... und dazu eine Extra-Portion Liebe ...
In der Stadtpfarrkirche Feldkirchen fand am 23. März ein besonderer Gottesdienst statt. Das hatte vor allem mit besonderen Menschen zu tun ...

Sehr voll war die Kirche, und etwas lauter und etwas bunter war es auch. Bunt waren vor allem die Socken, denn viele der Mitfeiernden hatten zwei unterschiedliche Socken an. Außer Diakon Wedenig, der Winterschuhe trug, so dass man seine Socken nicht sehen konnte. Er hatte deshalb zwei verschiedene Stolen.
Aber damit sind wir schon mitten im Thema: Was war der besondere Anlass für all das? Miriam de Courcy, angehende Akolythin, gab in einem sehr persönlichen Statement Einblick in die Beweggründe. Hier der leicht gekürzte Text:
Zwei unterschiedliche Socken
Zwei unterschiedliche Socken sind das offizielle Symbol des Welt-Downsyndrom-Tages, der jedes Jahr am 21. 3. gefeiert wird und für die Einzigartigkeit jedes Menschen steht. Wusstet ihr, dass Chromosomen unter dem Mikroskop wie kleine Socken aussehen? Genau deshalb sind die bunten Socken ein so starkes Symbol für diesen Tag. Es erinnert uns besonders an Menschen mit Downsyndrom und daran, das ‚Anders-Sein‘ nicht falsch, sondern etwas Besonderes ist. Vielfalt macht unser Leben spannend.
Manchmal bringt die Natur kleine Besonderheiten hervor. Downsyndrom bedeutet, dass das 21. Chromosom im Erbgut dreimal statt zweimal vorhanden ist, weshalb man auch von Trisomie 21 spricht.
Ein zusätzliches Chromosom
Dieses zusätzliche Chromosom trägt jene Gene in sich, welche Menschen mit Downsyndrom so unverwechselbar machen. Ein kleines Extra, das oft als eine extra Portion Liebe beschrieben wird. Wichtig zu wissen ist, dass Trisomie keine Krankheit ist. Sie kann und muss nicht geheilt werden.
Wer sie kennt, weiß, dass Menschen mit Downsyndrom oft voller Herzlichkeit, Echtheit und einer bedingungslosen Liebe sind. Sie begegnen uns ohne Vorurteile und freuen sich an den kleinen Dingen des Lebens auf ihre ganz eigene Art und Weise und tragen dabei keinerlei Masken. Sie gehen gerne ihren eigenen Weg, meistens mit einer charmanten Portion Sturheit und Humor. Und vielleicht merken wir heute: Es sind nicht sie, die anders sind. Vielleicht sind wir es, die noch Wesentliches von ihnen lernen können.
Jetzt wird‘s spannend
Als ich damals erfuhr, dass Julia wahrscheinlich mit Downsyndrom auf die Welt kommen würde, war mein erster Gedanke: „Wow, jetzt wird‘s spannend!” Ich wusste nicht genau, was uns erwarten würde, aber ich wusste, dass wir mit dieser Herausforderung etwas ganz Besonderes erleben würden.
Was mich auch beschäftigte, war die Art und Weise, wie mir die Ärztin die Nachricht überbrachte. Sie sagte: „Es besteht ein hohes Risiko, dass ihr Kind Downsyndrom hat.“ Risiko? Das klang wie eine Bedrohung, etwas, vor dem man sich fürchten müsste oder was man gar verhindern sollte.
In diesem Moment erinnerte ich mich an die Worte, die meine Großmutter oft sagte: „Mensch denkt, Gott lenkt.“ Ich wusste nicht, was vor uns lag, aber ich vertraute darauf, dass wir als Familie die Stärke und Liebe haben würden, um gemeinsam jenen Weg zu gehen, den das Leben für uns bereithält.
Und dann kam Julia. Ein Geschenk, wie es nur Gott selbst machen kann. Unverhofft in der Stille der Nacht, am 25. Dezember. Es war, als hatte der Himmel uns ein kleines Wunder anvertraut.
So begann unsere Reise, mit vielen Fragen, etwas Unsicherheit, aber vor allem mit unendlich viel Dankbarkeit, Liebe und Vertrauen.
Wunderbares Kind Gottes
Und wenn ich heute auf Julia schaue, weiß ich: Sie ist genau so gewollt. Genau so gedacht. Von Anfang an. Nicht als Fehler, nicht als Risiko. Sondern als wunderbares Kind Gottes, mit Downsyndrom, und gerade deswegen ein seltenes Geschenk.
Jeder Mensch ist von Gott gewollt und geliebt. Im Psalm 139 heißt es: „Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin, wunderbar sind deine Werke, und das erkennt meine Seele wohl.“ Gott weiß genau, was er tut, er macht keine Fehler. Jeder Mensch – ob mit oder ohne Behinderung – ist ein einzigartiges Geschenk. Schon in dem Moment, wenn das Leben im Mutterleib beginnt, sagt Gott „Ja” zu uns. Und von diesem Moment an sind wir Teil seines großen Plans, den er für jeden von uns liebevoll vorbereitet hat.
Vor Gott ist jeder Mensch gleich wertvoll, gleich geliebt und gleich gewollt. Jeder von uns hat seinen Platz in dieser Welt, seine Aufgabe und Berufung. Menschen mit Downsyndrom sind keine „Fehler” in der Schöpfung, sondern wunderbares Zeugnis von Gottes Liebe. Sie mögen vielleicht langsamer sein, doch sind sie uns längst voraus. Ihre Liebe, ihre Echtheit und ihr Vertrauen zeigen uns, worauf es wirklich ankommt. Sie zeigen uns den Weg ins Himmelsreich, denn ihr Herz ist rein, ihr Glaube tief und ihr Wesen voller Güte.
Jesus sagte: „Lasst die Kinder zu mir kommen und hindert sie nicht daran. Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes.“ Er macht uns damit klar: Kinder – und besonders Kinder mit einem offenen, unverstellten Herzen – zeigen uns, was wahre Größe vor Gott bedeutet. Menschen mit Downsyndrom verkörpern genau das. Ihr Herz ist offen, ihr Vertrauen groß – und ihr Blick auf das Leben ist rein.
Ihr Menschen mit Downsyndrom: Ihr seid gesegnet! Manchmal ist das Leben [mit euch] herausfordernd, manchmal überraschend – aber immer echt, bunt und wunderbar.
Wenn wir heute mit ungleichen Socken an den Füßen hier rausgehen, lassen wir uns von der Botschaft der Vielfalt inspirieren. Unterschiedlichkeit ist keine Schwäche, sondern ein wertvolles Geschenk. Menschen mit Down-Syndrom sind ein lebendiges Zeichen dieser wunderbaren Vielfalt und der Liebe, die Gott uns schenkt.
Sie zeigen uns, wie wir das Leben nicht nur annehmen, sondern auch mit einem breiten Grinsen und bunten Socken rocken können!