Die Erfüllung der ganz kleinen Wünsche
Aus dem Sozialpraktikum von Robert Thaler
Während meines ersten Jahres in der Priesterausbildung durfte ich sechs Wochen als Pflegehelfer im Krankenhaus der Elisabethinen mitarbeiten. Für mich war es vor allem interessant zu beobachten, welche Dinge für Patienten in Not und in Schmerz wichtig waren. Ganz alltägliche Dinge, über die wir in unserem Leben garnicht nachdenken, sind plötzlich wichtig. Eine Patientin bestellt mit strahlenden Augen ihren Ribiselsaft, eine andere freut sich königlich über ein neues Nachthemd. Ein anderer Patient trinkt gerne Salbeitee für seine Singstimme.
Dies sind Dinge, die ganz leicht von jedem Mitmenschen erfüllbar sind. Ich musste mich nur bemühen, öfters und höflich nachzufragen, bis diese noch so kleinen Wünsche geäußert werden konnten.
Ich erlebe meinen Alltag ganz anders, wenn ich mich über die Erfüllung meiner kleinen Wünsche freue, und mich öfters bei jenen Menschen, die meine selbstverständlichen Wünsche erfüllen, bedanke – wie den Kaffee am Nachmittag, den fertigen Frühstückstisch.
Aber auch die Erfüllung großer Wünsche ist leider schon selbstverständlich – wie bei unserer Gesundheit. Ein Patient erzählte mir strahlend, dass das, was ihm passiert ist, mit keinem Gold der Welt aufzuwiegen ist. Zahlreiche Engel haben ihn begleitet, und er wurde ganz klein aus Dankbarkeit.
Ich hoffe, dass ich meine eigene Dankbarkeit und Freude beibehalten kann, über meine Gesundheit und die Erfüllung der selbstverständlichen Wünsche. Gerne kann ich hier „Gott sei Dank“ sagen: Meinem Gott nämlich dafür danken, wie gut es mir jeden Tag geht.