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Institut für kirchliche Ämter und Dienste

Mit Hoffnung ins Heilige Jahr 2025

Theologische Hintergründe und Deutungen

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Logo des Heiligen Jahres 2025 (vatican.va)

Am Heiligen Abend wird Papst Franziskus die Heilige Pforte des Petersdoms öffnen. Damit beginnt offiziell das Heilige Jahr 2025. Was sich der Papst davon erwartet, hat er am 9. Mai 2024 im Schreiben „Spes non confundit“ (Die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen) mitgeteilt. In diesem Beitrag werde ich darlegen, warum gerade 2025 ein Heiliges Jahr ist, woher diese Idee kommt und was Papst Franziskus in diesem Jahr besonders wichtig ist.

Die Grundlage findet sich in der Bibel

Die Grundlage für die Durchführung von Heiligen Jahren findet man im Alten Testament, und zwar im 25. Kapitel des Buches Levitikus. Dort wird berichtet, dass Mose am Berg Sinai vom Herrn die Weisung erhält, dass das Land alle sieben Jahre eine Sabbatruhe erhalten soll. In diesem Jahr sollen die Felder nicht besät und die Weinberge nicht beschnitten werden. Was für das Land alle sieben Jahre gilt, soll für die Menschen alle sieben Mal sieben Jahre gelten. Jedes 50. Jahr soll also dem Wohl des Menschen gewidmet sein. In diesem Jahr soll jeder zu seinem Grundbesitz und seiner Sippe zurückkehren. Wer Grund und Boden verloren hat, soll ihn in diesem Jubeljahr wiedererhalten und jeder, der in materielle Unfreiheit geraten ist, soll daraus herausgelöst werden. Der Grund dafür liegt in der Befreiung des Volkes Israel aus dem Sklavenhaus Ägypten. So trägt der HERR dem Mose auf:

„Sie sind meine Knechte; ich habe sie aus Ägypten herausgeführt; sie sollen nicht verkauft werden, wie ein Sklave verkauft wird.“ (Lev 25,42).

Das Volk, das sich der HERR zum Eigentum erwählt hat, darf nicht mehr in Abhängigkeit und Sklaverei geraten. Dies gilt es auch im Miteinander zu gewährleisten, Schuldner zu entschulden und wirtschaftlich Gescheiterte, wieder in eine würdige Besitzsituation zu versetzen.

Die Entwicklung des Heiligen Jahres ab 1300

In den ersten Jahrhunderten spielte die Idee eines Jubeljahres oder auch Heiligen Jahres keine Rolle. Dies änderte sich im 13. Jahrhundert. Dabei bildete das biblische Jubeljahr nur eine Säule. Eine weitere Säule war die Stärkung der apostolischen Tradition, besonders des Petrusdienstes und die Verbreitung der Ablasstheologie. So hat Papst Bonifatius VIII. am 22. Februar 1300 rückwirkend ab Weihnachten in einer Bulle für das Jahr 1300 ein erstes Jubeljahr verkündet. Inhalt war, dass die Alten berichtet haben, dass der Besuch der Peterskirche große Nachlässe und Ablässe bewirkt. Dies solle nun, so die Vorstellung des Papstes, alle 100 Jahre wiederholt werden. Es sollte jedoch anders kommen. Denn auf Bitten der Bevölkerung Roms hat Papst Clemens VI. bereits für das Jahr 1350 ein weiteres Heiliges Jahr angekündigt. Damit kam es auch zu einer Anpassung an das biblische Jubeljahr. Zusätzlich wurden von den Päpsten thematische Heilige Jahre durchgeführt und es wurde erwogen, alle 33 Jahre, gemäß der Lebenszeit Jesu, heilige Jahre durchzuführen. Ab dem Jahr 1475 hat sich schließlich ein Rhythmus von 25 Jahren durchgesetzt. Seit 1500 wird zu Beginn des Heiligen Jahres am Heiligen Abend im Petersdom die Heilige Pforte feierlich geöffnet und am Ende des Heiligen Jahres wieder geschlossen. In der Neuzeit beschränkte sich die Durchführung des Heiligen Jahres nicht mehr auf Rom, sondern wurde auch von den Teilkirchen aufgegriffen. Im 20. Jahrhundert führte die erleichterte Reisetätigkeit zu einem Ansturm auf Rom. Die Grundlage für das Begehen des Heiligen Jahres im Geiste des 2. Vatikanischen Konzils hat Papst Paul VI. geschaffen und dabei besonders Friede und Versöhnung in das Zentrum gerückt.

Kernanliegen des Heiligen Jahres 2025

Im Schreiben „Spes non confundit“ (Die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen) führt Papst Franziskus in 25 Artikeln aus, worum es ihm bei diesem Heiligen Jahr geht. In einer Zeit der Hoffnungs- und Perspektivenlosigkeit, möchte der Papst Menschen die christliche Botschaft der Hoffnung zusprechen. Dabei bezieht er sich auf den Apostel Paulus, der im Römerbrief schreibt:

„Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“ (Röm 5,5).

Zeichen der Hoffnung sein

Für den Papst gibt es in unserer Zeit Menschengruppen, die besonders ein Zeichen der Hoffnung benötigen. Dazu zählt er Menschen, die unter Krieg leiden. Weiters erwähnt er Jugendliche, die sorgenvoll in die Zukunft blicken, den Wunsch verlieren, Leben weiterzugeben und sich in ihrer Perspektivenlosigkeit der Illusion der Drogen hingeben. Der Papst denkt an Gefangene, die emotionale Leere und an einen Mangel an Respekt erleben. Ein deutliches Zeichen der Hoffnung brauchen auch Kranke, indem sie besucht werden und durch diese Zuwendung ein wenig Linderung erfahren. Fehlen darf auch nicht ein Zeichen an Migranten, die auf der Suche nach einem besseren Leben ihre Familien verlassen. Auch ältere Menschen verdienen ein Zeichen der Hoffnung, das ein wenig ihre Einsamkeit und Verlassenheit durchbricht. Eindringlich weist der Papst schließlich auf die Millionen von Armen hin, denen das Nötigste fehlt.

Appelle für die Hoffnung

In einem ersten Appell erinnert der Papst an Levitikus 25 und an die Befreiung der Menschen aus finanzieller Abhängigkeit und Not. Er fordert, dass Militärausgaben für die Bekämpfung des Hungers verwendet werden. Weiters appelliert er an die Staatengemeinschaft, Staaten, die ihre Schulden niemals zurückzahlen können, einen Schuldenerlass zu gewähren. Seine Appelle richtet der Papst aber auch an die eigene Kirche. Er wünscht sich, dass die Anstrengungen für die Einheit der Christen verstärkt werden. Dabei ist für ihn das Jubiläum 1.700 Jahre Konzil von Nizäa, das 2025 begangen wird, ein Anlass, die Anstrengung für einen gemeinsamen Ostertermin aller Christen zu verstärken.

Schwerpunkte des Heiligen Jahres

Das feierliche Öffnen und Schließen der Heiligen Pforten in den vier Hauptkirchen Roms ist bereits ein erster Höhepunkt und bildet den Rahmen für dieses Jahr. In Rom selbst gibt es eine große Anzahl von Pilgerreisen und Wallfahrten. So treffen sich über das Jahr verteilt Medienvertreter/innen, die Polizei und Streitkräfte, Künstler/innen, Ehrenamtliche, Diakone, Priester, Bischöfe, Teenager, Menschen mit Behinderungen, Arbeiter/innen, Unternehmer/innen, Musikkapellen, Familien, Sportler/innen, Regierende, Migrant/innen, Arme, Chöre, Gefangene und viele weitere Gruppen. Alle sind eingeladen nach Rom zu kommen, sich auszutauschen, miteinander zu beten, die Kirchen zu besuchen und einen Ablass zu erwerben.

Einen vollkommenen Ablass erwerben

Die Gewährung eines vollkommenen Ablasses stellt einen integralen Bestandteil jedes Heiligen Jahres dar. In Artikel 23 seines Schreibens „Spes non confundit“ führt der Papst sein Verständnis des Ablasses aus. Dabei macht er klar:

"Es ist kein Zufall, dass einst die Begriffe „Barmherzigkeit“ und „Ablass“ austauschbar waren."

Beim Ablass geht es demnach nicht um einen zu erwerbenden Verdienst, sondern um das Wirken Gottes. In dieser Akzentuierung zeigt sich die ökumenische Sensibilität des Papstes. Ihm ist bewusst, dass der Ablass historisch belastet ist und auch missbräuchlich verwendet wurde. Daher kommt der Papst zuerst auf das Sakrament der Buße zu sprechen, indem Gott jegliche menschliche Sünden vergibt. Wozu braucht es dann aber noch einen Ablass? In seiner Begründung weist der Papst darauf hin, dass jede Sünde Spuren hinterlässt – teils äußerliche, meist aber innere. Obwohl die Sünden vergeben wurden, ist der Sünder angewiesen, dass derjenige, dem Unrecht widerfahren ist, vergibt und zu einer neuerlichen Beziehungsaufnahme bereit ist. Dies ist vielen Opfern von Unrecht und Gewalt jedoch nicht möglich, was zu respektieren ist. Ebenso kommt es vor, dass die Person, der unrecht widerfahren ist, bereits verstorben ist. Der Ablass, so der Papst, bewirkt nun, dass diese Spuren beseitigt werden. Dabei übernimmt die Kirche als Gemeinschaft die Aufgabe, die einem Opfer noch nicht oder nicht mehr möglich ist. Sie vermittelt die bedingungslose Annahme und Vergebung Gottes und ermöglicht es, die Zukunft zu verändern und Beziehungen neu zu leben.

"Die Zukunft, die durch Vergebung erhellt wird, erlaubt es, die Vergangenheit mit anderen, gelasseneren Augen zu sehen, auch wenn sie immer noch mit Tränen benetzt sind." (Artikel 23)

Das Heilige Jahr in den Ortskirchen

Das Heilige Jahr soll auch einen Niederschlag in den Ortskirchen finden. So wird es in allen Kathedralkirchen einen feierlichen Beginn und Abschluss dieses Jahres geben. Weiters sollen Pilgertage mit dem Schwerpunkt „Hoffnung“ durchgeführt werden. Das Schreiben „Spes non confundit“ eignet sich dabei für Weg-Meditationen. Vor allem aber wünscht sich der Papst, dass in diesem Jahr viele Zeichen der Hoffnung gesetzt werden und seine Appelle aufgegriffen werden. Dieses Jahr hat also nicht nur eine geistliche, sondern auch eine politische Dimension. In diesem Sinne schließt Papst Franziskus sein Schreiben mit der Hoffnung, dass das Heilige Jahr uns helfe, das Vertrauen in Kirche und Gesellschaft wiederzufinden und dass wir gemeinsam die Achtung vor der Schöpfung vertiefen und uns für die Würde jedes Menschen einsetzen.