Organisation

Referat für Tourismusseelsorge

Gedanken zum zweiten Adventsonntag

Roland Stadler
Adventliches Gebet im Bleiberger Hochtal (Foto: Roland Stadler)

Am 4. Dezember stand die Heilige Barbara im Kalender. Sie ist ja die Schutzpatronin der Bergleute. Was lag also näher, als die Adventwanderung am 2. Adventsonntag in ein traditionelles Bergbaugebiet zu machen. So führte der Weg ins tiefverschneite Bleiberger Hochtal zwischen Dobratsch und Bleiberger Erzberg.

https://www.youtube.com/watch?v=vOKRybzeFZw


Die Adventzeit birgt einen paradoxen Widerspruch: Wir feiern am Ende den Geburtstag von jemanden, der schon seit 2021 Jahren unsere Zeitrechnung bestimmt. Zugleich erwarten wir IHN und halten „Ausschau“ nach dem, der kommen soll. Also: was nun? War und ist er da oder doch noch nicht?
Ich meine: Es gibt Dinge, die sind zwar in der Welt, jedoch werden diese von mir noch nicht wahrgenommen. In diesem Sinne: Gott IST da, will und muss aber auch von unseren Herzen und mit allen Sinnen wahrgenommen werden…
Menschen helfen uns dabei. Einer dieser Wahrnehmungshelfer ist Johannes der Täufer, der den zweiten Adventsonntag prägt. Vom ihm hören wir im heutigen Lukasevangelium:

„Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius. Pontius Pilatus war Statthalter von Judäa, Herodes Tetrach von Galiläa … Hohepriester waren Hannas und Kajaphas.
Da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias. Und er zog in die Gegend am Jordan und verkündete dort überall die Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden, wie im Buch der Reden des Propheten Jesaja geschrieben steht: Stimme des Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straße!
Jede Schlucht soll aufgefüllt und jeder Berg und Hügel abgetragen werden. Was krumm ist soll gerade, was uneben ist, soll zum ebenen Weg werden. Und alle Menschen werden das Heil Gottes schauen!“

(Lk 3,1-6)


Gedanken zum zweiten Adventsonntag

Johannes bedeutet: „Gott ist gnädig“. Das lateinische Wort für Gnade ist „gratia“. Davon leitet sich auch das Wort gratis ab. Gnade meint also: Geschenk.

Johannes weist darauf hin, dass Gott uns beschenkt. So sind wir eingeladen zu entdecken, wieviel Gott uns geschenkt hat, völlig gratis – hoffentlich aber nicht umsonst. Wer erfährt, dass er beschenkt ist, wird dankbar.

Wer in der Haltung der Dankbarkeit lebt, den drängt es zur Antwort, auf eine Reaktion. Dankbarkeit verändert unser Leben – und das ist mit Umkehr gemeint! Umkehr, im griech. Metanoia, meint nicht einfach umdrehen und zum Ausgangspunkt zurückgehen. Es ist vielmehr eine Erneuerung, ein Neu-Werden auf ganzer Linie. Dazu ruft Johannes auf.

Dankbare Menschen sehen die Welt mit anderen Augen. Friede, Freude, Achtsamkeit und Mitgefühl prägen dann das Handeln dieser Menschen. Ja, und auch wenn in der Vergangenheit nicht immer alles optimal gelaufen ist: es ist nie zu spät mit einem dankbaren Herzen wieder neu zu beginnen liebevoll zu leben.

Das hat Johannes gemeint mit seiner Rede vom Ebnen der Wege und Straßen für das Kommen Gottes in unsere Herzen. Dann kann ER bei uns ankommen, dann leuchten unsere Herzen hinein in die Welt und dann wird nicht nur das Licht durch die zweite Kerze am Adventkranz stärker. Möge es uns gelingen als beschenkte Menschen, dankbar und liebevoll füreinander da zu sein – weil Gott für uns da ist.

Allmächtiger und barmherziger Gott, deine Weisheit allein zeigt uns den rechten Weg.
Lass nicht zu, dass irdische Aufgaben und Sorgen und hindern deinem Sohn entgegenzugehen.
Führe uns durch dein Wort und deine Gnade als dankbare Menschen in die Gemeinschaft mit ihm, der mit dir und dem heiligen Geist lebt und wirkt in Ewigkeit.“