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Symposium des „Forums Althofen“ zum Thema „Gesellschaft und Bildung“

Bischof Marketz: Im Bildungsbereich jungen Menschen mehr Gehör verschaffen

Klagenfurt, 25. 9. 23 (pgk). „Bildung muss uns helfen, eine Zukunft aufzubauen, die nicht von Spaltung, Verarmung von Denkvermögen und Vorstellungskraft geprägt ist, sondern auf Zuhören, Dialog und gegenseitigem Verständnis beruht“, sagte Diözesanbischof Dr. Josef Marketz vergangenen Freitag beim Symposium des „Forums Althofen“ zum Thema „Gesellschaft und Bildung“ im Kulturhaus in Althofen. Weitere Referenten im Rahmen der Veranstaltung waren Schulamtsdirektor Dr. Peter Allmaier, Bildungsminister Dr. Martin Polaschek und Bildungsdirektorin Mag. Isabella Penz.

Bischof Josef Marketz (Videostill aus der Livestreamübertragung / Internetredaktion)
Bischof Josef Marketz (Videostill aus der Livestreamübertragung / Internetredaktion)

Im Bildungsbereich gelte es in das Potential junger Menschen zu vertrauen und zu investieren, um ihnen zu helfen, „gemeinsam und mutig nach vorne zu schauen“, sagte Bischof Marketz. Es brauche nicht nur ein Bildungscurriculum, sondern auch einen Bildungsprozess, der möglichst viele miteinbeziehe. Erster und unverzichtbarer Ort für die Erziehung sei die Familie. Die nächste Erziehungsphase finde, so Bischof Marketz, an den Schulen statt, wo neben all der notwendigen Wissensvermittlung auch versucht werden solle, die Erziehung zu humanisieren, „das heißt, die jungen Menschen in den Mittelpunkt jedes Bildungsprozesses zu stellen, um ihre Besonderheit und ihre Beziehungsfähigkeit mit anderen hervortreten zu lassen und die notwendigen Voraussetzungen für eine ganzheitliche Entwicklung zu schaffen“. Erziehen sei viel mehr als nur Lehren, und es sei zu fragen, ob nicht zu viel auf Methoden und Wissensinhalte und zu wenig auf Motivationen und Ziele für Bildung gesetzt werde. Wir sollten mehr auf die Stimme von Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen setzen, „um gemeinsam eine Zukunft in Gerechtigkeit und Frieden, ein menschenwürdiges Leben für alle, aufzubauen“, so Bischof Marketz, der in seinem Statement auf den „Globalen Bildungspakt“ hinwies, zu dem Papst Franziskus vor drei Jahren Bildungsverantwortliche eingeladen hatte. Dazu brauche es eine ständige Neubelebung des Engagements der Lehrenden für und mit den jungen Menschen sowie eine Begeisterung für eine offene Bildung, die fähig sei, auch jungen Menschen zuzuhören, um konstruktiven Dialog und gegenseitiges Verständnis zu fördern. Dem Papst gehe es darum, die Bemühungen in einem breiten Bündnis zu vereinen, um reife Menschen zu formen, die in der Lage seien, gesellschaftliche Spaltungen und Gegensätze zu überwinden und das Gefüge der Beziehungen für eine geschwisterliche Menschheit zu suchen. Dabei sollten neue Wege erforscht werden, „wie man Wirtschaft, die Politik, das Wachstum und den Fortschritt verstehen kann, im Dienst des Menschen und der gesamten Menschenfamilie im Hinblick auf eine ganzheitliche Ökologie“. Besonders wichtig sei Papst Franziskus die Schöpfung. „Er nennt die Erde unser gemeinsames Haus, das uns aufgetragen ist zu hüten und zu pflegen, es vor der Ausbeutung seiner Ressourcen schützen, einen schlichteren Lebensstil annehmen und die umfassende Nutzung erneuerbarer Energiequellen, welche die Umwelt achten, anzustreben“, so Bischof Marketz.
Aufgabe der Katholischen Kirche im Bildungsbereich sei es, „prophetische Träume zu säen, die spirituelle Dimension einzubringen und die Gesellschaft an gesamtmenschliche Ziele von Bildung, Gerechtigkeit und Frieden zu erinnern“, so der Kärntner Bischof.

Schulamtsdirektor Dr. Peter Allmaier benannte in seinem Statement zwei große Dimensionen der Bildung, nämlich die Selbstwerdung und die Sozialisation. Mit letzterem Begriff sei gemeint, dass ein Mensch fähig gemacht werde, in der Gesellschaft einen wertvollen Beitrag zu leisten. Unter Bezugnahme auf Wilhelm von Humboldt, der in seinem Bildungskonzept Bildung von Arbeit trennte, erklärte Allmaier, dass Bildung nicht nur Ausbildung sei, die die Menschen dazu befähigt einen Beruf auszuüben und Leistung zu bringen, sondern dass es bei Bildung „auch um die Selbstwerdung des Menschen“ gehe. Dazu brauche es Lehrerinnen und Lehrer, die diesen jungen Menschen helfen zu entdecken: Was steckt denn in dir? Welche Fähigkeiten, welche Interessen, welche Begabungen?“. Es brauche zudem Menschen, die eine Meinung fassen können. Reine Lesekompetenz sei nicht ausreichend, wenn es um Bildung gehe. Hier sieht Allmaier auch die Wichtigkeit des Religionsunterrichtes: „Ich bin herausgefordert, meine Stellung zu beziehen, positiv wie negativ, um mich davon verändern zu lassen. Ich bin ein neuer Mensch, indem ich mich mit dem auseinandergesetzt habe. Deshalb ist für mich vor allem die religiöse Bildung im Schulbereich so wichtig“. Der Religionsunterricht sei der allererste „transzendierende Unterricht“, wo die Lernenden sich selbst übersteigen würden. „Wir brauchen gebildete Menschen, die über sich selbst hinauswachsen. Das wird die Zukunft sein“, so Allmaier.