Organisation

Referat für Tourismusseelsorge

Wir haben es geschafft – das große Ziel ist erreicht!

Lückenschluss beim Frankenweg für die Herbstgruppe vom 26. September bis 1. Oktober 2022

Vor zwölf Jahren, Mitte Oktober 2010, begab sich eine Schar von etwa 60 Personen nach Rom, um von dort auf dem ältesten Pilgerweg Europas, der Via Francigena (dem Frankenweg), in vier Tagesetappen von Bolsena nach Campagnano di Roma im Zeichen des Kreuzes zu pilgern. Man ging davon aus, dass es sich dabei um eine einmalige Veranstaltung handeln würde. Da durch eine unerwartete personelle Veränderung plötzlich die von der Idee her sehr gute, dem Zeitgeist entsprechende Veranstaltung, in seiner Durchführung gefährdet war, übernahmen wir beide die Aufgabe, diese große Gruppe sehr erfahrener Pilgerinnen und Pilger durch Latium bis vor die ewige Stadt zu führen.

Doch es kam ganz anders. Die große Mehrheit der Pilgerschar bat Herrn Diakon Dr. Siegfried Muhrer - der uns gekonnt durch Rom führte - bei der Heimreise nach Kärnten anlässlich der Abschlussmesse in La Verna, zelebriert von unserem Geistlichen Begleiter, Pfarrer Mag. Josef Allmaier, auch im Jahr 2011 eine Pilgerwoche auf der Via Francigena zu veranstalten. Herr Dr. Muhrer schlug daraufhin im Jänner 2011 beim ersten Nachtreffen der Frankenweg-Pilger in Berg im Drautal die sehr populäre Strecke von Lucca nach Siena vor.

Und so kam es, dass wir in insgesamt elf Pilgerwochen die gesamte Strecke des italienischen Frankenweges vom Großen St. Bernhard an der Schweizer Grenze bis zum Grab des Heiligen Petrus im Petersdom – etwa 1000 (Fuß-)Kilometer – bis auf ganz wenige Abschnitte in 46 Pilgertagen bewältigen konnten.

Pandemiebedingt mussten die Pilgerwanderungen in den Jahren 2020 und 2021 entfallen, heuer aber war es endlich möglich, unseren letzten noch offenen Abschnitt, den Weg von Calendasco – Ziel der Po-Überquerung mit einem Fährmann – nach Fidenza in der Unteren Poebene, zu absolvieren und die Herbstwanderungen damit abzuschließen.

Der erste Pilgertag begann in Calendasco mit einer Pilgermesse – wie immer sehr feierlich von unserem Geistlichen Begleiter, Pfarrer Josef Allmaier, zelebriert – und führte uns in und durch die Groß- und Provinzstadt Piacenza und noch einmal zu Fuß über eine Po-Brücke in die Gemeinde San Rocco al Porto, wo die Pilger, wenn sie die Fahrt mit dem Fährboot meiden, auf einem Fußweg auf dem Damm, der das Umland des Po vor Überschwemmungen schützen soll, ankommen.

Am zweiten Tag dieser Pilgerwoche begannen wir bei der Kirche San Antonino im historischen Zentrum von Piacenza und pilgerten dann in östlicher Richtung über die Piazzale Roma bis nach Montale. Dort hatten wir endlich die Stadt und ihre Belastungen hinter uns gelassen und es ging Richtung Süden – entlang des ausgetrockneten Flusses Nure – nach San Polo und San Giorgio Piacentino zum Etappenziel in Paderna. Diese Etappe war eine der anstrengendsten des gesamten Frankenweges: enorme Verkehrsbelastung, fast nur Asphalt, schwierige Orientierung in der Ebene und mehr als 25 km Wegstrecke.

Auch der dritte Pilgertag begann mit einem Pilgergottesdienst. Diesmal in der Pfarrkirche und Collegiata in Fiorenzuola d’Arda. Die Pilgerschar versammelte sich in der Krypta zur Messe und unser Geistlicher Begleiter drückte seine Begeisterung für diesen Raum durch einen Vergleich mit der Krypta im Dom zu Gurk aus. Danach ging es mit dem Bus nach Paderna und die Fußwanderung führte uns von dort über Cerreto Landi, Chero, Tartaglia und durch eine Furt bis San Raimondo. Auf der Via San Protaso erreichten wir den westlichen Stadtrand von Fiorenzuola d’Arda und auf Höhe der Via Garibaldi 55 wandten wir uns nach Norden, verließen nach der Bahnunterführung diese Stadt und gingen in östlicher Richtung über Battibue bis zu unserem Etappenziel in Chiaravalle della Colomba.

Unsere allerletzte Etappe begann in der Abtei bzw. im Kloster von Chiaravalle della Colomba. Wegen einer zur gleichen Zeit stattfindenden Begräbnisfeierlichkeit konnten wir die sehenswerte Abteikirche nicht betreten, deshalb begannen wir den letzten Pilgertag im wunderschönen Kreuzgang des Zisterzienserklosters. Nach der bildlichen Dokumentation und der Würdigung der Pilgerinnen und Pilger, die alle elf Pilgerwochen mit uns absolviert haben, begaben wir uns auf den letzten Abschnitt nach Fidenza. Leichter Regen setzte ein und begleitete uns über die vielbefahrene Autosole und die moderne Hochleistungs-Bahn, vorbei an San Rocco, Castione Marchesi und Bastelli bis zum Dom des Heiligen Donnino in Fidenza. Auch da konnten wir in der Krypta, am Grab dieses Heiligen, unseren Dank unserem Schöpfer darbringen.
Fidenza, der Name dieser Stadt geht auf das lateinische Wort für Vertrauen zurück, ist der wichtigste Etappenort des italienischen Teils der Via Francigena. Ab dem Mittelalter nannte sich die Stadt Borgo San Donnino und erst 1927, in der faschistischen Zeit Italiens, kehrte man zur ursprünglichen Bezeichnung zurück.

Wir beide bedanken uns bei unserem Geistlichen Begleiter, Herrn Pfarrer Mag. Josef Allmaier, beim Referat für Tourismusseelsorge, beim Reisebüro Bernhard Wastian und vor allem bei den vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern aller Pilgerwochen seit 2010 für das uns beiden entgegengebrachte Vertrauen. So haben an den elf Pilgerwochen im Herbst und den bisherigen neun Veranstaltungen im Frühling insgesamt 246 verschiedene Personen teilgenommen, davon 94 nur einmal, der überwiegende Teil (152) aber mehrfach.

(Lücken-)Schlusspunkt: Eine Pilgerwanderung als Gemeinschafts-Veranstaltung ist eher selten, aber unsere Diözese hat dieses Experiment gewagt und mit dieser Herbstwanderung erfolgreich zu Ende gebracht. Normalerweise geht man allein, oder wie wir das immer wieder erlebt haben, zu zweit, auf der Via Francigena. Dann ist es auch einfacher, seinen persönlichen Bedürfnissen nachzugeben, Durst und Hunger in Lokalen zu stillen und irgendwann sein Tagesziel zu erreichen. In einer großen Gruppe führt das jedoch zu massiven Zeitverlusten und das gesetzte Ziel ist dadurch kaum noch erreichbar. Die meisten Pilgerinnen und Pilger, die mit uns auf diesem Weg waren, hatten damit keinerlei Probleme, sie haben Pilgern auch nicht mit Städtereisen verwechselt. Natürlich sind wir alle einige Jahre älter geworden und die körperlichen Voraussetzungen haben sich mehr oder weniger verändert und deshalb möchten wir allen, die mit uns die gesteckten Ziele erreicht haben, ganz herzlich zu ihrer Leistung, ihrem Durchhaltewillen und zu ihrer Selbstdisziplin gratulieren. Mit großer Dankbarkeit und einem unbeschreiblichen Glücksgefühl blicken wir beide auf einen wunderbaren Lebensabschnitt zurück.

Brigitte und Werner Geson

Brigitte und Werner Geson - Frankenweg-Pilgerbegleiter (Foto: Monika Gschwandner)
Brigitte und Werner Geson - Frankenweg-Pilgerbegleiter*in (Foto: Monika Gschwandner)