Wiener Weihbischof Turnovszky bezeichnet Marienschiffsprozession als „lebendigen Gottesdienst“ und äußert sich zur aktuellen Situation der Diözese Gurk: Heilung braucht Wahrheit und Vergebung
Klagenfurt, 15. 8. 19 (pgk). Die Marienschiffsprozession sei „nicht bloß Brauchtum, sondern lebendiger Gottesdienst“, sagte der Wiener Weihbischof und österreichische Jugendbischof Dipl.-Ing. Mag. Stephan Turnovszky in seinen Kurzansprachen im Rahmen der traditionellen Marienschiffsprozession am Wörthersee, die von Apostolischem Administrator Militärbischof Dr. Werner Freistetter geleitet wurde. Den Höhepunkt bildete bereits traditionell die Erneuerung der Weihe an die Gottesmutter durch Bischof Freistetter in Maria Wörth.
Die Gottesmutter Maria sei, so Weihbischof Turnovszky, den Menschen mütterlich zugewandt und deren „große Freundin, Mutter und Fürsprecherin“. Unter ihrem Schutzmantel hätten alle Menschen und alle Spannungen Platz. Im Zuge seiner Kurzansprachen ging Weihbischof Turnovszky auch auf die aktuelle Situation in der Diözese Gurk ein. Er wolle dies, so Turnovszky, „in behutsamer und respektvoller Weise tun und vor allem niemanden belehren“, da er die Situation „nur aus der Außenperspektive“ kenne. Es erschiene ihm jedoch „seltsam, gar nicht darauf zu sprechen zu kommen“. Im Zuge der „mit großem Arbeitsaufwand verbundenen Visitation“ sei, so Weihbischof Turnovszky, „eine große Zahl an seelischen Verletzungen sichtbar geworden, und das verloren gegangene Vertrauen belastet wohl alle involvierten Menschen“. Die Situation scheine „ziemlich verfahren, denn wenn auch konkrete Vorschläge zur Lösung gebracht werden, so wirken sie kaum konsensfähig“. Mit Blick auf die Gottesmutter Maria appellierte Weihbischof Turnovszky an die Kärntnerinnen und Kärntner, sich wie Maria „in großem Vertrauen und beherzt Gott zuzuwenden“. Diese Zuwendung bedeute „eine Abkehr von eigenen fixen Vorstellungen, von gegenseitigen Verurteilungen, vom schlechten Reden übereinander“. Es bedeute aber nicht, „die Dinge unter den Teppich zu kehren“. Echte Heilung werde nämlich nur stattfinden, „wo die Wahrheit ans Licht darf und es Vergebung statt Vergeltung gibt“, betonte der Wiener Weihbischof. Er bitte, so Weihbischof Turnovszky, Maria um Fürsprache für die Diözese um Wahrhaftigkeit und Versöhnung sowie um Fürsprache für den zukünftigen Bischof der Diözese Gurk und um Weisheit für ihn. Gleichzeitig äußerte Bischof Turnovszky die Hoffnung, „dass sich alle Gläubigen auf ihren zukünftigen Bischof, wer immer das sein wird, einlassen und ihm Vorschussvertrauen und nicht Vorschussmisstrauen entgegenbringen werden“.
Mit Blick auf Europa, wo es „große und spannungsreiche Unterschiede an Wohlstand, an politischer Überzeugung, an Zukunftsperspektive gibt“, sagte Weihbischof Turnovszky, dass es „keine Alternative zum gemeinsamen Weg gibt, wenn wir dauerhaften Frieden wollen“. Frieden könne es nur geben, „wenn man die Last und Mühe auf sich nimmt, andere Menschen verstehen zu wollen, wenn man akzeptiert, dass der andere eben anders ist“. „Gerade in Kärnten am Dreiländereck germanischer, romanischer und slawischer Sprache und Kultur, liegt es nahe, für Verständigung und legitime Vielfalt, für europäische Brückenschläge zu werben“, so der Wiener Weihbischof. Die Zweisprachigkeit in der Diözese Gurk sei dafür, so Weihbischof Turnovszky, ein „erprobtes Modell“.
Als österreichischer Jugendbischof wandte sich Turnovszky auch an die mitfahrenden Jugendlichen am „Worship“-Schiff der Katholischen Jugend Kärnten. Initiativen wie das „Worship“-Schiff oder die Jugendgroßveranstaltung „Jesus in the City“, die im kommenden Jahr in Klagenfurt stattfinden wird, würden dazu beitragen, „dass Jugendliche ihre eigenen Wege zum Glauben finden können“. In besonderer Weise dankte Jugendbischof Turnovszky den Jugendlichen für deren „wachsende Sensibilität für die Anliegen der Schöpfungsverantwortung und der Klimagerechtigkeit“.