Organisation

Pressestelle

Wenn die Glocken „nach Rom fliegen“… - 17 Fragen rund um das Glockenläuten (und dessen Verstummen vor Ostern)

Stiftspfarrer Josef-Klaus Donko bei der größten und zugleich schwersten Glocke Kärntens, der “Maria Saalerin“; Foto: Markus Traussnig
Stiftspfarrer Josef-Klaus Donko bei der größten und zugleich schwersten Glocke Kärntens, der "Maria Saalerin"; Foto: Markus Traussnig

Klagenfurt, 22. 3. 24 (pgk). „Am Gründonnerstag fliegen die Glocken nach Rom!“ – Dieses geflügelte Wort ist wohl vielen bekannt. Doch was hat es mit dem Verstummen der Glocken vor Ostern auf sich? Wie viele Kirchenglocken gibt es in Kärnten überhaupt? Welche davon ist die größte Glocke? Und was bedeutet eigentlich das Glockenläuten zu den verschiedenen Zeiten? Untenstehender Text gibt Antworten auf diese und noch andere Fragen.

1) Warum schweigen die Glocken von Gründonnerstag bis zur Osternacht?
Am Gründonnerstagabend gedenken Christinnen und Christen des Letzten Abendmahles und der Gefangennahme Jesu im Garten Getsemani. In Erinnerung an dieses Ereignis verstummen die Kirchenglocken ebenso wie die Messglocken der Ministrantinnen und Ministranten beim Gloria der Gründonnerstagsliturgie. Als Zeichen der Trauer und des „Fastens der Ohren“ bleiben die Glocken dann am Karfreitag, dem Tag der Kreuzigung Jesu, und am Karsamstag, dem Tag der Grabesruhe stumm.

2) Welche weiteren äußeren Merkmale kennzeichnen den Gründonnerstag?
Wie die Glocken verstummen auch die Orgeln mit dem Gloria der Gründonnerstagsliturgie. Außerdem wird das Allerheiligste nach der Messe vom Letzten Abendmahl an einen Seitenaltar oder in eine Seitenkapelle übertragen. Als Zeichen der Trauer wird zudem sämtlicher Altarschmuck entfernt.

3) Warum heißt es im Volksmund, die Glocken fliegen nach Rom?
Der Ursprung dieser Redewendung ist nicht bekannt. Auch gibt es mehrere Vermutungen, warum die Glocken ausgerechnet „nach Rom fliegen“. Die wohl naheliegendste ist jene, dass die Glocken nach Rom fliegen, um sich den Päpstlichen Ostersegen „Urbi et Orbi“ zu holen und dann mit der Osterbotschaft zurückzukehren.

4) Wie viele Glocken gibt es in Kärnten insgesamt in katholischen und evangelischen Kirchen?
In den rund 1.000 katholischen Kirchen gibt es etwa 4.000 Glocken. In den 54 evangelischen Kirchen in Kärnten läuten rund 100 Glocken, die im Gegensatz zu jenen in katholischen Kirchen an den „Heiligen Drei Tagen“ nicht verstummen.

5) Welche ist die größte Kirchenglocke in Kärnten?
Die größte und zugleich schwerste Glocke in Kärnten ist die sogenannte „Maria Saalerin“ im Nordturm des Maria Saaler Domes. Die „Maria Saalerin“ wurde von Mathias Landsmann 1687 gegossen, hat einen Durchmesser von 222 cm und ist ca. 6.600 kg schwer. Bis 1711 war die „Maria Saalerin“ auch die größte Glocke Österreichs, dann wurde sie von der „alten Pummerin“ im Wiener Stephansdom abgelöst.

6) Welche Kirche in Kärnten besitzt das größte Geläut?
Der Dom zu Maria Saal verfügt neben der „Maria Saalerin“ über weitere fünf Glocken im Südturm sowie eine Sterbeglocke im Dachreiter über dem Presbyterium und besitzt somit auch das größte Geläut in Kärnten. Übrigens: Die Glocken im Maria Saaler Dom können auch via Handy gesteuert werden.

7) Welche ist die älteste Kirchenglocke Kärntens?
Die älteste Glocke Kärntens ist gleichzeitig eine der ältesten erhaltenen Glocken Österreichs. Sie stammt aus dem 11. Jahrhundert und gehörte ursprünglich zur Filialkirche „Maria Schmerzen“ am Freudenberg oder zur Kirche in Flatschach. Heute befindet sich die Glocke mit einer Höhe von 57 cm, einem Durchmesser von 45,5 cm und einem Gewicht von 55 kg in der „Schatzkammer Gurk“.

8) Welche ist die jüngste Glocke in der Diözese Gurk?
Die jüngsten Glocken in der Diözese Gurk sind die vier Glocken der Pfarrkirche „Hl. Michael“ in Wölfnitz/Saualpe, mit 36 Katholikinnen und Katholiken eine der drei kleinsten Pfarren Kärntens. Sie wurden am 29. Mai 2023 geweiht und aufgezogen. Diese vier neuen Glocken stammen aus der Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck und wurden in den gleichen Größen und Tönen wie ihre Vorgänger, die während des Zweiten Weltkrieges eingeschmolzen wurden, gegossen. Die größte Glocke mit 630 kg ist dem hl. Nepomuk geweiht und soll laut Inschrift „in Erinnerung an Pfarrer Nepomuk Wornik läuten“.

9) Seit wann gibt es überhaupt Glocken?
Seit mehr als 5.000 Jahren dienen Glocken Menschen u. a. zur Zeitangabe, zur Warnung vor Sturm und Unwetter oder als Signalglocken. Im Christentum werden Glocken seit rund 1.500 Jahren eingesetzt.

10) Welche Bedeutung haben Kirchenglocken grundsätzlich?
Glocken sind fixer Bestandteil kirchlichen Lebens. So laden Glocken zum Gottesdienst, begleiten liturgische Handlungen, rufen zum Gebet und zur Fürbitte, erinnern an die Ewigkeit und geben nicht nur dem kirchlichen Alltag einen Rhythmus.

11) Warum läuten die Kirchenglocken tagsüber?
Um 6, 12 und 18 Uhr ist das sogenannte „Angelus“-Läuten zu hören. Dieses Gebetsläuten ist auf die Stundengebete der Klöster, nämlich „Laudes“ am Morgen, „Sext“ bzw. Mittagshore zu Mittag und „Vesper“ am Abend, zurückzuführen und soll dazu einladen, den „Angelus“ (= „Engel des Herrn“) zu beten. An manchen Orten wird nach dem „Angelus“-Läuten am Abend zum Gedenken an die Verstorbenen auch die Toten- oder Sterbeglocke geläutet.

12) Wieso läuten die Glocken freitags auch um 15 Uhr?
Die Glocken am Freitag um 15 Uhr erinnern als sogenanntes „Scheidungsläuten“ (abgeleitet von Tod = Hinscheiden) an die Todesstunde Jesu.

13) Was bedeutet das Glockenläuten vor dem Gottesdienst?
Eine Stunde oder eine halbe Stunde vor dem Gottesdienst wird die Pfarrgemeinde mit dem sogenannten „Vorläuten“ zum Gottesdienst eingeladen. Eine Viertel Stunde vor Beginn der Messfeier erklingt das „Zusammenläuten“. Unmittelbar vor Beginn der hl. Messe wird „Zum Altar“ geläutet. An Samstagen sowie den Tagen vor Hochfesten wird nach dem abendlichen „Angelus“-Läuten außerdem die Sonntagsmesse bzw. die hl. Messe zum jeweiligen Hochfest eingeläutet.
Von Gründonnerstag bis Ostersonntag ersetzen vielerorts Ratschen die Kirchenglocken, um die Menschen zu den Gottesdiensten einzuladen.

14) Warum läuten während eines Gottesdienstes die Kirchenglocken?
Das „Zeichenläuten“ dient dazu, liturgische Handlungen wie z. B. die Wandlung während des Gottesdienstes anzuzeigen. Auch das Läuten zum Evangelium ist gebräuchlich. An Hochfesten wie Ostern oder Pfingsten wird der feierliche Einzug und Auszug ebenso meist von vollem Geläut begleitet wie das „Te Deum“ („Großer Gott, wir loben dich“) am Ende von festlichen Gottesdiensten.

15) Wann kommen Kirchenglocken außerdem noch zum Einsatz?
Die Glocken werden u. a. auch bei Taufen, Hochzeiten, Begräbnissen, Kirchenjubiläen, bei der Ernennung und dem Tod eines Diözesanbischofs sowie bei der Wahl und dem Tod eines Papstes geläutet. Je nach Bedeutung des Anlasses läutet man mit allen Glocken (Vollgeläute) oder nur mit einigen Glocken (Teilgeläute).

16) Welche Funktionen haben die Kirchenglocken darüber hinaus?
Mit dem sogenannten „weltlichen Geläut“, d. h. der Stundenschlag zur vollen Stunde und zu jeder Viertelstunde, wird die Uhrzeit angezeigt. Dies stammt aus der Zeit des Mittelalters, als der Großteil der Bevölkerung keine Uhr hatte und von der Turmuhr der Kirche abhängig war. Weltlichen Ursprungs ist auch das Glockengeläut in der Neujahrsnacht. Außerdem können in Abwesenheit von Alarmsirenen bei Notfällen und Umweltkatastrophen wie Feuer oder Hochwasser die Kirchenglocken geläutet werden.

17) Warum werden Kirchenglocken geweiht?
„Geweiht“ werden vor allem Personen, die in den Dienst Gottes gestellt werden wie Priester und Diakone sowie auch Kirchenbauten und Dinge, die für den dauernden liturgischen Gebrauch, also ausschließlich für den heiligen Dienst, bestimmt sind wie z. B. Glocken, Kelche oder Öle. Sachen, Gegenstände und Tiere werden nicht „geweiht“, wie es im Volksmund oft heißt, sondern „gesegnet“. Deshalb gibt es liturgisch gesehen keine „Auto-“, „Pferde-“ oder „Fleischweihen“, sondern entsprechende Segnungen.