Pilgertage in Südtirol 2024
„Die Liebe ist die einzige Sprache, die alle Menschen verstehen“ (J. Freinademetz)
Der Kälteeinbruch im September sorgte im Vorfeld auch in Südtirol für schneebedeckte Almen. Die mächtigen bizarren Felsgipfel der Dolomiten grüßten mit verschneiten Rinnen und Graten. Doch je näher die heurigen Pilgertage rückten, desto mehr wich der erste Schnee vor der noch kräftigen Sonne zurück und 44 Pilgerinnen und Pilger genossen wunderbare Herbsttage in Alta Badia. Geistlich begleitet und gestärkt wurde die Gruppe von Pfarrer Josef Allmaier, welcher durch berührende lebensnahe Worte und Messfeiern die Tage zu einem unvergesslichen Erlebnis werden ließ.
Am Dienstag, dem 17. September, stand der Tag ganz unter dem Motto „Zurück zu den Ursprüngen“ und die Wanderung führte von Innichen zur Drau-Quelle und weiter nach Toblach. Gemäß dem Kärntnerlied „Über die Drau bin i gsprungen“ wagte man zwar nicht den Sprung über die junge Drau, doch ein beherzter großer Schritt ließ das klare Gewässer munter unter den Beinen dahinsprudeln.
In Toblach angekommen gab es eine ausgedehnte und spannende Führung durch den Käsemeister in der „3-Zinnen-Käserei“, welche zum Abschluss die Gelegenheit bot, in einer „Würfelverkostung“ vom köstlichen Käse zu probieren. Zudem machten wir „Bekanntschaft“ mit dem Patron der Käser, dem hl. Theodul – ein uns noch unbekannter doch uns allen ob seines Patronats gleich sehr sympathischer Heiliger!
Am späten Nachmittag setzten wir die Fahrt Richtung Bruneck fort und erreichten bald das Gadertal und den kleinen aber feinen Ort Kolfuschg/Colfosco, wo wir im neu renovierten „Jägerhof“ sehr herzlich von der Familie Hanspeter Pitscheider empfangen wurden. Nach dem Bezug der Zimmer genossen wir ein Abendessen, welches kulinarisch selbst die verwöhntesten Gaumen höchst zufrieden stellte!
Nach einem gemütlichen Frühstück fuhr die Gruppe am Mittwoch, den 18. September mit dem Bus nach Badia, um mit dem dortigen Sessellift La Crusc 1 zur Mittelstation des Kreuzkofelmassivs zu gelangen. Die Wanderung führte bei blauem Himmel zu einem kleinen See nahe des Naturlehrpfades, wo sich die Gruppe um den gesamten See platzierte und fröhlich das Lied „Lobe den Herrn meine Seele“ anstimmte. Ein berührendes und stimmungsvolles Bild, welches auch so manchen Wanderer zum Verweilen und „zualosn“ animierte.
Nach dem Kreuzweg mit spirituellen Gedanken von Pfarrer Allmaier und dazupassenden Texten, äußerst stimmig vorgetragen von Helga Allmaier, erreichten wir die Wallfahrtskirche Heilig Kreuz am Fuße des mächtigen Kreuzkofels. Nach der Andacht und dem Entzünden von vielen Gedenkkerzlein genossen wir das aussichtsreiche Panorama auf den Sella-Stock und den Sassongher, dem imposanten Südostpfeiler der Puezgruppe. Nach einer mittäglichen Stärkung auf der Kreuzkofelhütte ging es mit der Gondelbahn La Crusc 2 wieder bergab zur Mittelstation und mit dem Sessellift ins Tal.
Der Nachmittag stand ganz im Zeichen des bedeutenden und hochverehrten Südtiroler Heiligen Josef Freinademetz (1852-1908), einem Steyler Missionar, welcher 1879 nach China berufen wurde, um dort in der Mission tätig zu sein. In Oies, dem kleinen Bergdorf, wo sich sein Geburtshaus befindet, wurden wir vom Steyler Ordensbruder Franz empfangen, welcher mit Herzblut und Begeisterung über das Leben von Josef Freinademetz und dessen Erfahrungen in China berichtete. Im Anschluss feierte unsere Gruppe mit Pater Franz und Pfarrer Allmaier in der Kirche in Oies die heilige Messe, der auch einige ortsansässige Damen beiwohnten, welche uns mit einem geistlichen Lied auf Ladin überraschten.
Der dritte Tag (Donnerstag, 19. September) führte die große Pilgerschar nach einer kurzen Busfahrt von Kolfuschg nach Corvara, wo wir nach einer kurzen Fahrt mit der Gondel auf den Col Alt gelangten. Hier gab es übrigens 1946 den ersten Sessellift in Italien. Der Donnerstag war ganz einer ausgiebigen Wanderung auf der Hochebene Pralongià gewidmet, bei welcher jeder Wanderer beim Naturgenuss mit einem 360°-Panorama voll auf seine Rechnung kam. Pfarrer Allmaier rundete das Erlebte mit stimmungsvollen Texten von Bischof Reinhold Stecher, vorgetragen wiederum in Doppelconference mit Helga Allmaier, ab. Den kulinarischen Mittagsgenuss gab es auf der Pralongià-Hütte.
Nach der Mittagspause schickten ein paar Regentropfen herbstliche Grüße, doch recht bald zeigte sich wieder die Sonne und wir erreichten nach etwa einer Stunde den Piz Sorega, wo wir mit der Kabinenbahn talwärts nach St. Kassian gelangten.
Der Abend im Jägerhof bot allen Tanzbegeisterten Gelegenheit, bei Live-Musik das Tanzbein zu schwingen und das fröhliche Lachen bei Musik und Tanz tönte noch weit in die Nacht hinein.
Leider schreitet die Zeit viel zu schnell voran, sodass der letzte Pilgertag (Freitag, 20. September) anbrach. In der Kirche St. Vigil in Kolfuschg besuchten wir den von Pfarrer Allmaier zelebrierten Gottesdienst, um dann Abschied vom Gadertal und dem Hotel Jägerhof zu nehmen, welches uns durch die Herzlichkeit nicht nur der Wirtsleute, sondern auch des Personals, die vier Tage zu einer kleinen Heimstätte geworden war. Bei Toblach brachen wir zu einer abschließenden Wanderung rund um den Toblacher See auf, welcher durch spirituelle Impulse von Pfarrer Allmaier sehr bereichert wurde. Für eine große emotionale Überraschung sorgte unsere Jutta Jester, welche für jeden Pilger ein kleines Geschenk vorbereitet hatte, welches uns stets an die wunderbaren Tage in Südtirol erinnern sollte. Ein kleines Bändchen mit vier Holzperlen, jede in einer anderen Farbe. Die blaue Perle sollte uns an die Quelle, den Drau-Ursprung erinnern; die rote Perle an die Liebe Gottes, die weiße Perle an den Schnee auf der Pralongià und die grüne Perle an das tiefe Grün des Toblacher Sees, wo unsere Gemeinschaft ihr Ende fand, um sich aber immer wieder aufs Neue zu finden. Dem Bändchen beigefügt war ein Kärtchen mit dem Lebensspruch von Josef Freinademetz:
„Die Liebe ist die einzige Sprache, die alle Menschen verstehen.“
Unser Dank gilt allen, denen es ein Anliegen war, diese vier gemeinsamen Pilgertage zu einem unvergesslichen Erlebnis werden zu lassen:
- Josef Allmaier, ein Pfarrer und Begleiter, dessen große Gabe darin besteht, das Wort und die Liebe Gottes in die Herzen der Menschen fruchtbringend zu pflanzen.
- Bergwanderführerin Jutta Jester, die ihre Aufgabe mit großer Sorgfalt und Liebe zu den Menschen wahrnimmt und so stets ein Gefühl von Sicherheit ausstrahlt.
- Historikerin Manuela Maier, die ihre Begeisterung zur Geschichte gerne weitergibt und
- Monika Suntinger, die mit großem Geschick und Sorgfalt für die Organisation verantwortlich zeichnet und last but not least unserem
- Busfahrer Wolfgang Standner, welcher sicher und mit großer Verantwortung den Bus der Firma Wastian steuerte.
Auf ein Wiedersehen im kommenden Jahr!
Manuela Maier