Väter, wir brauchen euch!
Vater zu sein ist nicht immer leicht. Hat das Kind eine Behinderung, warten besondere Herausforderungen.
Was heißt es, Vater zu sein? Mit der Änderung der Bilder von Frau und Mann sind auch die Bilder von Vater und Mutter in Bewegung geraten. War vor Jahren noch klar, dass vor allem der Vater die Familie ernährt und die Mutter die Kinder erzieht, zeigen sich heute viel mehr Facetten des Eltern-Seins. Manches ist austauschbar; die Möglichkeit, die Karenz-Zeit zu teilen, öffnet manchen Vätern neue Einblicke in die Welt, die früher Müttern vorbehalten war. Und lässt auch sie enger in das Beziehungsgeflecht hineinwachsen, das aus der höheren häuslichen Präsenz resultiert.
Wenn die Geburt eines Kindes mit Behinderung die Familie herausfordert, fordert das die Eltern in verschiedener Weise. Beide müssen es für sich verarbeiten, jeder in der ihm bzw. ihr eigenen Art und Weise und Geschwindigkeit. Und dann nochmals gemeinsam als Paar, das dem Nachwuchs gemeinsam das Nest bietet, in dem er wachsen und nach besten Möglichkeiten gedeihen kann.
Was für die Beziehung gilt, nämlich dass ich erst durch das Gegenüber ganz ich selbst werde, gilt in gleicher Weise für das Vater- und Mutter-Werden: Die Eltern helfen sich gegenseitig, ihre Rolle und ihren Platz immer mehr zu finden. Als Schwierigkeit kommt aber dazu, dass Mütter in der Phase nach der Geburt vom Kind sehr gefordert sind und dem Partner weniger Zeit und Energie widmen (können) – um so mehr noch, wenn das Kind durch eine Behinderung mehr Zuwendung braucht. Leicht fühlt sich der Vater dadurch ein wenig hinausgedrängt und kompensiert das, indem er sich mehr dem Erhalt der Familie widmet, dem Beruf, dem Vereinswesen usw. – gewissermaßen ein Zurückfallen in ein überholtes Männerbild. Wie hilfreich ist es, wenn die Mutter ihn in dieser Zeit aktiv stärker in die Beziehung zum Kind hereinholt und ihm so erleichtert, seine Rolle als Vater zu finden. Wie schön wäre es, wenn die Liebe des Vaters ein Vorgeschmack auf die Liebe unseres himmlischen Vaters sein könnte!
Die Kehrseite ist: Der Elternteil, der die intensivere Bindung zum Kind aufbaut, tut sich in der Regel später schwerer, wenn es gilt, das heranwachsende Kind nach und nach in die Selbständigkeit zu entlassen, die schützende Hand mehr und mehr zu öffnen wie einem Vogel, der mehr Freiheit braucht, damit er schließlich – nach seinen vielleicht auch begrenzten Möglichkeiten – in sein eigenes Leben fliegen kann.
Auch wenn sich die Rollenbilder verändert haben: Männer – Väter – reden immer noch schwerer über Gefühle und Beziehungen als Frauen. Dabei können gerade Gespräche mit anderen vieles verändern und neue Möglichkeiten aufzeigen. Und: Eigentlich ist es nie zu spät, mehr Vater zu werden, das spricht aus den Wünschen erwachsener Kinder an ihre Väter ...