Dompropst Guggenberger: Umweltschutz ist konkrete Form der Nächstenliebe und Kernthema der christlichen Kirchen
Symbolisches „Gletscherbegräbnis“ bei der Pasterze am Großglockner
Klagenfurt, 5. 9. 23 (pgk). Auf die Verantwortung der Menschen für die Schöpfung und die Dringlichkeit, diese rasch und umfassend zu übernehmen, hat Dompropst Msgr. Dr. Engelbert Guggenberger heute beim symbolischen Gletscherbegräbnis bei Österreichs größtem Gletscher, der Pasterze am Großglockner, hingewiesen. Guggenberger, der seine Kindheit und Jugend großteils am Hochweißstein in den Karnischen Alpen verbrachte und begeisterter Bergsteiger und (Eis-)Kletterer ist, leitete im Rahmen der Veranstaltung gemeinsam mit der evangelischen Pfarrerin Dr. Margit Leuthold aus Lienz einen symbolischen Trauerzug mit einem Sarg aus Eis von der Pasterze zum Besucherzentrum Kaiser-Franz-Josefs-Höhe. „Umweltschutz ist eine konkrete Form der Nächstenliebe. Deswegen ist es auch Anliegen und wesentliche Aufgabe der christlichen Kirchen, dies immer wieder und auf vielfältige Weise ins öffentliche Bewusstsein zu heben“, sagte Dompropst Guggenberger im Beisein von Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Tourismus, Wissenschaft und Sport. „Die Pasterze wird früher als gedacht ihre Zunge verlieren und nicht mehr Österreichs größter Gletscher sein. Wir verlieren damit nicht nur eine alpine Naturschönheit, das Abschmelzen des Gletschers hat für uns alle gravierende Folgen“, wies Guggenberger auf die Auswirkungen des „durch das Verhalten des Menschen hervorgerufenen Klimawandels“ hin. Wenn etwas Großes wie zum Beispiel die Naturgegebenheit eines beeindruckenden Gletschers zu Ende gehe, werfe das, so der Dompropst, „existentielle Fragen nach Tod und Leben, nach Ende und Anfang, nach Vergangenheit und Zukunft auf“. Das Verschwinden des Gletschers sei nicht nur ein großer Verlust für die Gegenwart, sondern vor allem auch eine schmerzliche Minderung der Lebensqualität der zukünftigen Generationen. Es benötige daher „eine neue gesellschaftliche Debatte darüber, welchen Lebensstil wir in Zukunft brauchen und wollen“. Dies beginne mit der Frage nach einer ganzheitlichen Ökologie im Sinne der Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus, die Umwelt- mit Wirtschafts- und Sozialfragen verbindet, und setze sich fort auf gesellschaftspolitischer Ebene, indem das Leben und die Lebensqualität der nächsten Generation bewusst im Auge behalten werde. Letztlich müsse sich aber jede und jeder Einzelne von uns die Frage stellen, wie der persönliche Lebensstil so verändert werden könne, dass Nachhaltigkeit im Alltag konkrete Umsetzung erfahre. Es braucht „Kraft zu Engagement und Verzicht, ohne den die notwendige Veränderung nicht möglich sein wird“, sagte Dompropst Guggenberger und ermutigte dazu, „in der Reduktion auf das Wesentliche einen Zugewinn im Leben zu entdecken“.
Pfarrerin Leuthold, die in Vertretung des aufgrund einer Verletzung verhinderten Superintendenten Mag. Manfred Sauer an der ökumenischen Trauerfeier teilnahm, bezeichnete das Gletscherbegräbnis als "Aufruf zur Umkehr". "Unsere Berge reagieren auf die globale Klimaveränderung und unser Bild der heilen Welt hier bei uns schmilzt mit dem Gletscher dahin", so Leuthold. Es gelte daher "Augen und Ohren zu öffnen, für die Forderungen junger Menschen, die sich um die zögerliche Klimapolitik Sorgen machen".
Nach der symbolischen Beisetzung des Eis-Sargs, den der Heiligenbluter Bildhauer Max Seibald gefertigt hat, stellten Referentinnen und Referenten aus verschiedenen Bereichen die sozialen, ökonomischen und ökologischen Auswirkungen des Klimawandels in den Mittelpunkt von Kurzvorträgen.
Organisiert wurde die Veranstaltung von „Protect Our Winters Austria“ in Zusammenarbeit mit dem Referat für Schöpfungsverantwortung der Diözese Gurk, der evangelischen Kirche Kärnten/Osttirol und der KEM Region Mölltal.