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Institut für kirchliche Ämter und Dienste

Alles wird neu. 7/9 - spirituell

9x9 Gedanken zum Heiligen Geist

Spiritualität als Zugang zur Gabe der Frömmigkeit (Foto Pixabay)
Spiritualität und die Gabe der Frömmigkeit (Foto Pixabay)
Alles wird neu. 9x9 Gedanken zum Heiligen Geist - Teil 7 - spirituell

Die Frömmigkeit wurde erst im Mittelalter von Thomas von Aquin zu den anderen sechs Gaben des Heiligen Geistes hinzugefügt. Zudem wirkt Frömmigkeit als wenig anschlussfähig an das Lebensgefühl vieler Menschen. Anders verhält es sich bei der Spiritualität, die heute in aller Munde ist.

  1. Im Schein der untergehenden Sonne breiten sich zu Pfingsten 1999 meditative Klänge, Stimmen und Rhythmen in den Ruinen des El-Badia Palastes in Marrakesch aus, um im Laufe dieser besonderen Nacht von Musik- und Tanzgruppen aus insgesamt 14 Kulturen ergänzt zu werden und sich im Morgengrauen zu einem Klangteppich all dieser „Stimmen Gottes“ zu verweben.
  2. Für den Initiator dieses Festivals, André Heller, ist der Klang der Musik Beschwörung des Unsichtbaren und spiritueller Erfahrungsraum Gottes, der für ihn keine Person ist, sondern Energie, Erkenntnis und Liebesqualität, an der alle Menschen teilhaben.
  3. Christliche Spiritualität, verstanden als Antwort des Menschen auf die Erfahrung der Nähe Gottes, findet sich von der Sache her bereits im 5. Jahrhundert, setzt sich als Begriff ab dem 17. Jahrhundert durch und erfährt seine unmittelbare inhaltliche Ausprägung in der Mitte des 20. Jahrhunderts.
  4. Die Bibel kennt zwar den „spiritus“, Geist, als lateinische Übersetzung des hebräischen Begriffs „ruach“ und des Griechischen „pneuma“, doch wird das, was Spiritualität heute meint, am ehesten mit Frömmigkeit benannt.
  5. „Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in den einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.“ (1 Kor 12,13)
  6. Paulus versteht unter dem „Leib Christi“ nicht etwas Festgelegtes und Umgrenztes, sondern das Miteinander der Getauften, in dem Christus in der Kraft seines Geistes präsent ist.
  7. In der Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen „Nostra aetate“ weitet das 2. Vatikanische Konzil den Zugang zum Göttlichen, indem es anerkennt, dass es auch in anderen Religionen Wahres und Heiliges gibt (NA 2), ohne außer Acht zu lassen, dass Jesus Christus der Weg, die Wahrheit und das Leben ist (Joh 14,6).
  8. Wenn Christinnen und Christen ihre Spiritualität ins Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern anderer Religionen, Weltanschauungen und Spiritualitäten einbringen, so tun sie dies im Wissen, dass Jesus Christus das Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe ins Zentrum seiner Verkündigung gestellt und sein Leben am Kreuz hingegeben hat.
  9. Als christlich spirituell bzw. biblisch fromm gelten Menschen, die ihr Leben auf Christus ausrichten, sich auf den Prozess der eigenen Menschwerdung einlassen, in Krisen und Prüfungen mit Gott ringen und auf seine Hilfe vertrauen und sich gemeinsam mit anderen für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen.