Organisation

Referat für Tourismusseelsorge

Von der Magie des Lichts

GEH.rede am Krappfeld

Die Pilgergruppe mit Gerhild und Rudi Weilharter und ihrem Team vor dem Pfarrhaus in Kappel am Krappfeld (Foto: Monika Gschwandner)
Die Pilgergruppe mit Gerhild und Rudi Weilharter und ihrem Team vor dem Pfarrhaus in Kappel am Krappfeld (Foto: Monika Gschwandner)

Mitten im November, wenn die lichterfüllten Tage deutlich an Länge verlieren und die früh eintretende Dunkelheit die Menschen in die Stuben ruft, fand das letzte GEH.rede dieses Kalenderjahres statt. Der Wetterbericht verhieß Regen, woraufhin sich vermutlich unsere Teilnehmerzahl mehr als halbierte. Dennoch ließen es sich 15 Teilnehmerinnen und ein Teilnehmer nicht nehmen, mit uns durch die Gemeinde Kappel am Krappfeld zu wandern.

In der Pfarrkirche „Pauli Bekehrung“ in Kappel wurden wir von Dechant Lawrence Pinto bereits erwartet. Die freudige Erwartung eines hell erleuchteten Gotteshauses wurde trotz aller Bemühungen des Dechants, die Lichtschalter in Gang zu bringen, getrübt. Dunkel wars beim Sitzen in den Kirchenbänken! Voller Hoffnung warteten wir auf das warme Licht der großen Luster. Doch erst nach geraumer Zeit, bemühten Telefonaten und dem Herbeieilen von Pfarrökonom Rudolf Weilharter gelang es, den Kirchenraum zu illuminieren. Sichtlich erleichtert begrüßte uns Dechant Pinto und erteilte uns den Pilgersegen für unseren bevorstehenden kleinen Pilgertag.
Die Kirche von Kappel überraschte durch ihre vielgestaltige Baugeschichte mit Auflösung des Ostungsprinzips und ansprechender Architektur. Der eigenwillige Zwiebelturm, eine sogenannte „welsche Haube“, der eindrucksvolle Hochaltar sowie die beiden einheitlichen Seitenaltäre mit dem Gestaltungsprinzip der „Engelkaryatiden“ erstaunten so manchen Betrachter.

Regentropfen und morgendliche Kälte ließen uns im Anschluss rasch die Stufen zum Pfarrhaus erklimmen, wo wir von Frau Gerhild Weilharter und ihren Damen der Pfarrgemeinde auf das Herzlichste empfangen wurden. Das von ihnen kredenzte Frühstück war sowohl kulinarisch als auch optisch eine wahre Augenweide. Die liebevoll gedeckten Tische, der selbstgebackene Reindling und die Kuchen werden uns noch lange in der Erinnerung begleiten!
Rudolf Weilharter führte uns zudem noch durch den ehemaligen Marstadl, der als neues Pfarrhaus mit viel Liebe, Können und Engagement restauriert wurde und nun das Herzstück einer sehr aktiven Pfarrgemeinde darstellt.

Unser gemeinsames Unterwegssein führte uns weiter durch den Baumhoroskopweg in Kappel mit einem „Landschaftsfenster“ des Künstlers Werner Hofmeister und entlang der Gemeindestraße, vorbei an weitläufigen Wiesen und Feldern bis zum Europaschutzgebiet Mannsberg-Boden. Im Europaschutzgebiet-Zentrum durften wir eine äußerst lebendige und anschauliche Führung durch den Initiator Hannes Löschenkohl erleben. Sein umfangreiches Wissen, welches er sich vor allem durch intensive Naturbeobachtung und Austausch mit Menschen auf vielen Erdteilen aneignete, möchte er durch Führungen weitergeben und vor allem die Jugend für das Wunderwerk Natur sensibilisieren. Gerne wären wir noch länger geblieben und hätten seinen anregenden und geistreichen Erzählungen gelauscht, doch die Zeit mahnte zum Aufbruch.

Mittlerweile hatte der leichte Regen aufgehört und wir erlebten in der von Wolken und Dunst durchwobenen Landschaft nahezu mystische Bilder von den Burgen bzw. Schlössern Mannsberg und Hochosterwitz. Wie ein impressionistisches Gemälde erschienen diese Bauwerke - sich für Momente aus dem Nebel erhebend und wieder darin versinkend.

Da unser GEH.rede ursprünglich am Martinstag geplant gewesen war, legten wir unseren Schwerpunkt auf die Pfarrkirche St. Martin am Krappfeld und auf das Leben und Wirken des heiligen Martin. Die im 11. Jahrhundert neu in Stein aufgebaute Kirche wurde durch den ersten Bischof von Gurk, Gunther von Krappfeld, erneut eingeweiht. Ihr Patron Martin war der erste Heilige in der lateinischen Kirche, der seine Heiligkeit nicht durch einen Märtyrertod erlangte, sondern aufgrund seiner gelebten Christusnachfolge – durch Nächstenliebe und Barmherzigkeit.
Eng verbunden mit dem Martinsbrauchtum sind auch die Lichterumzüge, mit denen das Licht Christi in die Dunkelheit gebracht werden soll – das Licht als Metapher der Nächstenliebe und der Erwartung. Es war uns ein besonderes Anliegen, diese Lichtsymbolik nachvollziehbar und spürbar zu machen. In diesem Sinne endete der Besuch in der Kirche St. Martin mit einem von Monika Suntinger liebevoll gestalteten Kerzensegen, wobei jeder Teilnehmer von ihr eine Wachskerze erhielt, diese an der Osterkerze (dem Symbol für Christus) entzündete und sich jeweils zwei Pilger einander den Segen gaben. Kommt das Wort „segnen“ doch vom lat. „benedicere“ in der Bedeutung von „etwas Gutes sagen“. Eine wahrlich berührende und innige Geste, denn jeder Christ ist berufen, seine Mitmenschen im Sinne Christi zu segnen.

Wie in Kappel wurden wir auch in St. Martin durch die Mesnerin Ingeborg Köstinger mit ihren Helfern und Pfarrökonom Dr. Robert Kernmayer mit Kaffee, heißen Punsch und Reindling als erste Gäste im neu renovierten Pfarrhof empfangen. Um wie viel ärmer wären all unsere Pfarren, wenn es nicht Menschen mit tiefer Verbundenheit zum christlichen Glauben, hohem Engagement und vor allem Freiwilligkeit gäbe!

Langsam neigte sich der Nachmittag dem Ende entgegen und wir wären gerne länger im gemütlichen kleinen Pfarrhof verweilt, wenn nicht der letzte Kirchenbesuch noch auf dem Programm gestanden hätte. Raschen Schrittes gelangten wir, nunmehr auch innerlich gewärmt, zur Filialkirche St. Klementen, einem der architektonisch beachtenswertesten Sakralbauten unseres Landes. Beim Betreten des Gotteshauses mussten wir in Ermangelung einer künstlichen Beleuchtung das letzte natürliche Licht des Tages nutzen, um die reiche Freskenausstattung sowie die barocke Einrichtung zu bewundern. Gespannt folgte man der Krappfelder Sage vom „Nachtlager im Beinhaus“ sowie der Lebensgeschichte des heiligen Klemens, welcher heute in Kärnten nur mehr hier in St. Klementen verehrt wird.

Wie bereits am Morgen in der noch dunklen Kirche von Kappel wurden wir erneut von einbrechender Dunkelheit umgeben, als unvermittelt ein großes „Ah“ und „Oh“ durch die kleine Menge ging. Ohne dass wir noch damit gerechnet hätten, sandte die Sonne ihre letzten Strahlen des Tages plötzlich durch die Kirchenfenster. Rasch traten wir aus dem dunklen Kirchenschiff ins Freie und fühlten uns von einer Sekunde auf die andere wie magisch verwandelt. Ein nahezu unwirklich golden strahlendes Sonnenlicht verzauberte uns alle. Schöner hätte der Herrgott uns die Symbolik des Lichts nicht vermitteln können!

"Diese Magie des Lichts" galt es bis zum letzten Augenblick auszukosten und so dauerte es eine Weile, bis alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen sich zum gemeinsamen Abendessen im Gasthof Presser in Passering einfanden. Im Anschluss trennten sich unter guten Wünschen unsere Wege für dieses Jahr.

Ein von Herzen kommendes „Vergelt’s Gott“ allen, die uns auf unserem heutigen Weg bewirtet und begleitet haben!

Manuela Maier, Historikerin