Die Feier der Versöhnung
Studienhalbtage mit Dr. Michael Schneider in Wernberg und St. Georgen a. L.
Zum Thema "Feier der Versöhnung" gab es mit einem der renommiertesten Theologen des deutschsprachigen Raumes zwei Studienhalbtage für die Priester unserer Diözese. Der Referent, Pater Michael Schneider, Professor für Dogmatik und Liturgiewissenschaft der Jesuitenhochschule in St. Georgen bei Frankfurt am Main, eröffnete in seinem Vortrag den „Beichtvätern“ eine heilende Christo zentrische Interpretation von Schuld und Sünde, bei der Gott dem Sünder eine neue Zukunft schenken möchte. „Gott führt den Sünder, der umkehrt, in die Zukunft der göttlichen Verheißungen, indem er den darniederliegenden Menschen aus Liebe und Erbarmen aufrichtet und erhöht, ihn tröstet und » seligpreist « - und vor allem: freispricht.“
Sein Zugang des Sakramentes entspricht dem eines Gebetes an Christus, in dem der Beichtpriester die unbotmäßige Rolle des Richters aufgibt und sich in der Rolle des Freundes wieder findet. Ähnlich wie Jesus, der sich ja auch als Freund der Sünder und Ausgestoßenen verstand. Das Bußritual hat einen heilenden Charakter und ist gleichsam eine gnadenhafte Verähnlichung mit dem Herrn, bei der dem reumütigen Menschen die wahre Einsicht in sein Tun geschenkt wird, so dass er am Heilsgeschehen Christi Anteil gewinnen kann und in der Haltung des Gekreuzigten von Gott Vater her die „Absolution“ empfängt. Das Sakrament der Versöhnung gründet letztlich im Kreuzestod und der Auferweckung Jesu.
Zutiefst überzeugt von der Sinnhaftigkeit und der Notwendigkeit des Bußsakramentes, plädiert Pater Schneider für einen Paradigmenwechsel der Bußpraxis wofür auch die Priester mitverantwortlich sind. Die Menschen erwarten sich kompetente Beichtväter, denen sie sich anvertrauen können und die auch bereit sind ihre Pönitenten zu einem authentischeren Leben mit Christus zu führen. Nicht von Ungefähr wir im Ordo paenitentiae der Schwerpunkt auf das Hören des Wortes Gottes gelegt. Das Rituale schlägt zwölf biblische Stellen vor, die zur Meditation, also zur Vorbereitung auf die Beichte herangezogen werden sollen. Weil es in der Beichte weniger um die Vergangenheit und viel mehr um die Zukunft des Einzelnen geht, reicht es nicht aus, wenn das Augenmerk allein auf das Bekenntnis bzw. das beredete Formulieren von moralischen Verfehlungen gelegt wird, viel wichtiger ist es darauf zu achten, dass sich beispielsweise die Vorgeschichte ändert, die das sündhafte Verhalten begünstigt und ermöglicht hat.
Der christliche Weg der Umkehr geht in vielfacher Weise über die bloße Aufarbeitung von vergangener Schuld und Sünde hinaus. In der Beichte geht es primär um die eigene Selbsterschließung vor Gott, um das eigene wahrhafte Leben unter seinem liebenden Blick, aber auch – und das muss deutlich gesagt werden - dem Aspekt der Sündenvergebung bzw. der sakramentalen Lossprechung im Dienste der Kirche, die kein Therapeut übernehmen kann.
J. Sedlmaier