„Du bist kostbar wie Salz“
Rupertifahrt nach Salzburg am 13. Oktober 2023
Seit der Mensch als Steinzeitjäger die Alpen durchstreifte ist seine Entwicklungsgeschichte eng mit der Nutzung des Salzes verbunden. Ursprünglich als wertvolles Konservierungsmittel genutzt, wurde es bei der Speisenzubereitung bald als wohlschmeckende Würze hochgeschätzt. Die frühen Zentren der Salzgewinnung lagen in Hallstatt in Oberösterreich und am Dürrnberg bei Hallein in Salzburg.
Salz bzw. das Salzfässchen gilt auch als Attribut des hl. Rupert. Er ist neben dem hl. Virgil der Landespatron von Salzburg und stammt aus einem fränkischen Adelsgeschlecht. Ursprünglich Bischof von Worms am Rhein, wirkte er als Missionar in Regensburg und Seekirchen am Wallersee. In der alten Römerstadt Iuvavum gründete er die Abtei St. Peter, das älteste Kloster des Landes Salzburg. Durch Beteiligung an den Solebrunnen und Pfannen von Reichenhall in Bayern wurde eine erhebliche finanzielle Grundlage von Ruperts Kirchengründung in Salzburg geschaffen. Seine Nichte, die hl. Erentrudis, wurde Vorsteherin des ersten Frauenklosters Nonnberg.
Eine weitere Klostergründung entstand im heutigen Bischofshofen – die Maximilianszelle. Es ist davon auszugehen, dass im 8. Jahrhundert hier ein Kult des hl. Maximilian bestand. Der hl. Rupert dürfte wohl an diese Verehrung angeknüpft haben und errichtete in Bischofshofen ein frühes Zentrum der Slawenmission. Wie aus archäologischen Befunden mittlerweile hervorgeht, wurde die Maximilianszelle nach Zerstörungen wiederhergestellt und hatte bis ins Mittelalter als Augustiner-Chorherrenstift Bestand. Die Reliquien des hl. Rupert wurden in dem 774 durch Bischof Virgil geweihten Salzburger Dom beigesetzt.
Die heute vor allem für das Skispringen im Rahmen der Vierschanzentournee bekannte Stadt Bischofshofen im Salzachtal verfügt in ihrem Zentrum über drei Kirchen, welche von den 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Rupertifahrt aufgesucht wurden. Die Liebfrauenkirche, westlich der alten Klosterkirche um 1000 errichtet, verfügt über eine frühbarocke Altarausstattung sowie spätgotische Wandfresken. Das wohl interessanteste Stück ist ein Renaissance-Tabernakel aus dem beginnenden 17. Jh. und ist somit einer der ältesten Tabernakel des Landes Salzburg.
Oberhalb der Liebfrauenkirche befindet sich die Georgikirche, welche einerseits den Blick durch das Friedhofstor auf die Paul Außerleitner-Schanze freigibt und andererseits den Schlusspunkt einer Sichtachse über die Frauenkirche zur Maximilianskirche bildet. Neben einer beachtenswerten romanischen Freskenausstattung in der Apsis verfügt die kleine Kirche über zwei Glasfenster aus dem Jahr 1950 zum Thema „Krieg und Frieden“, geschaffen von Albert Birkle.
Die einzelnen Szenen des Kriegerdenkmals von 1931 vor der Georgikirche wurden mit einem hervorragenden Bezug zu den heutigen Kriegsschauplätzen von Martha Weisböck erläutert und es zeigte sich, dass die großen Themen wie „Krieg, Leid und Sterben“ leider noch immer gegenwärtig sind.
Den spirituellen Abschluss des Vormittags gestaltete die Theologin Martha Weisböck in der Stadtpfarrkirche hl. Maximilian mit einer Musik-Meditation zur Wirkung von Räumen sowie zur modernen Ausgestaltung der Kirche. Der steinerne Altar und der Ambo wurden bewusst aus der Achse gerückt, um den Blick in den Altarraum freizugeben. Spannende Einblicke warf zudem die Frage auf, warum Gottvater am Hochaltar mit einer Papstkrone, der Tiara dargestellt wird.
Der herrlich warme Herbsttag bot uns nach so viel geballter Kultur am Vormittag die Gelegenheit, im Gastgarten des Landgasthofes Reitsamerhof in Werfen unser Mittagessen einzunehmen. Auf der Fahrt nach Hallein erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Historikerin Manuela Maier viel Wissenswertes zu den kulturgeschichtlichen Aspekten des Salzes – über Salz, das an den Opfertischen der alten Hochkulturen nicht fehlen durfte, bis hin zu Aberglaube, Brauchtum und dem an Salz reichen menschlichen Körper.
In der Salzmanufaktur am Dürrnberg bei Hallein erhielten wir von einem Pfannmeister eine anschauliche Führung zur Salzgewinnung am Dürrnberg. Obwohl der Bergbau auf Salz stillgelegt wurde, gibt es seit 2020 wieder eine Schausaline, in der durch Salzsieden wieder rund 10 kg Salz pro Tag erzeugt werden. Durch die Kostprobe von „frischen Salzflocken“ ließen wir uns das umfangreiche Thema Salz wahrlich „auf der Zunge zergehen“.
Auf der Rückfahrt von Hallein nach Weißpriach erläuterte Martha Weisböck einige theologische Aspekte zum Vorkommen des Salzes in der Bibel und brachte uns im Stil der „Biblischen Erzählkunst“ meisterhaft u.a. die Geschichte von Loth zu Gehör.
Den spirituellen Abschluss fand die Rupertifahrt in der Kirche hl. Rupert in Weißpriach bei Mariapfarr im Lungau. Die aus der Frühromanik stammende Filialkirche zeichnet sich vor allem durch ihren reichen Freskenbestand aus dem 11. Jh. aus. Hervorzuheben ist hier vor allem die Ägidiuslegende sowie eine Darstellung des Jüngsten Gerichts.
Du bist so kostbar wie das Salz
In einem sehr berührenden Salzsegen, der mit dem Zuspruch an jede und jeden Einzelnen "Du bist so kostbar wie das Salz" endete, gelang es Martha Weisböck, all die Aspekte des Salzes zu einer Einheit zu verbinden. Jede Teilnehmerin/jeder Teilnehmer nahm in Form eines kleinen „Salzfasses“ eine Erinnerung an diesen so stark mit dem Thema Salz durchwebten Tag mit nach Hause.
Ein herzliches Vergelt’s Gott an Monika Suntinger, die mit ihrer unverzichtbaren Organisation und Hintergrundarbeit diesen Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis werden ließ!
Reich beschenkt durch die lebensnahen und wertvollen spirituellen und theologischen Aspekte von Martha Weisböck und die historischen, kunst- und kulturgeschichtlichen Ausführungen von Manuela Maier traten wir glücklich im Licht der Abenddämmerung die Heimreise an.
(Manuela Maier)