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Institut für kirchliche Ämter und Dienste

Synodal leben - Gemeinsam Licht sein

VII. Mit den anderen christlichen Konfessionen

Gemeinsames Zeugnis als Licht der Welt (M. Kapeller)
Gemeinsames Zeugnis als Licht der Welt (M. Kapeller)

Seit dem Beginn seines Pontifikates nimmt für Papst Franziskus das Gespräch der Christinnen und Christen verschiedener Konfessionen einen großen Stellenwert ein. Diesem Anliegen widmet er in seinem Vorbereitungsschreiben „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“ ein eigenes Themenfeld. Dabei fordert er dazu auf, sich eingehend mit den Früchten aber auch den Schwierigkeiten des ökumenischen Dialogs zu befassen.

Von Herz zu Herz

Am 9. April 2013 – seit der Wahl von Jorge Mario Bergolio zu Papst Franziskus ist gerade einmal ein Monat verstrichen – empfängt der neue Papst im Vatikan den Vorsitzenden der Evangelischen Kirche Deutschlands. Über dieses Gespräch berichtet Nikolaus Schneider: „Es war nicht nur ein intellektueller Austausch, sondern ein Austausch der Herzen. Zum Abschied haben wir beide uns mit „Bruder“ angeredet und zusammen das Vaterunser gebetet.“ Im Apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ (= Freude des Evangeliums), das so etwas wie die „Regierungserklärung“ von Papst Franziskus darstellt, vergleicht er den ökumenischen Dialog mit einem Pilgerweg.

Man (soll) das Herz ohne Ängstlichkeit dem Weggefährten anvertrauen, ohne Misstrauen, und vor allem auf das schauen, was wir suchen: den Frieden im Angesicht des einen Gottes. (EG 244)

Ökumene ist für den Papst nicht zuerst ein theologisch-theoretischer Vorgang, sondern eine Begegnung von Menschen, die sich verbunden durch die Taufe, vom Wort Gottes leiten und in die Pflicht nehmen lassen.

Beginn der Ökumene

Den Ursprung der ökumenischen Bewegung kann man in der von evangelischen Kirchen durchgeführten Weltmissionskonferenz des Jahres 1910 in Edinburgh festmachen. Mitgliedern der katholischen Kirche war zu dieser Zeit eine Teilnahme an Veranstaltungen mit Mitgliedern anderer Kirchen untersagt. Dies begründet unter anderem Papst Pius XI. in der 1928 veröffentlichten Enzyklika „Mortalium animos“ (= Die Herzen der Menschen), wo er schreibt: „Es gibt nämlich keinen anderen Weg, die Vereinigung aller Christen herbeizuführen, als den, die Rückkehr aller getrennten Brüder zur einen wahren Kirche zu fördern, von der sie sich ja einst unseligerweise getrennt haben.“ Diese so genannte Rückkehr-Ökumene wird im 2. Vatikanischen Konzil einer Revision unterzogen.

Neue Perspektiven

Mit dem Dekret über den Ökumenismus „Unitatis Redintegratio“ (= Die Einheit wiederherstellen) findet die katholische Kirche zu einem neuen Selbstverständnis im ökumenischen Dialog. Die ökumenische Bewegung wird als wertvoll angesehen (UR 2) und eine Teilnahme von katholischen Christinnen und Christen ausdrücklich begrüßt (UR 4). Begründet wird dies mit dem Auftrag Jesu:

Alle sollen eins sein: Wie du, Vater in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. (Joh 17, 21)

Streben nach Einheit

Einheit bedeutet nun nicht mehr Rückkehr zum katholischen Glauben. Zwar sieht die katholische Kirche auch weiterhin die Kirche Jesu Christi in sich verwirklicht, setzt diese jedoch nicht mit der konkret verfassten Kirche in eins (LG 8). Dadurch entsteht ein Raum für den ökumenischen Dialog und der Anspruch im eigenen Kirchesein immer mehr dieser Kirche Jesu Christi zu entsprechen. Dabei ist wichtig und wertvoll, so Papst Johannes Paul II. in seiner Ökumene-Enzyklika „Ut unum sint“ (= Damit alle eins seien), die Güter und Reichtümer der anderen Konfessionen anzuerkennen (UUS 47). So sind zum Beispiel Reichtümer der evangelischen Kirche, die in die katholische Kirche Eingang gefunden haben die Wertschätzung der Heiligen Schrift, die Volkssprache im Gottesdienst oder die Überzeugung, dass alle Getauften Anteil am gemeinsamen Priestertum der Gläubigen haben. Zudem sind der Adventskranz oder der Christbaum heute ganz selbstverständlich Teil der katholischen Alltagskultur.

Früchte des Miteinanders

Standen sich über Jahrhunderte evangelische, katholische und orthodoxe Christen oft feindlich gegenüber, so ist in den letzten fünf Jahrzehenten ein neues Miteinander gewachsen. Dabei bilden die wechselseitige Anerkennung der Taufe, das Glaubensbekenntnis und die Heilige Schrift ein tragfähiges Fundament. Ein „Abwerben“ von Gläubigen wird abgelehnt. Zwar blieben in dieser Zeit Spannungen nicht aus, doch sind die Bande der Kirchen untereinander mittlerweile so gefestigt, dass eine Rückkehr in eine Zeit der Gegnerschaft nicht mehr vorstellbar ist.

Schwierigkeiten und Stolpersteine

Viel Gemeinsames ist gewachsen, die Einheit aber steht noch aus. Dies wird besonders bei der Feier der Eucharistie als schmerzlich erlebt. Im ökumenischen Dialog fehlt eine Übereinkunft, wie das Ziel der Einheit zu erreichen ist. Nüchtern analysiert Paul-Werner Scheele diesen Umstand, wenn er schreibt:

Man ist sich einig über das Dass der Einheit und uneinig über das Was.

In jüngster Zeit, so Kardinal Kurt Koch, wird auf dem Hintergrund des hohen Wertes des Pluralismus sogar dieses Streben nach Einheit verdächtigt, zu Gleichmacherei und zu einem Verlust der Eigenständigkeit der einzelnen Konfessionen zu führen. Verschärft wird dies durch die starke Zunahme von Evangelikalen und Pfingstkirchen. Eine Zusammenarbeit erfolgt hier meist nicht mehr auf dem Boden der Ökumene, sondern überkonfessionell. Der Auftrag Jesu zur Einheit aber bleibt.

Ökumenische Initiativen

Bereits Karl Rahner hat davon gesprochen, dass eine Ökumene „von oben“ zu ergänzen sei durch eine Ökumene „von unten“. Gemeint sind hier vor allem soziale Initiativen. Möglichkeiten dazu gibt es viele. Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich schlägt im „sozialwort 10+“ unter anderem Lerncafès für Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache, Spaziergänge mit Menschen mit Demenz, Begleitdienste für Armutsbetroffene oder gemeinsame Richtlinien für einen öko-sozialen Einkauf vor. In Zeiten von Pandemie und Lockdown braucht es zudem wohl ein Eintreten der christlichen Kirchen für Solidarität und gesellschaftlichen Zusammenhalt. So kann durch das gemeinsame Zeugnis von Christinnen und Christen die Botschaft des Evangeliums in dieser Welt noch deutlicher sichtbar werden und zum Leuchten beginnen.