Loiblpass und Loibltal
Der Loiblpass, kurz Loibl (Bedeutung: „der Beliebte“), war jahrhundertelang einer der wichtigsten Übergänge über die Karawanken zwischen Kärnten und dem slowenischen Oberkrain und soll der Legende nach auch von der hl. Hemma begangen worden sein. Doch bereits seit Menschengedenken wurden hier die Karawanken überquert und der Weg war bereits zur Römerzeit gut ausgebaut, da er als wichtige Verbindung zwischen Virunum und Emona (Laibach) galt. Zwei Altarfunde auf Kärntner Seite, beide der einheimischen Göttin Belestis zum Dank für überstandene Gefahren gestiftet, belegen dies eindrücklich. Einer der beiden Altäre befindet sich in einer Wegkapelle unterhalb der Leonhardkirche im Loibltal, der andere an der Pfarrkirche in Unterloibl.
Nach dem Untergang des römischen Imperiums verlor der Weg jedoch an Bedeutung und verfiel zusehends und war lange Zeit hindurch nur ein einfacher Säumerpfad, ehe man wieder daran ging, diese wichtige Nord-Süd-Verbindung besser auszubauen. Auch die alljährlich hunderten slowenischen Pilger wählten nachweislich ab 1607 diesen Übergang am Weg nach Gurk. Zu dieser Zeit entstand bereits ein erster kurzer Tunnel auf der Passhöhe, der allerdings wegen Einsturzgefahr im 18. Jh. abgetragen werden musste.
Noch heute führt der Hemmapilgerweg über den alten Loiblpass und durch das Loibltal nach Ferlach. Die erste Tagesetappe des Kärntner Hemmapilgerweges startet bei der Filialkirche Sveta Ana, wenige Meter unterhalb des Loiblpass Tunnelportals auf slowenischer Seite. Nach dem Anstieg auf die Passhöhe, wo die neu errichtete „Berghütte Alter Loiblpass“ zu einer Einkehr einlädt, erreicht man wenig später nun schon auf Kärntner Seite am Nordhang des Loiblberges ein paar Meter abseits des Weges die Ruinen der schon 1207 urkundlich genannten Kirche Alt-St. Leonhard. Die Kirche und der daneben gebaute Pfarrhof sowie das einstige Hospiz hatten eine ungünstige Lage im Schatten der nahen Berge. Überdies waren die Gebäude im Winter derart den Lawinen ausgesetzt, dass Berichten zufolge die Schneemassen mitunter sogar die Fenster des Pfarrhauses erreichten. Das alte Kirchengebäude wurde daher im Jahre 1899 abgetragen.
Ein vielleicht nicht ganz uninteressanter Hinweis in diesem Zusammenhang: Bis heute wird am großen Frauentag (15. August, Maria Himmelfahrt) an der Stelle der Kirchenruine alljährlich um 15.00 Uhr eine Feldmesse abgehalten. Lässt man sein Auto in der letzten Kehre der Loiblpass Bundesstraße auf Kärntner Seite stehen, erreicht man die entlegene Kirchenruine in rund 30 Minuten Gehzeit.
Weiter führt der Hemmapilgerweg talwärts über die Gehöfte vulgo Strach, Metschisch und Pagitz bis zum Gasthof „Deutscher Peter“, wo die Pilger vermutlich schon in früheren Jahrhunderten eingekehrt sein dürften, denn wie man der Geschichte des „Deutschen Peter“ entnehmen kann, kaufte bereits 1634 Jury Tschauggo, ein Ahne der heutigen Eigentümerfamilie Tschauko, das an der Loiblstraße gelegene bereits damals bestehende Gasthaus „Katruschnig".
Während man früher dem Straßenverlauf Richtung Ferlach folgte und den kürzesten Weg ins Tal wählte, ist der Hemmapilgerweg heute natürlich über die Tscheppaschlucht ausgeschildert, die mit ihren wild tosenden Wasserfällen und den seltenen Pflanzenarten ein einzigartiges Naturjuwel darstellt.
Wen auf den letzten sechs Kilometern vom Ende der Tscheppaschlucht bis nach Ferlach hinein das Gefühl beschleicht, dass der Weg so gar kein Ende nehmen will, der denke zur Motivation an all jene Pilger, die es in nur einem Tag von Krain bis in den Raum von Ferlach geschafft haben. Da gehen sich die letzten Meter gleich wieder um einiges leichter.