Von Oper und Gebet
Ein Glaubenszeugnis von Paul Biber
Schwestern und Brüder im Herrn!
In meinem heutigen Glaubenszeugnis möchte ich Ihnen von einer Frage erzählen, die mich in den vergangenen Ferien einige Wochen intensiv beschäftigte. Doch gehen wir vielleicht gemeinsam zurück zum Beginn dieser Zeit der Reflexion und des Gebetes.
Es ist Anfang August. Voller Freude sitze ich in St. Margarethen im Steinbruch und sehe mir Verdis Opernklassiker „Nabucco“ an. Zweiter Teil, achte Szene: Der assyrische König Nabucco hat das Volk Israel ins Exil nach Babylon verschleppt und verkündet vor den Hebräern und der assyrischen Führungselite: „Ich bin kein König mehr, ich bin Gott!“. In diesem Moment fährt ein Blitz vom Himmel hernieder und raubt dem hochmütigen Herrscher den Verstand. Ein wahrer Gänsehautmoment.
Sogleich kam mir folgender Gedanke in den Sinn: „So hochmütig bin ich nicht!“. Doch in den folgenden Tagen kamen in mir weitere Fragen hoch: Welche Dinge erhebe ich eigentlich zu kleinen „Göttern“? Welchem Hobby, welcher Leidenschaft gebe ich immer mehr und mehr Raum und Zeit? Wann wird aus diesen Hobbys mehr? Konkret gesagt, wann rauben sie mir die Zeit, in der ich mich sonst meiner Christusbeziehung widme? Intensiv setzte ich mich mit diesen Fragen mehrere Tage im Gebet auseinander, bis ich zu einer Antwort kam. Und welch eine Überraschung, was hielt mich in dieser Ferienzeit so manches Mal vom Gebet, insbesondere der Vesper, dem Abendgebet der Kirche, fern? – Das Lesen des Librettos und diverser Artikel zu besagter Verdi-Oper. Dies wurde für mich unbemerkt zu einer Ablenkung und Störung in meinem geistlichen Leben.
Doch damit ist diese Suche nach den Ablenkungen nicht beendet. Eine habe ich gefunden und auch etwas eingebremst, doch diese Frage darf und sollte ich mir immer wieder aufs Neue stellen: Was zieht mich weg von Gott und lässt ihn in den Hintergrund rücken?
Wann haben Sie sich diese Frage das letzte Mal gestellt?
Paul Biber