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Dompropst Guggenberger bei Festakt „900 Jahre Gurker Domkapitel“: Domkapitel setzt wertvolle Akzente in Kirche und Gesellschaft

Klagenfurt, 21. 4. 23 (pgk). Mit einem Festakt im Klagenfurter Dom feierte das Gurker Domkapitel, nach dem Salzburger Domkapitel das zweitälteste Österreichs, gestern Abend im Beisein des Grazer Domkapitels mit Dompropst Dr. Heinrich Schnuderl an der Spitze sowie von hohen Repräsentanten aus Kirche, Gesellschaft und dem Öffentlichen Leben sein 900-jähriges Bestehen.
Dompropst Msgr. Dr. Engelbert Guggenberger verwies in seiner Begrüßungsrede auf die „wertvollen Akzente in Bildung und Kultur, im karitativen und sozialen Bereich, aber auch in der Gestaltung des öffentlichen und politischen Lebens“, welche das Domkapitel in den vergangenen 900 Jahren gesetzt habe und weiterhin setze. Im Alltag des kirchlichen Lebens falle das Domkapitel, abgesehen von seiner liturgischen Tracht, nicht sonderlich auf. Es verrichte, so Guggenberger, „vergleichbar einem Aufsichtsrat seine Arbeit eher im Hintergrund des Geschehens“. Das 900-Jahr-Jubiläum sei nun Anlass, diese kirchliche Institution und ihre Protagonisten vor den Vorhang zu holen und ihr Wirken in Geschichte und Gegenwart zu bedenken, sagte der Dompropst und betonte gleichzeitig, „dass der Blick nicht bei der Vergangenheit stehen bleiben, sondern die Gegenwart ins Auge gefasst werden soll, um das zur Sprache zu bringen, was heute Thema ist“. Es sei dem Domkapitel ein besonderes Anliegen, im Sinne von gelebter Gottes- und Nächstenliebe anlässlich des 900-Jahr-Jubiläums ein doppeltes Sozialprojekt zu stiften. So überreichte Dompropst Guggenberger am Ende des Festaktes an Caritasdirektor Mag. Ernst Sandriesser einen Scheck in Höhe von € 10.000.- für das St. Hemma-Haus der Caritas in Friesach.
Diözesanbischof Dr. Josef Marketz dankte dem Domkapitel in seinem Grußwort dafür, dass es das Erbe der hl. Hemma 900 Jahre lang „sehr verantwortungsvoll“ bewahrt habe. Es sei wichtig, so der Kärntner Bischof, dass dieses Erbe erhalten und auch an die nächsten Generationen weitergegeben werde. Bischof Marketz wies darauf hin, dass er versuche, die Diözese mit dem Domkapitel und vielen weiteren Gremien zu leiten. „Kompetenzen sind heute breit gestreut und nicht nur auf den Bischof und das Domkapitel beschränkt“, so Bischof Marketz.
Superintendent Mag. Manfred Sauer gratulierte dem Domkapitel zum runden Jubiläum und würdigte die gute Zusammenarbeit zwischen der evangelischen Kirche und dem Domkapitel. Zwischen ihm und den Mitgliedern des Domkapitels gebe es eine „freundschaftliche Verbundenheit, die über die Jahre gewachsen ist“. Das Domkapitel habe, so Sauer, „in der sehr schwierigen Zeit der Sedisvakanz die Diözese souverän und sicher geführt“. In diesem Zusammenhang betonte er die Doppelfunktion des Domkapitels „in dessen Hinwendung zu den Gläubigen, die sich zur Kirche bekennen und sie mitgestalten wollen, einerseits und zum Bischof andererseits“. Diese Zuwendung brauche es, so der Superintendent, in beide Richtungen.
Für das Land Kärnten nahm LH-Stv. Martin Gruber am Festakt teil und erinnerte in seinem Grußwort daran, dass das Domkapitel in der „sehr herausfordernden Zeit der Sedisvakanz seine Kompetenz bewiesen hat“. Das 900-Jahr- Jubiläum sei, so Gruber, „ein beeindruckendes Zeichen für Kontinuität“. Christlich-soziale Werte, für die das Domkapitel und die christlichen Kirchen insgesamt stehen würden, seien in Zeiten der Krisen „ein ganz wichtiger Ankerpunkt und bieten Sicherheit“.
Der Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider betonte die wichtige Aufgabenstellung und Bedeutung des Domkapitels. Das Domkapitel sei „in herausfordernden Zeiten eine Stütze für die Menschen“.
Im Rahmen des Festaktes, der von den beiden Domkapitularen Msgr. Dr. Jakob Ibounig (Ordinariatskanzler) und Dr. Peter Allmaier (Dompfarrer) moderiert wurde, präsentierte der ehemalige langjährige Diözesanarchivar Univ.-Doz. Dr. Peter Tropper die von ihm herausgegebene Jubiläumsfestschrift „900 Jahre Gurker Domkapitel“. Das Buch führe, so Tropper, „die Bedeutung des Domkapitels nicht nur für die Geschichte des kirchlichen Lebens, sondern für die Geschichte des Landes Kärnten insgesamt vor Augen“. Weiters stelle die Publikation nach einer Reflexion dreier Domherren zum Thema ´Domkapitel heute´ die Geschichte dieser Einrichtung dar, denn, so Tropper, „die Existenz des Gurker Domkapitels war bis vor wenigen Jahren nicht sehr bekannt“. Dies habe sich im Juli 2018 mit der Bestellung von Dompropst Guggenberger zum Diözesanadministrator, der dann während der Sedisvakanz gemeinsam mit den Mitgliedern des Domkapitels die Katholische Kirche in Kärnten geleitet habe, „schlagartig geändert“. Die Publikation stellt neben der Geschichte des Domkapitels auch dessen gegenwärtigen Status als Beratungs- und Entscheidungsgremium, Priester- und Gebetsgemeinschaft sowie Bindeglied zwischen Diözese und Pfarren dar. Ein großer Teil des 200 Seiten umfassenden Buches mit mehr als 100 Fotos und Illustrationen – erhältlich zum Preis von € 21.- im Behelfsdienst der Diözese Gurk – bietet die Biogramme von nahezu 130 Domherren, die diesem Gremium seit der Übersiedlung des Kapitels von Gurk nach Klagenfurt (1787) angehört haben und gegenwärtig noch angehören.
Den Festvortrag zum Thema „Das Heilige, das Abscheuliche, das Erhabene“ hielt
Univ.-Prof. Dr. Robert Pfaller (Kunstuniversität Linz). Zu Beginn seiner Ausführungen dankte er dem Domkapitel für die Einladung, „sozusagen aus der betriebsfremden Perspektive des Philosophen oder Kulturtheoretikers zu den Gästen sprechen zu dürfen“. Gerade in einer Zeit, in der viele Menschen fast nur noch das ertragen könnten und an sich heranlassen würden, was ihrer eigenen, vertrauten Sichtweise nahekomme, sei dies eine „bemerkenswerte und vorbildliche Ausnahme“.
Es sei „ein Beleg für den Versuch, Offenheit zu zeigen und etwas möglicherweise recht Fremdem oder auch Befremdlichem Aufmerksamkeit zu schenken“ und erfülle ihn mit „Freude, Respekt und Dankbarkeit“. Den für unsere Gegenwart „so charakteristischen Zustand, dass Menschen zunehmend sich nur noch dem aussetzen, was ihren eigenen Ansichten, Vorlieben und Zugehörigkeiten entspricht“, stellte der Linzer Kulturtheoretiker auch in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Der Titel seines Vortrags „Das Heilige, das Abscheuliche, das Erhabene“ solle ein bestimmtes Kulturelement kennzeichnen, das der religiösen Erfahrung wohl in allen bekannten Religionen zugrunde liege, aber auch außerhalb davon im Leben der Menschen anzutreffen sei: „eine Kulturentwicklung einer Säuberungstendenz, die die Menschen nur noch mit den vertrauten `Identitäten´ in Kontakt kommen lassen will oder nur noch mit den gesunden Dingen und Tätigkeiten, nur noch mit dem unmittelbar Angenehmen, nur noch mit den unmittelbar ökonomisch rentablen Dingen, nur noch mit den anständigen Worten oder eben nur noch mit jenen Ansichten, die den eigenen Standpunkten entsprechen“. Diese Kulturentwicklung verändere gegenwärtig das Zusammenleben der Menschen in gravierender Weise und lasse auch die Religionen nicht unberührt, so Pfaller.

Musikalisch umrahmt wurde die Feier von Robert und Stefan Hofer (Trompeten) und Domorganist Klaus Kuchling. Im Anschluss an den Festakt lud das Domkapitel zur Agape ein.
Liturgisch gefeiert wird das Jubiläum „900 Jahre Gurker Domkapitel“ am Hemmatag, dem 27. Juni, mit einem Festgottesdienst mi Diözesanbischof Dr. Josef Marketz und dem Domkapitel im Gurker Dom.