Von Burgen umgeben
Den spirituellen Auftakt zum GEH.rede bei den Kraiger Schlössern in der St. Veiter Stadtpfarrkirche gestaltete Pastoralassistentin Mag. Lisa Stockhammer, stimmungsvoll untermalt durch die zarte Tonalität der Querflöte. Die Wanderung führte anschließend zum ehemaligen Vitusbad am Eingang des Mühl- bzw. Erlengrabens. Über 200 Jahre diente das heute als Griechisches Restaurant geführte Gebäude als Badehaus, gespeist von den Wassern des Mühlbaches sowie später der Vitusquelle. Das öffentliche Badehaus wurde 1820 von Johann Mathäus Freiherr von Koller erbaut und erfreute manchen Gast durch seine heilbringenden Badkuren.
Durch den Mühlgraben ging es rasch aufwärts nach Hintnausdorf und von dort nach Frauenstein. Der Kärntner Literat Herbert Strutz beschrieb Schloss Frauenstein in seinem Buch „Kärnten auf vielen Wegen“ im Jahre 1969 als einen „vieltürmigen Bau, der fühlbar mittelalterlichen Geist ausstrahlt“ und dessen „(…) insgesamt acht kegelspitzen Türme, die gleichsam wie steinerne Orgelpfeifen oder Riesenflöten dem prächtigen Bau anhaften.“ Wer das Schloss das erste Mal erblickt, kommt nicht umhin, Assoziationen zu einem Märchenschloss wachzurufen. Im Schlosshof wurden wir von einer Tochter der Besitzerfamilie Wirth empfangen, welche aufschlussreiche und überraschende Einblicke in die Geschichte des Hauses gewährte, die bei so manchem einen erstaunten Augenaufschlag bewirkte. Nach einem erfrischenden Getränk machten wir uns wieder auf den Weg, vorbei am stillen Burgteich und durch ein gemauertes mittelalterliches Tor. Was läge näher, als an dieser Stelle nochmals Herrn Strutz zu zitieren, welcher vor vielen Jahren an ebendieser Stelle wanderte und dessen Eindrücke in seiner bildreichen Sprache ihren Niederschlag fanden: „Die Hitze flimmert über dem dunklen, regungslosen Burgteich, an dem ein alter, rankenumsponnener Turm träumt. Doch neben dem Turm öffnet sich ein Tor: es ist eben jene Pforte in das stille, kühle Waldtal (…); ein Eingang in die Abgeschiedenheit, in der die Zeit stehengeblieben zu sein scheint; ein Tor in eine ferne Vergangenheit.“
Durch dieses Tor folgten unsere Schritte dem Waldpfad, welcher sich an den Kraiger Teichen entlangwindend und bald zu einem Forstweg erweiternd, nach kurzer Zeit den ersten Blick auf die Burgruine Hochkraig freigab. Die Burgen Hoch- und Niederkraig wurden ursprünglich zu Wehrzwecken erbaut und im Laufe des Mittelalters wohntechnisch umgestaltet. Im herausfordernden 15. Jh. mit seinen Osmanen- und Ungarneinfällen wurden die Burgen jedoch nie erobert, ab dem 17. Jh. gab man sie dem Verfall preis. Lediglich ein Rundturm der Burg Niederkraig wurde in der Barockzeit zu einer Kapelle umgebaut und dem 1729 heiliggesprochenen Johannes von Nepomuk geweiht. Zweifelhafte „Berühmtheit“ erlangte der Turm von Hochkraig durch die Bemalung mit einem Hakenkreuz durch NS-Aktivisten in den 1930-er Jahren, welches jedoch heute durch gelungene Übermalung nicht mehr sichtbar ist. Die schmale kleine Talfurche im Bereich der Kraiger Burgen, oder wie sie im Volksmund gerne genannt werden - „Kraiger Schlösser“ - , wurde 1970 zum Landschaftsschutzgebiet erklärt. Die natürlich vorkommenden Feuchtflächen wurden zu Teichen erweitert und weisen in ihren Verlandungsbereichen botanisch bemerkenswerte Pflanzen auf, wie etwa Kalmus oder Waldbinsen. Der hier vorkommende Schluchtwald bietet zudem einen interessanten Bestand an Laubbäumen. Pünktlich erreichten wir das kirchliche Ensemble von Kraig, bestehend aus Ulrichskapelle, Wehrturm, Pfarrkirche und Propsthof. Die Pfarr- und Propsteikirche von Kraig wurde als Eigenkirche der Herren von Kraig errichtet, welche hier 1350 ein Kollegiatskapitel, bestehend aus vier Chorherren und einem Propst, ins Leben riefen. Die Kirche ist dem hl. Johannes dem Täufer geweiht, welcher im Zentrum des qualitätsvollen Hochaltars von Johann Pacher zu sehen ist. Vor allem die Geschichte des Geheimprotestantismus am Kraigerberg, welche im „Kraiger Propststreit“ ihren Höhepunkt fand und erst nach jahrelangem Tauziehen und einem Einlenken der Khevenhüller ein Ende fand und die Installierung eines katholischen Propstes in Kraig ermöglichte, war vielen unbekannt. Eine illustre Erzählung zum Leben und Wirken von Propst und Bauer Franz Krammer in Kraig bildete den Abschluss des sommerlichen GEH.redes. Die eine und andere Gedenkkerze wurde entzündet, bevor sich die Gruppe zur letzten Etappe, einer rund halbstündigen Wanderung zum Tennisstüberl in Kraig aufmachten, wo allen die vorbereitete italienische Jause bestens mundete und der Tag in gemütlicher Runde und bei nettem Geplauder ein Ende fand.
(Manuela Maier)