Organisation

Referat für Interreligiösen Dialog

Buddhismus in Kärnten

Austausch mit einer Buddhistin

Austausch mit Mag. Monika Eisenbeutel

Wie würden Sie die geschichtliche Entwicklung des Buddhismus zusammenfassen?

Die Geschichte des Buddhismus beginnt mit seinem Gründer, dem Erhabenen Lehrer Siddharta Gautama Shakyamuni. Traditionellerweise wird Buddhas Leben anhand der sog. Zwölf Erhabenen Taten des Buddha beschrieben (Quelle: Erläuterungen von Lama Geshe TenDhar aus dem Uttaratantra von Maitreya):

  1. Herabstieg auf die Erde aus dem Tushita Himmel.
  2. Eintritt in den Schoß seiner Mutter, Königin Maya Devi in Form eines weißen Elefanten mit sechs Rüsseln.
  3. Geburt als Siddharta im Garten von Lumbini.
  4. Studium der Künste und Wissenschaften.
  5. Heirat mit Yasodhara.
  6. Entsagung: im Alter von 29 Jahren verließ er seine Familie und sein Palastleben und entschied sich für ein Leben als Mönch.
  7. Meditation: 6 Jahre Askese
  8. Meditation unter dem Bodhibaum: Hervorbringung von Bodhicitta (Erleuchtungsgeist)
  9. Sieg über die dämonischen Kräfte Maras.
  10. Erlangung der vollkommenen Erleuchtung = Buddhaschaft im Alter von 35 Jahren.
  11. Verbreitung der Lehre durch das Drehen der drei Räder des Dharma: Erstes Dharmarad = die Vier Edlen Wahrheiten. Zweites Dharmarad = die Lehre von der Merkmalslosigkeit, die Prajnaparamita-Sutras. Drittes Dharmarad = die Lehre von der guten Unterscheidung.
  12. Eintritt ins Parinirwana im Alter von 80 Jahren.

Nach dem Verscheiden des Buddha wurden seine Lehren zunächst mündlich überliefert, hierzu wurden Konzile einberufen, wo die sog. Arhats Buddhas Lehren darlegten. Später wurden die Lehren dann aufgeschrieben und man spricht von den Drei Schriftkörben der Lehre (Tripitaka): Vinaya-pitaka (ethische Disziplin), Sutra-pitaka (Meditation), Abhidharma-pitaka (Weisheit).

Die erste Ausbreitung des Buddha-Dharma, auch südliche Ausbreitung genannt, ging vor allem nach Sri Lanka, Burma und Thailand, wo sich hauptsächlich die Theravada-Lehren, die Lehren der Älteren, ausbreiteten.

Die spätere Ausbreitung, die nördliche Ausbreitung, ging vor allem nach Tibet, China, Korea, Japan und in die Mongolei, wo sich die Mahayana-Lehren verbreiteten.

In Tibet und in der Mongolei fanden zudem der Vajrayana-Buddhismus, eine besondere Form des Mahayana, große Verbreitung.

Mittlerweile haben alle buddhistischen Traditionen auch im Westen Fuß gefasst, vor allem in Europa und in den USA.

Die Anhänger Buddhas wurden in vier Gruppen unterteilt: Mönche, Nonnen, Laienanhänger und Laienanhängerinnen. Unabhängig von der Kastenzugehörigkeit waren die buddhistischen Gemeinschaften für alle zugänglich.

Was ist für Sie die zentrale Botschaft des Buddhismus?

Für mich:

Bodhicitta (auf Basis von Mitgefühl) und Weisheit sind die zwei Flügel, die uns Buddha werden lassen.

ODER:

Zitat aus einem Sutra:

Begehe überhaupt keine schlechten Handlungen,

vollführe das Heilsame auf vortreffliche Art und

bezähme vollständig deinen Geist: das ist die Lehre des Buddha.

Betrachte alle Dinge wie einen Stern, eine Täuschung, eine Kerzenflamme;

wie eine Luftspiegelung, eine Wasserblase, einen Traum, einen Blitz

oder eine Wolke.

Welche Hauptfeste fallen Ihnen ein?

Dies sind die vier Hauptfeste, wobei Vesakh in allen Traditionen gleichermaßen als wichtigster buddhistischer Feiertag angesehen wird.

  • Vesakh (Tib. Saga Dawa): Wir feiern Buddhas Geburt, Buddhas Erleuchtung und Buddhas Eintritt ins Parinirwana (am Vollmondtag des 4. Mondmonats).
  • Chökhor Düchen: das Erste Drehen des Dharma-Rades. Buddha gab seine erste Lehrrede im Hirschpark von Sarnath: die Lehre von den Vier Edlen Wahrheiten (am 4. Tag des 6. Mondmonats).
  • Lhabab Düchen: Buddhas Herabstieg aus dem Tushita Himmel (am 22. Tag des 9. Mondmonats).
  • Chötrul Düchen: Buddhas Wundertaten (am 15. Tag des 1. Mondmonats)

Wie sieht das Gemeindeleben von Buddhist:innen in Kärtnen aus? Können Sie mir ein persönliches Statement aus Ihrer Erfahrung geben?

In Kärnten gibt es einige wenige buddhistische Gruppen, die sich zwar regelmäßig aber hauptsächlich nur innerhalb ihrer Gruppen zu Meditation, Gebet und Ritual treffen. Ich selbst leite die Gruppe TDC - Thekchen Dho-ngag Choeling mit Sitz in Wien. Die Kärntner Gruppe trifft sich regelmäßig online und offline am Tibetzentrum in Hüttenberg.

Wie viele und wo gibt es in Kärnten Orte der Begegnung/Kultsätten/Tempel?

TDC - Thekchen Dho-ngag Choeling, in der Tradition des tibetischen Buddhismus (SH Dalai Lama). Die Kärntner Gruppe trifft sich am Tibetzentrum in Hüttenberg.

Sayagyi U Ba Khin Meditationsgesellschaft in der Theravada Tradition hat ein eigenes Zentrum in 9064 St. Michael/Gurk.

Karma Kagyü Diamantweg-Zentrum, in der Tradition des tibetischen Buddhismus, Leitung: Ole Nyidal. Die Kärntner Gruppe trifft sich regelmäßig in Villach.

Weiters gibt es noch kleinere halb-private Meditationsgruppen in Villach und Klagenfurt. Mehr ist mir in Kärnten nicht bekannt.

Wie viele Buddhist:innen gibt es in etwa in Kärnten?

Laut ÖBR leben in Kärnten rund 1.100 Buddhistinnen und Buddhisten.

Wie kann man allgemein, in Österreich und speziell in Kärnten mit Buddhist:innen in Kontakt treten?

Am besten über die Website der ÖBR, da sind alle RepräsentantInnen und VertreterInnen aufgelistet - www.buddhismus-austria.at

Gibt es von buddhistischer Seite ein offizielles Statement zum Interreligiösen Dialog?

Hier ein paar Links zu den interreligiösen Aktivitäten der ÖBR bzw. unseres Präsidenten, Herrn Gerhard Weißgrab:

www.oebr.at/aktuellesmedien/aktuelles/oebr-praesident-weissgrab-bei-licht-ins-dunkel/

www.oebr.at/aktuellesmedien/interreligioes/

Wie sehen Sie persönlich den Interreligiösen Dialog?

Ich persönlich finde den offenen Austausch mit Praktizierenden anderer Religionen fruchtbar, erhellend und das gegenseitige Verstehen fördernd. Dabei scheint mir das Gespräch aus dem Herzen, also aus der persönlichen Erfahrung, in Verbindung mit den theoretischen Lehren sehr wichtig.

Ich finde weiters, dass sich „hohe“ Repräsentanten der Religionen öffentlich in Konferenzen usw. treffen und in den Dialog treten sollten - das wäre eine wichtige Vorbildfunktion für ihre „AnhängerInnen“. So nach dem Motto: „wenn die höchst angesehenen VertreterInnen sich nicht bekriegen, dann können wir ja auch friedlich miteinander leben.“

Wer sind Allgemein, in Österreich und speziell in Kärnten offizielle Vertreter:innen?

Österreich: die Österreichische Buddhistische Religionsgesellschaft, ÖBR - siehe www.buddhismus-austria.at

In jedem Bundesland gibt es ÖBR-RepräsentantInnen. In Kärnten bin es derzeit nur ich. Alle Infos finden Sie auf der Website der ÖBR.

TASHI DELEK – Glück und Segen!