Zusammentreffen in Maria Hilf
Vom Stift St. Georgen über die Wallfahrtskirche Maria Wolschart erreicht man das Krappfeld, eine Talebene der Gurk und Kornkammer Kärntens, mit seinen idyllischen kleinen Ortschaften Passering, St. Klementen, Kappel a. Krappfeld und Silberegg. Von hier geht es bergauf zur barocken Wallfahrtskirche Maria Hilf. An diesem Aussichtspunkt angelangt, liegen dem Betrachter die umliegenden sanften Hügel und Talschaften sowie der Zielort Guttaring zu Füßen. Bei der Wallfahrtskirche trifft die Pilgerwegroute von Sveta Ana mit jener aus Črna zusammen.
Ab St. Georgen vereinigt sich die Route der Krainer Wallfahrt wieder mit der aktuellen Wegführung des Hemmapilgerweges nach Gurk. Wichtige Station am Weg war früher die kleine Marienwallfahrtskirche Maria Wolschart, die heute völlig abseits der Hauptverkehrsstraßen im Wald liegt. Wohl kennt jeder einheimische Autofahrer den Wolschartwald, der früher wegen seiner Räubergeschichten gefürchtet war und es später wegen etlicher tödlicher Verkehrsunfälle in die Schlagzeilen schaffte, aber die versteckt liegende Wallfahrtskirche ist vermutlich nicht allen ein Begriff.
Doch was ist über Maria Wolschart tatsächlich überliefert? Als „Woleschart“ wird die Örtlichkeit im Jahre 1458 das erste Mal erwähnt. Bis heute umgibt den Ort ein großer Wald, der wegen der „Wolscharter Lötter“, Räuber und Wölfen einst gefürchtet und übel beleumdet war. Die Legende erzählt von einem Marienbild an einer Fichte, das einem damaligen Besitzer ein Dorn im Auge war. Seine Knechte sollen sich jedoch geweigert haben, den Baum zu fällen. Als er daraufhin selbst Hand anlegte und sich dabei schwer verwundete, gelobte er für den Fall seiner Genesung, eine Kapelle an der Stelle des Baumes zu errichten. So soll die erste Holzkapelle im Wolschartwald entstanden sein. Eine Niederschrift aus dem Jahre 1749 berichtet weiters von einem Schneider, der an einem schmerzhaften Bruch litt und aus Dankbarkeit dafür, dass er bei einem besonders schmerzhaften Anfall in seiner Todesangst von der Muttergottes erhört wurde, hier das Sieben-Schmerzen-Bild - eine Arbeit der italienischen Malerfamilie Bassano – anbrachte.
Nach Schwierigkeiten mit der kirchlichen und staatlichen Obrigkeit musste die hölzerne Kapelle im August 1749 abgerissen werden, das Bassano-Bild erhielt die Äbtissin von St. Georgen. 1799 wurde die Holzkapelle neu errichtet. Das alte Bassano- Gnadenbild, das über Umwege wieder nach Maria Wolschart zurückkehrte, wurde schließlich 1810 von zwei „Cavalieren“ gestohlen. 1840 erfolgte dann im Auftrag von Gustav Graf von Egger die Grundsteinlegung für einer gemauerten Kapelle und am 2. August 1843 übergab der damaligen Fürstbischof Adalbert Lidmannsky den neuen Kapellenbau seiner Bestimmung.
Nun aber wieder zurück zu den Krainer Wallfahrern: Diese verweilten stets in Maria Wolschart, wohnten einer feierlichen Messe mit Gesang bei, hielten Mittagsrast und verließen nach einer abschließenden Kreuzwegandacht den Wolschartwald Richtung Silberegg, von wo es – den überlieferten Berichten zufolge nach Verkostung des ausgezeichneten Biers – bis zur Wallfahrtskirche Maria Hilf bei Guttaring weiterging. Hier trafen die Krainer Wallfahrer stets mit den aus Bleiburg kommenden Hemmapilgern zusammen. Es folgte eine gemeinsame Lichterprozession um die Kirche, verbunden mit dem Singen der Litanei, ehe man sich dann nach Ablegen der Beichte und einem Abendessen zur nächtlichen Ruhe begab.
Auch zur Entstehung der Wallfahrtskirche Maria Hilf ist eine Geschichte überliefert, die auf einem Aushang in der Kirche nachzulesen ist: „Wann die Andacht hier zu Ehren Mariä den Ursprung genommen, ist nicht bekannt. Es sind nämlich schon lange vor dem Jahre 1500 hier auf dem Gipfel des Berges 3 Föhren, das sind Farchenbäume, gestanden, an denen die Bildnissen von St. Jakob und Anna und in der Mitte das von Mariä angebracht, und von den Hirten und anderen frommen Christen verehrt wurden, die an den Feiertagen Nachmittags alldort ihr Gebeth verrichtet, woher der Name: "Bethfarchen" entstanden ist. Wie Johann, Baron von Auersperg, Dechant zu St Veit, in einem Protokoll anno 1500 beweiset, soll der Ort schon dazumalen von vielen Leuten besucht gewesen sein. Als im Jahre 1622 zu Guttaring, Silberegg, Wieting und Waitschach die Pest ausgebrochen war, und so viele Menschenopfer abgefordert hat, haben Unzählige ihre Zuflucht im frommen Vertrauen hieher genommen, worauf sogleich diese schreckliche Krankheit ein Ende hatte und Leonhard von Attems, Dechant zu Guttaring, auf eifriges Verlangen Vieler anno 1633 eine Kapelle erbauen und den Namen "Maria Hilf" geben wollte. Er wurde aber an der Vollführung seines frommen Vorhabens durch einen frühzeitigen Tod verhindert.
Die Bethfarchen, die dazumalen noch gestanden, sind bei einem so hohen Alter abgefault und Georg Mayer, ein Unterthan von Wieting hat dafür eine hölzerne Säule an demselben Ort aufrichten lassen, welche sodann mit dem Bildniß Mariä und unzähligen Rosenkränzen geziert war. Die Bildnisse Jakobi und Anna wurden von boshaften Menschen entfernt und gewaltthätig verstümmelt, worauf die gerechte Strafe Gottes empfindlich eingetreten ist. So geschehen in Wieting anno 1632.“
Die Wallfahrtskirche, in weithin sichtbarer Lage auf einem Berggipfel (899 m) zwischen dem Guttaringer Becken und dem Görtschitztal erbaut, ist ein für Kärnten seltenes Beispiel einer einheitlich spätbarocken Anlage. Ursprünglich wurden in Maria Hilf wie oben geschildert die an einem Baum angebrachten Bildnisse des hl. Jakob, der hl. Anna und der hl. Maria von Hirten verehrt. Als hier 1665 ein Passauer-Maria-Hilf-Bild Aufstellung fand, begann ein großer Zulauf. Daraufhin errichtete der Propst von Wieting um 1691 am selben Platz eine hölzerne Kapelle. Im Jahr 1721 begann man schließlich mit dem Bau des steinernen Gotteshauses, das 1727 fertiggestellt wurde. Der Hochaltar (Mitte d. 18. Jhs.) mit dem Gnadenbild in der Mitte wird Johann Pacher zugeschrieben, ebenso wie die beiden Seitenaltäre und die Kanzel. In der Wölbung der Kirche finden sich reiche Bandlwerkstukkaturen aus der Bauzeit und Medaillons mit Fresken.
Während also der dritte Tag der Krainer Wallfahrer direkt bei der Wallfahrtskirche endete, führt die Tagesetappe des Hemmapilgerweges heute noch ein kleines Stück weiter bis nach Guttaring, das mit seinen ansprechenden Beherbergungsbetrieben und der regionaler Kulinarik die Pilger zu verwöhnen weiß.