Organisation

Referat für Trauerpastoral

Nachbericht zum Internationalen Symposium der BAT: „Wunde Einsamkeit – Sehnsucht nach Verbundenheit“

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Nur durch mehr Mitmenschlichkeit, liebevolle Beziehungen und die Förderung von „Caring Communities“ kann dem Phänomen Einsamkeit langfristig entgegengewirkt werden. (C.E:)

Vom 24. bis 25. September wurde in Wien das Internationale Symposium der Bundesarbeitsgemeinschaft Trauerbegleitung (BAT) ausgerichtet, unter dem aktuellen Vorsitz der ARGE der Pastoralämter. Unter dem Titel „wunde Einsamkeit – Sehnsucht nach Verbundenheit“ beleuchteten Experten die tiefgreifenden sozialen und existenziellen Aspekte.

Patrick Schuchter eröffnete die Veranstaltung mit seinem Vortrag „Der Tod vor dem Tod und Weisen der Verbundenheit“. Er verdeutlichte, dass Einsamkeit kein Krankheitsbild sei, sondern ein komplexes, in der menschlichen Existenz verwurzeltes Phänomen. Ein zentraler Punkt war die Unterscheidung zwischen subjektiver Einsamkeit und sozialer Isolation. Auch in scheinbar erfüllten Lebenssituationen kann Einsamkeit empfunden werden. Schuchter hob zudem die positive Seite des Alleinseins hervor, das – wie Hannah Arendt es beschreibt – auch eine tiefe Verbundenheit mit der Welt ermöglichen kann.

Verschiedene zeitliche und inhaltliche Formen der Einsamkeit wurden beschrieben, die von flüchtigen Momenten bis hin zu chronischen und ewigen Zuständen reichen. Ergänzend stellte Schuchter die Theorie des Soziologen Norbert Elias vor, der zwei Formen der Einsamkeit unterscheidet: die Unfähigkeit zu lieben und die soziale Unsichtbarkeit.

Ein besonders eindrücklicher Punkt war die Diskussion um den „Tod vor dem Tod“. Schuchter beschrieb damit den Zustand, in dem Menschen, die nicht geliebt oder gesehen werden, in eine Erstarrung verfallen und sich unsichtbar fühlen.

Er unterstrich, dass jeder Mensch das Recht hat, gesehen und geliebt zu werden, und dass Liebe die Fähigkeit besitzt, über das Oberflächliche hinauszuschauen und die tieferen Bedürfnisse eines Menschen wahrzunehmen.

Gesundheitliche Folgen der Einsamkeit

Karin Gutierrez-Lobos von der „Plattform gegen Einsamkeit“ legte Ergebnisse einer EU-weiten Umfrage vor, die zeigte, dass Einsamkeit besonders stark mit Faktoren wie Bildung, Wohlstand und Migration zusammenhängt. Obwohl Frauen gleichermaßen betroffen sind als Männer, ist dieser Unterschied nicht signifikant. Überraschenderweise leiden Jugendliche eher unter Einsamkeit als ältere Menschen, da in der Jugend die Themen Identität und Selbstwert besonders wichtig sind.

Die Referentin hob hervor, dass chronische Einsamkeit erhebliche gesundheitliche Folgen haben kann. Sie können zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Suizidgedanken, Angststörungen und Schlafproblemen führen. Auch die körperlichen Auswirkungen sind erheblich: Chronische Einsamkeit erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und ein geschwächtes Immunsystem. Die Wahrscheinlichkeit eines vorzeitigen Todes steigt bei Einsamkeit um 26 %, bei sozialer Isolation sogar um 29 %. Andererseits können starke soziale Beziehungen die Überlebenswahrscheinlichkeit um bis zu 50 % erhöhen

Prävention und Intervention: Maßnahmen gegen Einsamkeit

Gutierrez-Lobos betont die Wichtigkeit, Einsamkeit rechtzeitig zu erkennen und betroffene Menschen aktiv zu unterstützen. Es gibt jedoch keine universelle Lösung. Vielmehr sind individuell angepasste Maßnahmen erforderlich, die auf die spezifischen Bedürfnisse der Betroffenen eingehen.

Ein Podiumsgespräch brachte vielfältige Perspektiven auf das Thema Einsamkeit zusammen und beleuchtete Aspekte wie Krankheit, Alleinerziehende, Obdachlosigkeit, gesellschaftliche Randgruppen und Migration. Es gab dabei tiefgehende Einblicke in die Herausforderungen des Alltags der Betroffenen. Am Nachmittag fanden ergänzend zu den Vorträgen thematisch passende Workshops statt.

Fazit: Mitmenschlichkeit und Caring Communities als Antwort

Das Symposium schloss mit der Erkenntnis, dass Einsamkeit in all ihren Formen ernst genommen werden muss. Nur durch mehr Mitmenschlichkeit, liebevolle Beziehungen und die Förderung von „Caring Communities“ kann dem Phänomen Einsamkeit langfristig entgegengewirkt werden.

Das Symposium wurde in Zusammenarbeit mit der Leidfaden Akademy durchgeführt und erhielt Unterstützung vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz.