Feste feiern
„Feste feiern“ oder „feste feiern“: Der Unterschied in der Betonung ist klein, der in der Bedeutung groß. Als wir das Thema auswählten – mit Blick auf das bevorstehende 10-Jahr-Jubiläum von „Schatten & Licht“ –, hatten wir beide Bedeutungen im Blick. Wie feiern wir unsere Feste? Und nachdem Menschen mit Behinderungen oftmals sehr gerne feiern, wollten wir auch beleuchten, was es für sie bedeutet, „ordentlich“ zu feiern. Für Christoph z. B. geht es nicht ohne Musik und gutes Essen, für Monika ist das gute Miteinander wichtig und auch ein Gegrüßet-seist-du-Maria für die Verstorbenen, die nicht mehr hier mit uns feiern, sondern im Himmel.
Interessant ist es, wie vielfältig die Anlässe zum Feiern sind: Geburtstage und Jahrestage, kirchliche Feste wie Weihnachten und Ostern, Jahreszeitenfeste wie Neujahr oder Erntedank, dazu kommen Feiern zu allen möglichen Erfolgen und Anlässen. Zu unterscheiden sind auch die großen und die kleinen Feste. Sieht man ganz genau hin, könnte fast jeder Tag ein Fest sein ...
Beachtenswert sind auch die Hintergründe der Anlässe: Arche-Gemeinschaften messen z. B. Geburtstagen besonderen Wert bei, um damit zu betonen: Du bist wertvoll; es ist schön, dass es dich gibt. Deshalb feiern wir für dich und mit dir ein Fest.
Feste geben dem Ablauf der Zeit eine Struktur; sie markieren Höhepunkte, richten den Blick auf das Wesentliche. Während wir sie vorbereiten, ist Raum für die Vorfreude; wenn wir davon Erzählen und Fotos zeigen, schwingt die Freude nach.
Feste sind Ausdruck unserer Freude: Wenn wir etwas Verlorenes wiederfinden wie die Frau im biblischen Gleichnis. Als sie ihre verlorene Drachme wiederfindet, ruft sie ihre Freundinnen zusammen, damit sie sich mit ihr freuen. Aber auch bei einer Trauerfeierlichkeit geht es darum, ein starkes, vielleicht überstarkes Gefühl mit anderen zu teilen. Beide Male geht es um Gemeinschaft.
Auch Jean Vanier weist auf dieses Element hin: Feiern schafft Gemeinschaft, bettet uns ein in ein größeres Ganzes; in das größere Ganze der Gemeinschaft, aber ebenso in ein größeres Ganzes von Raum und Zeit. Feiern haben etwas Ekstatisches, können die Grenzen von Raum und Zeit aufheben. Damit erinnern sie daran, dass unsere großen Sehnsüchte nicht ins Leere gehen; indem sie Momente lang eine Erfüllung aufblitzen lassen, sind sie Vorahnung ihrer Erfüllung in jener anderen Welt, die keine Grenzen kennt. Die biblischen Texte z. B., die uns auf Weihnachten und Ostern hinführen, sprechen davon: Missverständnis und Feindschaft, Leid und Tod werden einmal überwunden sein.
Wundert es, dass Menschen mit Behinderungen sehr gerne
feiern?
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