldlos verurteilt wurde, ist er nicht davon gegangen, sondern in seiner Liebe konsequent geblieben – bis zum Tod am Kreuz. Die Liebe Jesu gibt Kraft zur Liebe auf Dauer.
Ich will dich achten
Impuls für Paare - „Sonntag“ - 9. September 2012
Ein gewichtiges Versprechen: Ich will dich in deiner Würde und Einmaligkeit sehen und achten, als eigenständige Persönlichkeit und mit deiner eigenen Meinung. Achtung sollte eine Grundhaltung sein, auch in den alltäglichen Begegnungen und Umgangsformen.
Der Apostel mahnt: „Ihr Männer liebt euren Frauen, wie auch Christus seine Kirche liebt und für sie hingegeben hat.“ (Eph 5, 25) Jeder Frau möchte ich wünschen, dass sie von ihrem Mann so geliebt und geachtet wird, wie Jesus die Frauen geachtet hat und wie er seine Kirche liebt. Das gilt auch umgekehrt: „Ihr Frauen, liebt – und achtet – eure Männer, wie Christus…“
Die Achtung füreinander zeigt sich auch, wie die Partner einander aufmerksam zugehören. In den Mitteilungen sind meistens mehrere Botschaften enthalten – nicht selten verborgen sind die Signale in der Beziehungsebene. „Ich will achtsam hören, welches Bedürfnis von dir hinter einer Frage oder einem Vorwurf stecken mag.“
Wenn die Fähigkeiten bei den Partnern recht unterschiedlich verteilt sind, dann neidlos einander zugestehen, wenn eine/r etwas besser versteht und bewältigt. Und wenn etwas nicht gelingt oder eine Schwäche deutlich wird, dann nicht „von oben herab“ belächeln. Da mangelt es an Achtung; es demütigt und verletzt.
Wann immer es zu einem Konflikt und Streit kommt, sollte die Achtung voreinander nicht entschwinden.
Im Alltag einer Partnerschaft wird vieles als selbstverständlich genommen. Wie gut tut es, wenn es beachtet wird. Und dann überraschen mit einem „Danke, dass du das immer so selbstverständlich erledigst!“
Ich will dich ehren
Impuls für Paare - „Sonntag“ - 16. September 2012
In einer ehelichen Partnerschaft wird es nicht um hohe Auszeichnungen, ehrenhafte Titeln oder Festreden gehen. „Ich will dich ehren“ bestärkt das Versprechen, dich lieben und achten zu wollen und alltäglich einander wertschätzend zu begegnen.
„Ich will immer neu darauf achten, welche Kostbarkeiten und Werte du in dir birgst und diese schätzen.“ Indem einer dem anderen immer wieder im Guten bestärkt und positive Rückmeldungen gibt, machen die Partner einander selbstsicherer und liebenswerter.
In der Partnerbeziehung sich oft Rechenschaft geben: Was schätze ich an dir? Was mag ich an dir und sehe ich an dir als ehrwürdig, der Ehre wert? In deinem bisherigen Leben; in deinen eigenen Wegen, deinen Hobbies, beruflichen Aktivitäten etc.?
Als Seelsorger frage ich gerne, was jemand an sich selbst mag und schätzt. Wenn eine verheiratete Frau, ein verheirateter Mann kaum antworten kann, was die eigenen Stärken und Qualitäten sind, lässt es rückschließen, dass in deren Partnerschaft einer den anderen recht wenig ehrt und dass sehr knauserig mit wertschätzenden Rückmeldungen umgegangen wird.
Einander ehren, mit Achtung und Ehrfurcht begegnen, bedeutet jedoch nicht, alles zu schlucken. Es gibt Verhaltensweisen und Seiten am anderen, die stören und als ärgerlich erlebt werden. In einer achtsamen, ehrlichen Kommunikation aussprechen, was einen stört, ärgert oder bedrängt. Hier macht eben der Ton die Musik und zeigt sich, wie einer den anderen ehrt.
Ihre Meinung ?
- Was denken Sie zum Eheversprechen?
- Womit halten Sie Ihre Partnerschaft lebendig?
- Was macht eine Ehebeziehung schwierig?
- Was hat Ihnen in Ihrem Zusammenleben geholfen.
Teilen Sie bitte Ihre Meinung zu den Impulsen mitteilen; berichten Sie von Ihren Erfahrungen in der Ehe und Partnerschaft.
An Reinhold Ettel SJ oder an die Redaktion der Kärntner Kirchenzeitung "Sonntag"
Reinhold Ettel SJ (KFW - Ehe- und Familienseelsorger)