Von „Invocabit“ bis „Dominica in Palmis de passione Domini“: Was die sechs Sonntage der Fastenzeit bedeuten
Klagenfurt, 19. 2. 21 (pgk). Der Sonntag als „Tag des Herrn“ gilt als „Ur-Feiertag“ des christlichen Glaubens. Christinnen und Christen feiern in der sonntäglichen Eucharistiefeier jede Woche aufs Neue die Auferstehung. Den sechs Sonntagen in der Fastenzeit kommt im Zugehen auf das Osterfest, dem Kernstück christlichen Glaubens, eine weitere Bedeutung zu. Jeder Fastensonntag hat nicht nur einen besonderen liturgischen Inhalt, sondern vor allem auch einen lateinischen Namen, der sich aus dem Eröffnungsvers der Liturgie zum jeweiligen Sonntag (= Introitus) ableitet.
21. Februar, „Invocabit“-Sonntag. Der Sonntag nach dem Aschermittwoch ist der erste Sonntag der Fastenzeit. Die lateinische Bezeichnung für diesen ersten Fastensonntag lautet „Invocabit“, abgeleitet vom Introitus aus Psalm 91: „Invocabit me, et ergo exaudiam eum“ / „Wenn er mich anruft, dann will ich ihn erhören“. Der erste Fastensonntag stellt das 40-tägige Fasten Jesu in der Wüste in den Mittelpunkt. Die Wüstenzeit Jesu, die dem öffentlichen Wirken Jesu vorangeht, steht gewissermaßen beispielhaft für die 40-tägige Fastenzeit vor Ostern. Traditionell wird am ersten Fastensonntag in den Kirchen der Fastenhirtenbrief des Diözesanbischofs verlesen.
28. Februar, „Reminiscere“-Sonntag. „Reminiscere miserationum tuarum“ / „Denk an dein Erbarmen, Herr“ (Ps 25,6) lautet der Eröffnungsvers der Liturgie zum zweiten Fastensonntag. Der liturgische Inhalt dieses so genannten „Reminiscere“-Sonntags ist ein Vorausblick auf Ostern. Die Evangelien des Tages berichten von der Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor und die damit verbundene Ankündigung seines Leidens sowie seiner Auferstehung.
7. März, „Oculi“-Sonntag. Die Liturgie des dritten Fastensonntags beginnt mit den Worten „Oculi mei semper ad Dominum“ / „Meine Augen schauen stets auf den Herrn“ (Ps 25,15). Am „Oculi“-Sonntag variieren die Themen der Lesungstexte je nach Lesejahr. Im diesjährigen Markus-Lesejahr B lenkt das Evangelium den Blick auf das erste Pessachfest (Ostern) und die Tempelreinigung. Wenn sich jedoch in einer Pfarre Erwachsene auf das Sakrament der Taufe in der Osternacht vorbereiten, wird das Evangelium von der Samariterin am Jakobsbrunnen gelesen (Joh 4). Hier geht es um das Wasser (den Geist Gottes), das den Lebensdurst des Menschen zu stillen vermag.
14. März, „Laetare“-Sonntag. Der so genannte „Laetare“-Sonntag (lat. „laetare!“ = Freue dich!), benannt nach dem Eröffnungsvers „Laetare Ierusalem …“ / „Freu dich, Jerusalem …“, steht ganz im Zeichen der Freude und ist somit das Pendant zum „Gaudete“-Sonntag, dem dritten Adventsonntag: An beiden Tagen geht es um Freude, um Vorfreude auf das große Fest, das am Ende der jeweiligen Vorbereitungszeit gefeiert wird. Am „Laetare“-Sonntag ist, ebenso wie am „Gaudete“-Sonntag in der Adventzeit, nicht Violett als Farbe der Buße die liturgische Farbe, sondern Rosa. Das Thema des Evangeliums wechselt am vierten Fastensonntag im Zyklus der Lesejahre. Im diesjährigen Markus-Lesejahr B steht das Gespräch mit Nikodemus in Jerusalem und somit das Ziel der Sendung Jesu im Mittelpunkt. Wenn sich jedoch in einer Pfarre Erwachsene auf das Sakrament der Taufe in der Osternacht vorbereiten, wird das Evangelium von der Heilung des Blindgeborenen gelesen (Joh 9). Hier geht es um das Sehen. Wer zum Glauben gekommen ist, sieht mit anderen Augen. So ist der Blindgeborene, der sich zu Jesus bekennt, am Ende in doppeltem Sinne sehend geworden. In Anlehnung daran wurde die Taufe in der Antike "Erleuchtung" genannt.
21. März, „Judica“-Sonntag. Der fünfte Sonntag der Fastenzeit trägt den Namen „Judica“ („Judica me, Deus“ / „Schaff’ Recht mir, Gott“). Früher wurde er auch erster Passionssonntag genannt. An diesem Sonntag werden in vielen Kirchen und Kapellen die Kreuze und Bilder verhüllt. Der Gekreuzigte soll den Blicken der Gläubigen entzogen sein, damit sie am Karfreitag neu das Kreuz und den, der an ihm gestorben ist, vor Augen haben. Es ist gewissermaßen ein Fasten für die Augen, um den Blick neu zu schärfen für das, was man sonst als ganz gewöhnlich und alltäglich ansieht. Die letzte öffentliche Rede Jesu (Joh 12,20-33) bildet in diesem Jahr den Evangelientext für diesen Sonntag. Wenn sich jedoch in einer Pfarre Erwachsene auf das Sakrament der Taufe in der Osternacht vorbereiten, wird das Evangelium von der Auferweckung des Lazarus gelesen (Joh 11). Es ist das größte Zeichen Jesu und weist bereits auf sein eigenes Los hin. Jesus offenbart sich als die Auferstehung und das Leben. Dieses ewige Leben soll den Täuflingen in der Osternacht geschenkt werden.
28. März, Palmsonntag. Der Palmsonntag (lat. Dominica in Palmis de passione Domini“) ist der letzte Sonntag der österlichen Bußzeit. Er bildet den Auftakt zur Heiligen Woche. Mit dem Palmsonntag beginnt die Liturgie der Kartage. Traditionell stehen am Anfang des Palmsonntags die Segnung der Palmzweige und die Lesung des Evangeliums vom Einzug Jesu in Jerusalem. Die erste Lesung aus dem Propheten Jesaja lenkt den Blick auf das Leiden des Gottesknechtes. Die zweite Lesung aus dem Philipperbrief thematisiert die Erniedrigung Jesu bis zum Kreuzestod. Schließlich wird am Palmsonntag bereits die Leidensgeschichte aus einem der drei Evangelien von Markus, Matthäus oder Lukas, den so genannten „synotpischen“ Evangelien, gelesen. Schon in der Eucharistiefeier des Palmsonntags gedenken Christinnen und Christen des Leidens und Sterbens Jesu, aber auch seiner Auferstehung. Diese drei Dimensionen gehören untrennbar zusammen. Der Palmsonntag beginnt mit Jubel und endet mit Stille. So leitet die Liturgie behutsam hinüber in die Karwoche.